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Die irische Heilerin

Die irische Heilerin

Titel: Die irische Heilerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MICHELLE WILLINGHAM
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ein Pferd, um deinen Pflichten nachzukommen.“
    Eine Welle der Trauer schien sie beinahe zu ersticken. Sie wusste, dass Séamus sie nach diesem Tag aus dem Dorf verbannen würde. Wie viele weitere Tote würde es noch geben? Sie schloss die Augen und betete um Gnade.
    „Das Pferd war für Whelon.“ Sie blinzelte ihre Tränen weg und erinnerte sich an den Traum, den sie für seine Zukunft gehabt hatte.
    Er starrte sie überrascht an. „Whelon?“
    Sie nickte. „Er wollte so gern Soldat werden. Aber er kann nicht laufen, also dachte ich, er könnte vielleicht Bote oder Wachposten werden. Das Pferd war für ihn gedacht. Um ihm Beine zu geben, weil ich ihm eines von seinen eigenen nehmen musste.“
    „Du hast ihm sein Leben geschenkt“, sagte Connor. „Das war genug.“
    Leben. Sie erschauderte bei dem Gedanken, was die dämonische Krankheit alles anrichten konnte. „Wir müssen dringend zu ihm. Ein Junge ist schon an den Blattern gestorben. Sie haben zusammen gespielt.“
    Connor verstand sie sofort. „Hol die Dinge, die du brauchst. Währenddessen bereite ich das Pferd vor. Wir werden ins Dorf reiten.“
    Ihren Korb hatte sie bei Maeve vergessen, aber sie benutzte ein Bündel aus Stoff, um ihre Kräuter einzusammeln. Außerdem griff sie nach einer Phiole Nardenöl, frischen Knoblauchknollen und Kreuzkraut. Wenige Augenblicke später eilte sie wieder nach draußen. Connor half ihr aufs Pferd, anschließend stieg er hinter ihr auf. Als sie zurück zu den Dorfhütten ritten, lehnte sie sich in seine starken Arme.
    „Danke“, flüsterte sie, auch wenn er sie wegen des Windes vermutlich nicht hören konnte. Ihn an ihrer Seite zu wissen bedeutete ihr alles. Sie zog Stärke aus seiner Anwesenheit, und für einen Moment schloss sie die Augen und wünschte sich, dass er für immer bei ihr bleiben könnte. Es schmerzte sie unendlich, zu wissen, dass er gehen würde.
    Als sie bei Maeves Hütte ankamen, schlief die Frau. Eileen wischte ihr die fieberheiße Stirn und kümmerte sich dann um Pádraigs leblosen Körper. Sie trug die stille Gestalt auf ihren Armen aus der Hütte. Als Connor dies sah, stieg er von der Stute ab, um ihr zu helfen. Auch wenn sie glaubte, dass die Dämonen Pádraig bereits verlassen hatten, wollte sie seinen Körper doch nicht in der Nähe seiner Mutter wissen. Sanft bedeckten sie den Jungen wieder mit dem brat, als sie ihn auf einem Fleckchen Gras auf die Erde gelegt hatten. Sie würden ihn später beerdigen.
    „Wir müssen zu Whelon“, drängte sie Connor. Eileen holte ihren Korb und legte ihr Bündel mit Kräutern dazu. Connor hob sie erneut auf das Pferd, und wenige Momente später ritten sie über die Felder in Richtung des Cottage von Whelons Pflegeeltern.
    Connor lehnte sich vor, sein Mund war nah an ihrem Ohr. „Du wirst ihn retten, Eileen. Hab keine Angst.“
    Seine zuversichtlichen Worte konnten sie nicht wirklich überzeugen. Auch wenn sie Zutrauen in ihre Fähigkeiten als Heilerin hatte, waren die Blattern eine Krankheit, die mächtiger war als alles, dem sie sich bisher gestellt hatte. In Gedanken konzentrierte sie sich auf die Worte der alten Heilerin Kyna: Nicht jeder stirbt. Sie musste sich an diese Hoffnung klammern, glauben, dass sie Whelon heilen konnte. Vielleicht war es noch nicht zu spät.
    Rauch stieg aus dem Schornstein der Hütte und weckte in ihr die schwache Hoffnung, dass sich jemand um den Jungen kümmerte. Sie klopfte an die Tür, kurz darauf trat sie durch den Eingang. Die Aufforderung, doch bitte einzutreten, hatte sie gar nicht erst abgewartet.
    Die Hütte war bis auf Whelon leer. Von seinen Pflegeeltern Brenda und Laegaire fehlte jede Spur, so wie auch von seinen Pflegegeschwistern. Im Herd brannte zwar ein Feuer, dennoch hatten sie ihn im Stich gelassen. Wenn Séamus dies erfuhr, würde sein Zorn unvorstellbar sein.
    Eileen zog die Laken von Whelons Körper. Sein kleines Gesicht war vor fiebriger Hitze gerötet, auf seinen Wangen zeigten sich die ersten Pusteln. Vor ihrem inneren Auge sah sie Pádraigs leblosen Körper, seine starren Augen.
    Sie musste Séamus davon erzählen, es ihn wissen lassen. Aber sogleich kehrte ihre Angst zurück. Was, wenn Séamus von Pádraig erfuhr? Vielleicht würde er sie Whelon nicht behandeln lassen. Und Riona … Ihr Herz zog sich zusammen, wenn sie an den Schmerz der Mutter dachte.
    Sie konnte ihn nicht sterben lassen, komme, was da wolle.
    „Eileen?“ Connors Stimme durchbrach ihre furchtsamen Gedanken, wobei er auf den

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