Die irische Heilerin
Schmerz seiner Verletzungen wurde stärker.
Und dann sah er nichts mehr.
22. KAPITEL
Eileen eilte an Connors Seite. Blut lief von seinen Armen, aber was sie mehr beunruhigte, war die Tatsache, dass er sich ganz heiß anfühlte. Ein Schweißfilm stand auf seiner Stirn, und sie verstand plötzlich, dass er noch einen anderen Kampf kämpfte, einen gegen unsichtbare Dämonen.
Sie barg seinen Kopf in ihren Armen. „Ich muss mich um seine Wunden kümmern. Helft mir, ihn in eine Kammer zu bringen.“
„Ich werde nach unserer Heilerin Illona schicken“, bot Flann an. Er gab den Befehl, und Eileen musste sich gegen ihre wachsende Angst wappnen. Hatte sie die richtigen Kräuter bei sich? Sie wusste es nicht.
Als die Männer Connor forttrugen, folgte sie ihnen, währenddessen sagte sie zu Rhiannon: „Ich brauche deine Hilfe, a in íon. Kannst du mir Holunder, Ringelblume und sauberes Leinen bringen?“
„Sind es die Blattern?“, fragte Rhiannon, und ihr kleines Gesicht spiegelte Eileens eigene Furcht wider.
Bei allen Heiligen, daran hatte sie gar nicht gedacht. Sie zählte die Tage im Kopf. Eine dunkle Panik überfiel sie. Heilige Belisama, es war möglich. Dashohe Fieber–sowares auchbei Whelon gewesen.
„Geh und hol, was ich benötige“, befahl sie ihrer Tochter. „Und beeil dich!“
Ihre Hände zitterten. Sie schalt sich, dass sie nicht die Röte seiner Haut bemerkt hatte, die Art, wie er sich bewegte, wie in einem Traum. Der Gedanke an den Tod ließ sie für einen Moment an sich zweifeln. Sie hatte Whelon und Pádraig nicht helfen können. Was, wenn sie auch Connor nicht retten konnte? Allein die Vorstellung zerriss ihr fast das Herz. Sie brauchte ihn. Er war der fehlende Teil von ihr, der Mann, von dem sie immer geträumt hatte.
Sie konnte nicht zulassen, dass er starb. Er hatte sich diesem Kampf trotz scheinbar unüberwindlicher Hindernisse gestellt und gewonnen. Nun musste sie dasselbe tun.
Als ihn die Männer auf das Lager legten, öffnete Eileen seine Tunika und zog sie ihm über den Kopf. Ihre Hände glitten über seine fieberheiße Haut, suchten nach Wunden. Sie entdeckte kleinere Schnitte, Prellungen, eine Rippe, die gebrochen sein mochte. Sie prägte sich jede Verletzung ein und forschte weiter nach Anzeichen eines Ausschlags auf seiner Haut.
Bislang fand sie keine. Aber sie würde nicht ruhig atmen können, bis er wieder gesund war. Die Blattern erschienen manchmal erst nach einigen Tagen. Sie konnte nur wachsam bleiben und beten.
Schließlich bemerkte sie eine Schwellung an seinem linken Handgelenk. Genau wie beim ersten Mal zeigte die Haut eine tiefviolette Färbung. Was hatte er für Schmerzen ertragen müssen! Sie würde wieder Schienen für das gebrochene Handgelenk brauchen.
Wie war es ihm möglich gewesen, den Kampf zu beenden? Kein Mann hätte diesen Schwertkampf gewinnen können, nicht mit einer derart verletzten Hand. Aber irgendwie war es ihm doch gelungen.
Eileen beugte sich vor. „Ich weiß, dass du mich nicht hören kannst“, flüsterte sie, „aber ich werde dich nicht sterben lassen. Und wenn du aufwachst, werden wir dein Handgelenk heilen, genau wie wir es schon einmal getan haben.“ Sie strich ihm übers Haar und wünschte sich ein Zeichen, dass er sie gehört hatte. Aber da war nichts.
Als Rhiannon mit dem Leinen kam, wusch Eileen Connors Haut und behandelte die Verletzungen an seiner Schulter und den Armen. Ein Schnitt war tiefer, als sie gedacht hatte, und Eileen schickte ihre Tochter erneut los, diesmal um Nadel und Faden und Schienen zu bringen.
Auch wenn ihre Finger geschickt mit der Nadel umgingen, fühlte Eileen doch jeden Einstich, als wäre es ihre eigene Haut. Connor hatte das Bewusstsein noch nicht wiedererlangt. Sein Körper war so still. Schweiß stand auf seiner Stirn, und seine Muskeln waren steif.
Sie war sich bewusst, dass viele Leute ihr bei der Arbeit zusahen. Vielleicht war sogar die Heilerin Illona unter ihnen. Aber es war ihr egal, was sie von ihren Kenntnissen hielten. Einzig wichtig war jetzt Connor. Sie legte eine Hand an seine Wange.
Während des Kampfes hatte sie angeboten, ihn für sich aufzugeben, wenn das bedeutete, dass er leben würde. Auch wenn der Gedanke, dass Deirdre ihn berühren könnte, ihr vollkommen unerträglich schien.
Aber er hatte abgelehnt. Er hatte sie abgewiesen, seine Augen waren nur auf Eileen gerichtet. In jenem zerbrechlichen Moment hatte sie gefühlt, dass sie ihm etwas bedeutete. Auch wenn er es ihr nie
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