Die irische Heilerin
schloss Póla in seine Arme. „Denkst du nicht, dass sie es verdient, glücklich zu sein?“
„Ich denke, dass du ein alter Mann bist, der sich in alles einmischen muss und der sich besser aus Eileens Leben heraushalten sollte.“
Er hob ihr Kinn, sodass sie ihn ansah. „Ich habe ein Geheimnis, das ich die letzten Monate mit mir herumgetragen habe und das ich jetzt mit dir teilen möchte. Kann ich dir vertrauen?“
Ihr Gesicht wurde weich. „Natürlich.“
„Eachan ist nicht der Vater von Eileens Tochter. Rhiannon gehört Connor.“
Póla wurde blass. „Ich verstehe nicht. Sie … sie haben nie …“
„Ich werde dir eine Geschichte erzählen, a stór.“ Er nahm sie in seine Arme und küsste ihr die Wange. „Und wenn ich damit fertig bin, wirst du verstehen, was ich Eachan versprechen musste. Er hat mich gebeten, die beiden zusammenzubringen, denn er hat Eileen sehr geliebt. Er wollte, dass sie den Mann bekommt, den sie wirklich will.“ Pólas Augen füllten sich mit Tränen, und er wusste, dass er ihr Herz berührt hatte.
„Das Schicksal hat sie zusammengeführt, und so werde ich das Versprechen halten, das ich Eachan gegeben habe.“
„Unsere Tochter ist eigensinnig“, antwortete Póla, den Blick in die Ferne gerichtet. „Sie könnte Connor bitten, einfach zu gehen.“
„Dann werden wir einen Weg finden müssen, dass dies nicht passiert.“ Und Graeme Ó Duinne besiegelte sein Vorhaben mit einem Kuss.
6. KAPITEL
„Du bist Connor MacEgan“, sagte der Junge und winkte den Krieger heran. Das Kind saß draußen vor einer der Hütten und zupfte in einem kleinen Garten Unkraut.
Der Knabe hatte zimtfarbenes Haar und dunkelgrüne Augen. Ein freundliches Lächeln stand auf seinen Lippen. Die Arme waren von der Sonne leicht gebräunt und wiesen schon in diesen jungen Jahren starke Muskeln auf. Von der Taille aufwärts war er wie andere Jungen in seinem Alter. Aber sein rechtes Bein endete in einem Stumpf über dem Knie.
„Wie heißt du?“, fragte Connor, der sich bemühte, nicht auf das fehlende Bein des Knaben zu starren.
„Mein Name ist Whelon Ó Duinne. Und du bist einer der großen Krieger.“ Das Gesicht des Kindes strahlte vor Begeisterung.
Connor hielt seine bandagierten Hände hoch. Die Aufregung Whelons war ihm unangenehm. „Ich war es einst.“
„Kannst du mich unterrichten?“
Connor vermied die Antwort, die er nicht geben wollte. „Warum willst du ein Soldat werden?“
„Um gegen die normannischen Feinde zu kämpfen.“
„Nicht jeder Normanne ist ein Gegner“, sagte Connor, der an die Frauen seiner Brüder, Genevieve und Isabel, dachte, die dieser Volksgruppe zugehörig waren. „Viele sind einfach nur Männer und Frauen, so wie wir.“
„Dann will ich nur gegen die bösen Männer antreten.“ Der Junge spannte seine Muskeln, während Connor ein Lächeln verbarg.
„Dafür wird später noch Zeit genug sein“, sagte er, dem heiklen Thema noch immer aus dem Weg gehend.
Whelons Gesicht verzog sich, schließlich schüttelte er den Kopf. „Ich muss jetzt anfangen, da ich länger brauche als andere, um etwas zu lernen. Wenn ich ein Krieger werden will, habe ich keine Wahl.“
Die Intensität, mit der der Junge seine Worte hervorbrachte, ließ keinen Zweifel daran, dass Whelon sich nicht umstimmen ließ.
„Du hast meine Frage noch nicht beantwortet“, sagte Whelon.
„Wirst du mich trainieren?“
„Das ist die Aufgabe deines aite“, antwortete Connor.
„Mein Pflegevater glaubt nicht, dass ich jemals werde kämpfen können.“ Whelons Gesicht verdunkelte sich. „Er ist der Ansicht, dass ich ohne mein Bein nichts tun kann.“ Seine kleinen Hände ballten sich zu Fäusten. „Aber ich werde ihm beweisen, dass er unrecht hat. Eileen hat das auch gesagt.“
Connor räusperte sich. Ihm gefiel es nicht, in welche Richtung der Junge dachte. Ohne alle seine Glieder war ein Mann nutzlos auf dem Schlachtfeld. Niemand konnte sich auf ihn verlassen. Wenn er keine Männer an seiner Seite hatte, niemand, der ihm half, sich zu verteidigen, könnte er genauso gut gleich seine Brust vor dem Schwert des Feindes entblößen.
„Wenn ich du wäre, würde ich mich lieber für etwas anderes entscheiden.“ Auch wenn er versuchte, freundlich zu klingen, sah Connor den Schmerz im Gesicht des Kindes. Er wandte sich ab und ging zur Weide hinüber.
Warum hatte Eileen dem Jungen falsche Hoffnungen gemacht? Sie wusste nichts über das Kämpfen oder das Leben eines Soldaten. Ein Krieger
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