Die irische Heilerin
und ihn über das Feuer hängte.
Maeves Stimme wurde weicher. „Er war vor ein paar Tagen mit Whelon zusammen. Eigentlich wollte er mit den anderen Jungen zu Connor MacEgan gehen, aber es ging ihm nicht gut genug.“
Bei der Erwähnung von Whelon lief ein Schauer durch Eileens Körper. Whelon hatte den kranken Geschichtenerzähler entdeckt. Und wenn Pádraig krank geworden war, nachdem er mit Whelon herumgetollt hatte …
Sie fühlte sich auf einmal völlig mutlos. Bei allen Heiligen, lass es nicht wahr sein. Für einen Moment musste sie die Augen schließen.
Das Wasser im Kessel wurde langsam warm, und als es brodelte, bereitete Eileen einen Heiltrank. Sie hielt den Becher an Maeves Lippen, und die Frau trank. Aber es fiel ihr schwer, die Mixtur zu schlucken. Eileen wischte ihr wieder die Stirn ab und sah die ersten Spuren der kleinen Male.
Sie brauchte Hilfe. Wenn die Krankheit sich durch das ganze Dorf ausbreitete, benötigte sie jemanden, der ihr half, sich um die Kranken zu kümmern. Illona war gegangen. Ihr war verboten worden, ihr zu helfen.
Connor. Der Name erschien wie ein Gebet auf ihren Lippen. Sie versicherte Maeve, dass sie zurückkommen würde, hob die Röcke ihres Kleides und eilte über die Weiden zum Wald, wo sie wusste, dass er dort immer trainierte. Die Eichen erhoben sich hoch über den Wiesen, wie Wachposten, die die verborgene Lichtung schützten. Aber Connor war nirgends zu sehen.
Sie rannte nun zur Krankenhütte, voller Angst, dass er fort sein könnte. Würde er sich auf den Weg gemacht haben, ohne sich von ihr zu verabschieden? Letzte Nacht hatte er sie gezwungen, ihn allein zu lassen. Der Gedanke, die Hütte leer vorzufinden, erfüllte sie mit Verzweiflung.
Ihr Körper schmerzte vor Anstrengung, sie hatte heftige Seitenstiche, aber sie lief weiter. Die Morgensonne blendete sie, und sie hielt schützend eine Hand vor die Augen. Als sie endlich ihr Land erreichte, hätte sie vor Erleichterung am liebsten geweint.
Connor stand nahe am Pferch für die Tiere, am Zügel eine Stute, weiß wie Schnee. Jung und offensichtlich von sanftem Gemüt, ließ sie es zu, dass Connor sie im Kreis führte.
„Du hast gesagt, du wolltest ein Pferd“, meinte Connor und hielt ihr die Zügel hin.
Sie hatte das Geschenk für ihre Heilkünste vollkommen vergessen. Damals war es ein plötzlicher Einfall gewesen, ein netter Gedanke, von dem sie niemals erwartet hätte, dass er sich erfüllen würde. Die Stute senkte den Kopf und schnaubte an Eileens Hand. Sie tätschelte den Hals des Tiers, während ihre Kehle sich zuschnürte. Er hatte es nicht vergessen.
„Ich verstehe nicht“, sagte sie, und ihre Stimme brach. Warum wollte er ihr das Pferd gerade jetzt geben? Sollte es eine Abschiedsgeste sein?
Er gab ihr die Zügel in die Hand. „Ich habe gestern Nacht deine Gefühle verletzt.“
Eileen hielt ihre Empfindungen tief in sich verborgen und ließ ihn nicht die Seelenqual sehen, die in ihrem Herzen war. Sie erwiderte seinen Blick offen und ehrlich. „Ja, das hast du.“
„Das wollte ich nicht.“ Er streckte seine Hand aus, um ihr übers Haar zu streichen. Er berührte ihre Locken, als wenn sie aus Seide wären. „In den letzten Monaten habe ich viele Dinge gesagt, von denen ich wünschte, ich könnte sie zurücknehmen. Ich habe voller Wut und viel zu hastig gesprochen.“ Er zog auf einmal seine Hand zurück. „Du hast es niemals verdient, dass ich dich so behandelte. Ich will für meine Fehler büßen. Es ist sicherlich nicht genug, aber es ist alles, was ich dir geben kann.“
„Du hast mir eine wundervolle Erinnerung gegeben“, flüsterte sie.
Er trat ganz dicht an sie heran und küsste sie sanft. In seinen grauen Augen entdeckte sie ein Bedauern. „Du bist ohne mich besser dran, Eileen.“
Ein dumpfes Schweigen breitete sich zwischen ihnen aus. Sie schluckte schwer. Schmerz erfüllte sie. „Wie hast du es möglich gemacht? Ein Pferd ist sehr teuer.“
„Ich habe einen Handel mit Séamus abgeschlossen. Mein Land im Tausch gegen das Pferd.“ Er zuckte die Schultern. „Nicht, dass ich ihm viel anbieten konnte.“
„Das kannst du nicht tun“, widersprach sie. „Es ist alles, was du besitzt.“ Sie vermochte nicht zu verstehen, warum er ein solches Opfer für sie bringen wollte.
„Ich werde das Land nicht mehr brauchen, Eileen. Das wissen wir beide.“ Er barg ihr Kinn sanft in seiner missgestalteten Hand. „Und ich will unsere Abmachung einhalten. Als Heilerin benötigst du
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