Die irische Heilerin
deutlicher, dass sie Banslieve dringend verlassen musste. Riordan sah sie als einen Besitz an, den er haben wollte, nicht als Frau mit eigenen Gefühlen.
Als er endlich gegangen war, hob sie das Gesicht gen Himmel und betete, dass sie den Mut haben würde, Connor mit ihren Wünschen zu konfrontieren. Auf jeden Fall würde sie Rhiannon mit sich nehmen.
17. KAPITEL
Der Regen strömte unaufhörlich, die Wege waren völlig verschlammt, aber Connor kümmerte sich nicht darum. Die steinernen Mauern der Festung seines Bruders Patrick ragten vor ihm auf. In den letzten Tagen hatten sich seine Gedanken nur auf eine Sache konzentriert: sich darauf vorzubereiten, Flann Ó Banníon zu besiegen. Er würde die Stärke erlangen, die er brauchte, egal, was es ihn kosten würde.
Connor verlangsamte den Schritt seines Pferdes, um Laochre in Ruhe betrachten zu können. Die beeindruckende Steinfestung konnte beinahe als eine Burg bezeichnet werden. Ihm war bislang nicht so richtig ins Bewusstsein vorgedrungen, wie viel von dem geplanten Umbau seine Brüder schon realisiert hatten. Genau wie die anderen hatte er seinen Teil an Steinen geschleppt. Aber die gesamte Auswirkung ihres Tuns vermochte er erst jetzt zu begreifen, jetzt, wo er Laochre aus der Ferne sehen konnte. Indem sie Stein statt Holz verwendet hatten, würden sie jeden, der den Einfall hatte, die Festung angreifen zu wollen, davon abhalten. Neid ergriff ihn, aber er unterdrückte die aufkeimenden Gedanken schnell. Sein Bruder hatte sich das Recht verdient, König zu sein.
Er hielt sein Pferd in gleichmäßigem Schritt und sah die Landschaft sich in üppig grünen Farben vor ihm ausbreiten. Das Getreide auf den Feldern wuchs kräftig und hoch und beugte sich nur in diesem Moment dem Regen. Auch wenn er sich freuen sollte, endlich wieder nach Hause zu kommen, fühlte er sich innerlich leer.
In den letzten Nächten hatte er oft an Eileen gedacht. Was würde nun aus ihr werden? Nicht, dass es ihn nach allem, was sie getan hatte, noch kümmern sollte. Aber er konnte ihr wunderschönes Gesicht nicht vergessen, genauso wenig wie ihre Augen, übervoll mit Tränen.
Sie hatte dafür gesorgt, dass er sich wie ein hartherziges Ungeheuer fühlte. Er hatte ihr kein Wort des Abschieds gegönnt, denn er hatte tatsächlich nicht gewusst, was er hätte sagen sollen. Sie hatte einen Teil von ihm gestohlen, sein Kind. Verdammt, er musste sie endlich aus seinen Gedanken verbannen.
Als er das Tor erreichte, begrüßte er die Wachen und stieg ab. Ein Knecht führte sein Pferd fort, und er akzeptierte die Willkommensumarmungen von Bekannten und Freunden. Patricks Ehefrau Isabel war die Erste, die ihn im Hof erblickte. Ohne auf den Schlamm zu achten, lief sie zu ihm und umarmte ihn fest. „Connor. Wir haben dich so vermisst.“
Isabel war schön und in einem seidenen dunkelroten léine und einem weißen Überkleid gekleidet wie eine Königin. Dennoch konnte Connor kaum ihre schwellende Mitte übersehen. „Meine herzlichen Glückwünsche für dich und meinen Bruder. Wann ist die Geburt des Kindes?“
Isabels Wangen strahlten, es war das innere Glühen einer Mutter. „Zur Wintersonnenwende, denke ich. Dann wird Uilliam endlich einen weiteren Bruder oder eine Schwester haben, die er quälen kann. Sonst musste allein Onkel Ewald dafür herhalten.“ Während sie sprach, führte sie ihn in die Große Halle, und seine Gedanken drifteten zurück zu Eileen. Hatte sie so ausgesehen, als sie Rhiannon in ihrem Leib trug? Hatten ihre Finger die Wölbung gestreichelt, um ihrem ungeborenen Kind gut zuzusprechen?
Er hatte einen Blick auf seine Tochter erhaschen können, bevor er Banslieve verließ. Sie hatte die Tiere vor Liannas und Tómas’ Haus gehütet, nichts Besonderes, aber dennoch hatte sein Herz bei ihrem Anblick beinahe ausgesetzt.
Kein Wort hatte er mit ihr gewechselt, sondern sie nur aus der Ferne beobachtet, ihren Anblick in sich eingesogen. Auch wenn er sich danach sehnte, sie besser kennenzulernen, eine wirkliche Bindung zu seiner Tochter zu haben, das wusste er, war nach all der ganzen Zeit unmöglich.
Das Schicksal hatte eine grausame Art, sich über ihn lustig zu machen. Seine Träume von einer Frau und einem Kind konnten niemals wahr werden. Selbst wenn seine Hände einigermaßen geheilt waren, wusste er nicht, ob er die Kraft hatte, Flann Ó Banníon zu besiegen und zu töten. Und wenn er es täte, würde seine Hoffnung jemals Wirklichkeit werden? Würde er jemals über einen
Weitere Kostenlose Bücher