Die irische Heilerin
geworden. Hatte sie ihn nicht umarmt? Hatte sie nicht zugestimmt, mit ihm spazieren zu gehen? Seine Fantasie füllte sich mit Gedanken an sie, wie sehr sie ihn liebte.
Aber die schönste Vorstellung war die von Connor MacEgan, wie er unter Ó Banníons Schwert fiel. Wie gern wäre er dabei, wie gern würde er mit eigenen Augen beobachten, wie es passierte.
14. KAPITEL
Am nächsten Morgen war Connor schon vor Sonnenaufgang verschwunden. Als Eileen sah, dass seine Sachen an ihrem Platz lagen, atmete sie erleichtert auf. Er war noch nicht endgültig gegangen.
Sie packte ihren Korb mit Heilkräutern und begab sich in Richtung der Hütten. Sie wusste nicht, wie die Dorfbewohner auf sie reagieren würden, auch wenn Séamus ihr die Erlaubnis gegeben hatte, sie zu besuchen. Besorgnis ließ ihren Magen verkrampfen, darüber, dass diese Menschen sie nicht sehen wollten.
Plötzlich hörte sie ein lautes Weinen. Eine Frau kam aus einer der Weidenhütten gelaufen. Ihr langes schwarzes Haar hing ihr wirr auf den Schultern. Ihre Stimme erhob sich in Wehklagen.
Eileen eilte auf sie zu, es war Maeve. „Was ist geschehen?“ Sobald sie Maeve berührte, fühlte sie ihr brennendes Fieber. „Komm, und leg dich hin.“ Sie führte die Frau in die Hütte zurück, aber sie wehrte sich.
„Er ist tot.“ Sie zeigte zum Bett, in dem ihr Pflegesohn Pádraig lag.
Die Augen des Jungen waren glasig, und sein Körper befand sich bewegungslos auf einem Strohlager. Eileen kniete sich neben ihn und nahm die vielen roten Pusteln wahr, die den Oberkörper des Jungen bedeckten. Angst schnürte ihr die Kehle zu. Ihre schlimmsten Befürchtungen hatten sich bewahrheitet. Die Blattern waren hier. Auch wenn sie die Krankheit zuvor noch nie mit eigenen Augen beobachten konnte, so hatte sie sich jedoch jedes Wort eingeprägt, das Kyna ihr einst über sie sagte. Es mussten die Blattern sein. Angst schwächte ihr Vertraueninihre eigenen Fähigkeiten. Würde Séamus sie für Pádraigs Tod verantwortlich machen?
Entschlossen schob sie diese Möglichkeit beiseite. Es war zu spät, sich jetzt darüber Gedanken zu machen. Sie konnte Maeve in ihrer Stunde der Not unmöglich allein lassen. Auch wenn für den Jungen jede Rettung zu spät kam, konnte sie noch immer der Mutter helfen, die sich mit Sicherheit bei ihrem Kind angesteckt hatte. Sie unterdrückte ihren Instinkt, sich selbst in Sicherheit zu bringen, und trat einen Schritt von dem Jungen weg. „Wie lange ist es her, dass er gestorben ist?“
„Ein paar Stunden.“ Maeves Hände zitterten, und sie begann zu schluchzen. „Er hatte zwei Tage lang Fieber. Dann sagte er, dass sein Kopf schmerze, und ich habe ihn ins Bett geschickt. Diesen Morgen war er von den Blattern bedeckt, und er ist nicht wieder aufgestanden.“
Eileen führte die Frau zu ihrem eigenen Lager. „Leg dich hin, und lass mich nach dir sehen.“
„Ich werde sterben“, weinte Maeve, während Eileen ihr half, sich hinzulegen. „Was nützt es noch?“
„Nicht jeder stirbt an den Blattern“, beruhigte Eileen sie.
Sie befeuchtete ein Leinentuch und wischte Maeve die Stirn ab. „Ich gebe dir etwas, um deine Furcht zu lindern. Versuch, dich auszuruhen.“
Maeve wandte ihr Gesicht zu Pádraig. Eileen blieb dieser Blick nicht verborgen. Sie hob einen wollenen brat auf und zog den Umhang schweigend über den Körper des Jungen.
„Ich werde für ihn beten“, sagte sie.
Das Gesicht der Frau verzog sich entsetzlich, ihr Schmerz war herzzerreißend. „Er war ein guter Junge.“
„Wo ist dein Ehemann?“, fragte Eileen.
„Fort. Er hat uns verlassen, als die Dämonen die Krankheit herbrachten.“ Maeve stieß einen Laut der Verachtung aus. „Ich hoffe, die Götter strafen ihn trotzdem mit der Krankheit, ein solcher Feigling.“
Eileen nahm ihren Korb und suchte in ihm, bis sie die Steinphiole mit Weihwasser fand. Sie goss ein wenig auf ihre Finger und salbte Maeves Stirn. „Ich werde alles tun, was mir möglich ist, um die Dämonen zu vertreiben.“
Noch während sie sich um Maeve kümmerte, erinnerte sie sich an den verbrannten Körper des Geschichtenerzählers. Ganz sicher war er es gewesen, der die Blattern zu ihnen gebracht hatte. Aus den Lehren der alten Heilerin Kyna erinnerte sie, dass die Dämonen dazu neigten, sich in die Körper derer zu begeben, die sich in der Nähe der Erkrankten befanden.
„Hat Pádraig mit irgendwelchen anderen Jungen gespielt?“, fragte Eileen, während sie einen Kessel mit Wasser füllte
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