Die irische Heilerin
Offensive zu gehen, mussten sich seine Bemühungen doch hauptsächlich darauf konzentrieren, sich gegen Flanns schwere Angriffe zu verteidigen. Jeder kraftvoll ausgeführte Schlag vergrößerte den Schmerz in seinen Händen.
„Du warst schon immer ein guter Kämpfer“, sagte Flann mit durchdringendem Blick.
„Ich bin von dem Besten trainiert worden.“ Connor schwang seine Klinge, Metall klang gegen Metall.
„Du bist besser geheilt, als ich vermutete.“
Connor umkreiste seinen Gegner, schätzte Flann ab. Sie waren sich als Kämpfer ebenbürtig. Er war dankbar dafür. Wenn er seinen Gegner jetzt besiegte, würden alle wissen, dass er seine volle Stärke wiedererlangt hatte.
Der Kampf ging weiter, während beide den jeweils anderen auf Schwachstellen testeten. Dann drehte Flann auf einmal sein Schwert und platzierte mit der flachen Seite einen grausamen Schlag auf Connors Handgelenke.
Glühender Schmerz durchfuhr Connor, und seine rechte Hand gab nach. Er kämpfte darum, den Griff seiner Waffe in der Hand zu behalten, und es gelang ihm nur mühsam, einen weiteren harten Schlag von Flanns Schwert abzuwehren. Das Clanoberhaupt nutzte seinen Vorteil. Er warf sich regelrecht in den Kampf und entwaffnete Connor mit einem weiteren mächtigen Hieb.
Connor hechtete über den Boden und griff nach seiner Waffe. Flann führte sein Schwert nach unten, und die Klinge traf Connors Oberarm. Doch seine Hand fand den Schwertgriff, und er hob die Waffe rechtzeitig, um sich gegen einen weiteren Schlag zu verteidigen.
„Du kannst nicht gewinnen“, sagte Flann milde. „Aber meine Tochter hat um dein Leben gebettelt. Ich könnte ihr den Wunsch erfüllen, nur damit du vor meinen Leuten erniedrigt wirst.“
Blut strömte über Connors Arm, aber er fühlte keinen Schmerz. Hinter Flann entdeckte er Eileen, die vor all den anderen Soldaten stand. Sie trug ein grünes Überkleid und hatte ein einfaches dunkelgrünes Band in ihr Haar geflochten. Er erinnerte sich an die Nacht, als er es ihr gegeben hatte.
Nackte Angst spiegelte sich in ihren Augen wider. Wie jeder andere zweifelte sie an seinen Fähigkeiten und glaubte, er würde sterben. Ihr Mangel an Vertrauen war ähnlich schmerzhaft wie ein Schnitt in die Haut mit einer scharfen Klinge.
Er hatte sich ihr in diesem Kampf beweisen wollen. Aber sie sah wie alle anderen auch, dass er dabei war, ihn zu verlieren. Auch wenn er auf den Füßen blieb, belasteten die ständigen Drehbewegungen seine Handgelenke. Sein Halt wurde immer unsicherer.
Die Trauer in ihren Augen zu sehen raubte ihm die Stärke. Er drehte sich, um einem weiteren Schlag auszuweichen. Seine Muskeln brannten.
Danach wendete sie ihm den Rücken zu und ging.
Sie würde diesen Kampf beenden, egal, was es sie kostete. Eileen drängte sich durch die Menge, bis sie Patrick fand. Sie griff an seine Taille, und ihre Hand schloss sich um seinen Dolch.
Er griff ihr Handgelenk. „Was habt Ihr damit vor?“
„Ich brauche ihn. Der Kampf hat lange genug gedauert.“
„Habt Ihr vor, Ó Banníon selbst entgegenzutreten?“ Ein warnender Blick trat in Patricks Augen. „Seid nicht töricht.“
„Nicht Ó Banníon. Seiner Tochter.“
Patrick ließ sie los. Amüsement ließ seine Augen dunkler strahlen. Eileen eilte zu einer erhöhten Plattform, die sich am anderen Ende des Raums befand. Sie war voller Wut. Wenn sie nicht handelte, würde Connor sterben.
Während die Menge aufschrie, näherte sie sich unbeirrt Deirdre Ó Banníon. Aus dem Augenwinkel sah sie Connor am Boden und Flann, der auf ihn zuging.
Vorsichtig schlich sie sich hinter Deirdre. Niemand schien sie zu bemerken, denn alle Augen waren auf den Kampf zwischen Connor und Flann gerichtet.
Mit einer schnellen Bewegung griff sie eine von Deirdres goldenen Locken und schnitt sie ab. Anschließend legte sie die Klinge an ihren Hals.
„Ich denke, es ist Zeit, dass Ihr Eurem Vater die Wahrheit sagt.“
Deirdre kreischte auf, aber Eileen hielt ihre Klinge fest am Hals der verräterischen Hexe.
„Wie könnt Ihr es wagen, mich zu berühren? Vater!“,schrie Deirdre.
Flanns Klinge hing regungslos in der Luft, und Eileen bemerkte plötzlich, dass ein Dutzend Soldaten bereitstanden, um sie zu überwältigen. Stille breitete sich in der Großen Halle aus.
„Deirdre will etwas gestehen“, sagte Eileen.
Ein Soldat stürmte auf sie zu, aber Eileen presste ihre Klinge so fest an den Hals von Flann Ó Banníons Tochter, dass eine schmale Blutspur hervortrat.
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