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Die irische Heilerin

Die irische Heilerin

Titel: Die irische Heilerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MICHELLE WILLINGHAM
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alten Wunden zu heilen.“
    „Einige Wunden kann man nicht heilen.“
    Sie blickte auf seine missgeformten Hände hinunter. „Nein. Einige Wunden nicht.“
    Er griff nach ihren Handgelenken und hielt sie fest. „Sag mir eins, Eileen. Warum hast du Liannas Platz eingenommen? Und sag nicht, dass es wegen der Ernte war. Kein Mädchen würde einem Fremden wegen seine Jungfräulichkeit opfern.“
    „Du warst niemals ein Fremder für mich“, flüsterte sie. „Du warst mein Traum. Ein Traum, den ich niemals haben konnte.“ Sie kniete sich hin und fuhr mit ihrer Handfläche über die rauen Flächen seines Gesichts.
    Aber er küsste sie nicht. Seine Haut hätte aus Eisen statt aus Fleisch sein können, so fern war er ihr.
    „Warum ist dieser Kampf so wichtig für dich?“ Sie ließ ihre Hand fallen, wütend, dass sie ihn überhaupt berührt hatte. „Flann wird dich verwunden. Schlimmer, als er es beim letzten Mal getan hat.“
    „Ich muss wieder der Mann werden, der ich vorher war.“
    „Und was, wenn ich den Mann will, der du jetzt bist?“ Sie legte ihr Herz vor ihm offen, obwohl sie wusste, dass er sie verletzen würde.
    „Würdest du einen Mann ohne Ehre wollen?“, fragte er sie zurück. „Bitte mich nicht, wie ein Feigling dazustehen.“
    Sie senkte den Kopf und erkannte, dass er sich nicht würde umstimmen lassen. „Ich will, dass du lebst“, flüsterte sie. „Für mich und für unsere Tochter. Und wenn du darauf bestehst, dich wegen der Ehre zu opfern, dann bleibt nichts mehr übrig.“
    Auf seinem Gesicht zeigte sich tausendfaches Bedauern. Er legte seine missgestaltete Hand an ihr Gesicht und beugte sich vor. Seine Lippen trafen die ihren in einem sanften, unerwarteten Kuss.
    „Es ist besser so, a chroí.“

19. KAPITEL
    In der grauen Morgendämmerung ritten Connor und seine Brüder durch die Felder von Laochre. Eileens Anwesenheit gab ihm Kraft. Doch er hatte sie gewarnt, nicht mit ihm die Grenze zu Flann Ó Banníons Land zu überqueren. Dies war sein Kampf, nicht der ihre.
    Drei Tage blieben bis zum Fest von Samhain. Connor zwang seine rechte Hand um den Schwertgriff seines Bruders. Das kühle Metall, eine Mischung aus Stahl und Elfenbeinintarsien, wärmte sich unter seiner Hand. Während des gesamten Rittes konzentrierte er sich auf den bevorstehenden Kampf. Und doch kehrten seine Gedanken immer wieder zu Eileen zurück.
    Sie hatte gewollt, dass er sich wie ein Feigling von dem Kampf zurückzog. Warum konnte sie nicht sehen, dass seine Ehre alles war, was ihm noch geblieben war? In den letzten Tagen war sie ihm aus dem Weg gegangen. Er gab nur ungern zu, dass er es bemerkt hatte, denn er hatte sich daran gewöhnt, sich mit ihr zu unterhalten.
    Auch ihr Geschmack war ihm noch gut in Erinnerung, die Süße, die sie versprochen hatte.
    Was, wenn ich den Mann will, der du jetzt bist?, hatte sie gefragt. Er glaubte ihr nicht. Keine Frau wollte einen missgestalteten Mann, der seine Familie nicht beschützen konnte. Bis er seine Stärke bewiesen hatte, besaß er nicht das Recht, Rhiannons wirklicher Vater zu sein.
    In der Vergangenheit hatte er als Söldner gelebt, war von einem Clan zum anderen gezogen. Die einzige Hoffnung, die er auf eine dauerhafte Heimat und eine Familie hatte, war, eine Position als Stammesführer zu gewinnen.
    Er warf einen Blick zu seinem Bruder Patrick hinüber. Patrick hatte um das Recht, König zu sein, gestritten, als ihr ältester Bruder Uilliam im Kampf gefallen war. Es war richtig, dass er den Clan anführte. Er hatte es sich verdient. Auch sein Bruder Bevan hatte eigenes Land gewonnen, indem er eine normannische Edelfrau heiratete.
    Connor schluckte seinen Neid herunter. Warum war es ihm einfach nicht möglich, mit dem, was er vorweisen konnte, zufrieden zu sein? Trahern und Ewan hatten nicht dieselben Ambitionen wie er. Manchmal wünschte er, er könnte seine Sehnsüchte und Wünsche endlich aufgeben.
    „Bist du bereit für diesen Kampf?“, fragte sein Bruder Ewan, als sie spät am Nachmittag hielten, um ihr Lager aufzuschlagen. Sorgen legten die Stirn des Jungen in Falten. „Ich habe dich nicht mit den Männern trainieren sehen.“
    „Ich habe seine Übungen überwacht“, antwortete Patrick. „Er ist bereit.“
    Connor fing seinen Blick auf und sandte ihm einen stummen Dank für sein Vertrauen. Bevan schien jedoch Zweifel zu haben.
    „Flann Ó Banníon ist kein Krieger, der einfach zu besiegen ist. Er kennt deine Schwächen.“
    „Und ich kenne die seinen.“

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