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Die irische Heilerin

Die irische Heilerin

Titel: Die irische Heilerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MICHELLE WILLINGHAM
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dass er je wieder in der Lage sein würde, ein Schwert zu umfassen, geschweige denn gegen einen Feind anzutreten. Verstand und Willenskraft rangen miteinander. Wenn diese Hände einem anderen Mann gehören würden, würde er als Hauptmann diesem Soldaten nicht erlauben zu kämpfen.
    Aber nie wieder eine Waffe anzurühren würde das Ende seiner Träume bedeuten. Wie konnte er einen Clan anführen, wenn ihm die körperlichen Möglichkeiten dazu fehlten? Ein Gefühl der Leere drängte sich in seine Brust, und kalte Wut durchströmte ihn.
    Er konnte noch nicht aufgeben. Er würde eher sterben, als dass er kapitulierte. Egal, was es ihn kosten würde, er schwor sich, dass er seine alte Kraft zurückgewinnen würde. Selbst wenn das seinen Tod bedeuten sollte.
    Das anheimelnde Aroma von Lavendel und Rosmarin füllte das Innere von Eileens Hütte. Sie erinnerte sich an die Abende, an denen Eachan bei ihr gesessen und an einem Becher mit einem warmen Getränk genippt hatte. Natürlich bevorzugte er es, wenn ein ordentlicher Schuss eines selbst gebrannten Whiskeys beigefügt war. Manchmal hatte er ihre Hand genommen und ihre Fingerspitzen gestreichelt, bevor er sie ins Bett gelockt hatte.
    Ein Lächeln spielte um ihre Lippen, als sie sich zurückerinnerte. Er war ein sanfter Liebhaber, der ihr süße Erfüllung gebracht hatte. Immer war er auf ihre Bedürfnisse bedacht gewesen, und sie hatte eine tiefe Zufriedenheit in ihrer Ehe gefunden. Der Gedanke an Eachan verstärkte nur noch das Gefühl der Einsamkeit, das in ihr erneut aufwallte.
    Heute Abend würde sie ein craibechan aus Speckstücken und Gemüse aus ihrem Garten zubereiten. Connors Bemerkungen über ihre schlechten Kochkünste hatten ihren Stolz verletzt. Sie würde es ihm beweisen. Als sie das Fleisch zerschnitt, hörte sie ein gedämpftes Klopfen an der Tür.
    „Eileen!“, rief Connor von draußen.
    Sie öffnete die Tür. Connor trat ein, und Eileen sah die Verbitterung in seinem Gesicht. Er hielt die Hände hinter dem Rücken und verbarg sie vor ihren Augen. Sie verstand seinen Zorn, nicht einmal so etwas Einfaches wie das Eintreten in eine Hütte ohne Hilfe schaffen zu können.
    „Hattest du einen schönen Spaziergang?“ Deutliche Anzeichen von Erschöpfung waren in seinem Gesicht erkennbar.
    Connor hielt seine unbandagierten Hände hoch. Auch wenn er nichts sagte, stand eine stumme Anklage in seinen Augen.
    „Warum hast du die Verbände abgenommen?“,sagte sie scharf. Ihr eigener Ärger wuchs. Sie zu früh abzunehmen gefährdete den Heilungsprozess. „Du hättest sie nicht entfernen sollen. Die Schienen halten die Knochen zusammen. Sie brauchen noch mehr Zeit.“
    Als er nicht antwortete, streckte sie ihre Hände nach den seinen aus. Er zog sie abrupt weg. „Das ist also deine Heilkunst?“, fragte er aufgebracht und hielt seine rechte Hand hoch. Die Haut war geheilt, aber die Knochen würden nie wieder ganz gerade sein. Sie hatte getan, was in ihrer Macht stand. Er würde sie wieder bewegen können, aber vermutlich nicht so wie früher.
    „Setz dich.“ Sie lehnte es ab, sich zu rechtfertigen, wenn er sie nur beschimpfen wollte.
    „Was hast du mit mir gemacht?“
    „Ich habe dir dein undankbares Leben gerettet. Jetzt setz dich endlich hin, damit ich den Schaden, den du angerichtet hast, wieder ausgleichen kann“, befahl sie. Ohne auf eine Antwort zu warten, holte sie saubere Leinenstreifen und suchte nach passenden Holzstücken, um seine Finger neu zu schienen.
    Wie konnte er so töricht sein, die Verbände jetzt schon zu entfernen? Jeder Tag war für die Heilung der Knochen, besonders jener in seinem Handgelenk, wichtig. Seine verformten Finger waren unwichtig. Das wirkliche Problem waren seine Handgelenke, denn sie beeinflussten alle Bewegungen.
    Er blieb stehen. Eileen spürte, dass ein schwer fassbares Gefühl von dem großen Krieger ausging. Die Sonne hatte Farbe auf seine Haut gebracht, und sein harsches Gesicht blieb unbewegt.
    Als sie seine Handgelenke umfasste, spannten sich seine muskulösen Unterarme. Connors Blick wurde kalt, während sie nun seine Finger erneut verband. Er sprach kein Wort, aber sein Schweigen war eine fortgesetzte Bezichtigung.
    Als sie schließlich fertig war, ging sie wieder zu dem Gemüse hinüber und nahm ihren Dolch zur Hand. Ihre Finger zitterten, als sie es weiter klein schnitt, aber sie verbarg ihre Unruhe durch ihre Beschäftigung.
    „Ich habe heute Morgen einen Jungen getroffen“, sagte Connor auf einmal.

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