Die irische Heilerin
Die kurze Antwort beendete die Auseinandersetzung. Connor hatte, so gut er es vermochte, trainiert. Nun konnte er nur noch auf die richtige Gelegenheit warten.
Sie banden die Pferde fest, dazu hatten sie einen Platz nahe einem Fluss gewählt. Ein Wasserfall fiel in Kaskaden in einen kleinen Teich. Nicht weit entfernt fanden sie eine mit Holz ausgekleidete Mulde in der Erde. Die Kochstelle bedeutete, dass andere, vielleicht Jäger, schon zuvor hier gelagert hatten. Die Mulde war mit Regenwasser gefüllt. Ewan leerte seinen Wasserschlauch in die Kochstelle, brachte noch weiteres Wasser aus dem Teich, bis sie ganz gefüllt war.
Als das Feuer loderte, legte Trahern einige Steine in die Flammen, um sie fürs Kochen zu erhitzen. Er reichte Connor ein Horn mit Ale. Seine Augen glitzerten spitzbübisch. „Ich würde gern mehr über diese Frau wissen, über Eileen. Und das Mädchen, das wie unsere Mutter aussieht.“
„Sie ist meine Tochter“, gab Connor zu. „Ich habe erst vor kurzer Zeit von Rhiannon erfahren.“
Rhiannon. Der Name seiner Tochter erfüllte ihn mit Unsicherheit und Demut. Er wollte sie besser kennenlernen, die Abneigung, die das Mädchen gegen ihn verspürte, mildern.
Patricks Augen wurden schmal. „Eileen hätte dir schon lange vorher von ihr erzählen sollen.“
„Es war genauso meine Schuld wie ihre“, sagte Connor. Er nahm einen Schluck aus dem Horn und gab es an Bevan weiter.
„Hast du vor, Eileen zu heiraten?“, fragte Trahern.
Die Frage traf ihn unvorbereitet. „Ich weiß es nicht.“
Er hatte sich nicht erlaubt, sich eine Zukunft über die nächsten Tage hinaus vorzustellen. Seine Aufmerksamkeit war ganz auf den Ausgang des Kampfes konzentriert. Er war blind für alles, was danach kommen konnte. Er wagte es nicht, sich seine möglichen Aussichten auszumalen.
Patrick und Bevan tauschten einen stummen Blick, den Connor geflissentlich ignorierte. Er konnte sehr gut ohne ihre Spekulationen leben. Es ging sie nichts an.
Trahern holte die heißen Steine aus dem Feuer und benutzte ein dickes Tuch, um sie in die wassergefüllte Mulde zu legen. Dampf zischte, und in kurzer Zeit kochte das Wasser. Patrick reichte eine Hirschkeule an Trahern, der sie in Stroh wickelte und fest verschnürte. Trahern legte das Fleisch in das kochende Wasser und unterhielt sie mit Geschichten, während sie sich vor dem Feuer entspannten.
Als der Nachmittag langsam in den Abend überging, betrachtete Connor die Gesichter seiner Brüder. Sie waren alle gekommen, um ihm ihren Beistand anzubieten, hatten sich geweigert, ihn diese Reise allein unternehmen zu lassen. Er war ihnen dankbar. Und er betete, dass dies nicht das letzte Mal war, dass er sie sah. Er wollte nicht sterben, aber ein Teil von ihm war sich seiner beschränkten Möglichkeiten sehr wohl bewusst. Dieser Kampf würde jede Faser seiner Kraft fordern und ihn bis an seine Grenzen und darüber hinaus führen.
Ein raschelndes Geräusch ließ die Männer ihre Schwerter ziehen. Ein einzelner Reiter tauchte aus der Dunkelheit auf, und Connor erkannte schließlich Eileen.
Dunkle Haarsträhnen hatten sich aus dem Zopf gelöst und umflossen ihr Gesicht. Sie war rasch geritten und atmete schnell.
Connor griff nach den Zügeln ihrer Stute und half ihr vom Pferd. „Was ist geschehen? Ist etwas nicht in Ordnung?“
Als sie vor ihm stand, sah er die Schatten der Erschöpfung, die auf ihrem Gesicht lagen. „Etwas ist tatsächlich nicht in Ordnung. Du hast uns zurückgelassen, ohne dich von uns zu verabschieden.“
Ihre Hände legte sie auf seine Schultern. In ihren Augen entdeckte er Besorgnis und Schmerz. Sie senkte die Stimme zu einem Flüstern. „Wenn du willst, dass ich gehe, werde ich gehen. Aber ich wollte dich vor dem Kampf wenigstens noch einmal sehen.“ Ihre Hand strich durch sein Haar, und ein heftiges Verlangen ergriff sein Innerstes und vernichtete mit einem Schlag alle seine guten Gründe, warum er sie nicht bei sich haben wollte.
„Geh nicht“, sagte er. Sein Daumen liebkoste ihre Schläfe, und er zog ihren Körper fest an den seinen. Der Duft getrockneten Salbeis überflutete seine Sinne. Auch wenn er glaubte, dass es keine Zukunft für sie beide gab, fühlte es sich richtig an, sie hier bei sich zu haben.
Eileen warf einen Blick zu seinen Brüdern herüber. „Gibt es einen Ort, an dem wir allein reden können?“
Connor nahm ihre Hand und ging mit ihr zu einem kleinen Wäldchen. Weiche Farne bedeckten den Boden wie ein Teppich, und
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