Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die irische Signora

Die irische Signora

Titel: Die irische Signora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maeve Binchy
Vom Netzwerk:
du mir immer gefallen hast, Lou?« fragte Robin jetzt.
    »Ja, und du hast mir gefallen. Es war ’ne gegenseitige Sache. Ist gegenseitig«, beeilte sich Lou hinzuzufügen.
    »Wenn man bedenkt, unter welchen Umständen wir uns kennengelernt haben.«
    »Ach, du weißt ja, wie das so ist. Irgendwann erinnert man sich nicht mehr so genau daran, wo man jemanden kennengelernt hat.«
    »Gut«, nickte Robin. »Weißt du, was ich suche, Lou? Ich brauch einen Platz.«
    »Zum Wohnen?«
    »Nein, nein. Ich hab ’ne Wohnung, die von unseren lieben Freunden und Helfern regelmäßig auf den Kopf gestellt wird. Ist für die Polizei wohl so was wie Routine geworden, sich wöchentlich meine Bude vorzunehmen.«
    »Was für ’ne Schikane!«
    »Wem sagst du das? Und sie finden nie etwas, sie wissen also, daß es reine Schikane ist.«
    »Aber wenn sie nie was finden …?« Lou hatte keine Ahnung, wohin diese Unterhaltung führen sollte.
    »Das heißt, daß manche Sachen woanders hin müssen. Und das wird von Tag zu Tag schwieriger.« Früher hätte Lou einfach abgewartet. Und Robin hätte in aller Ruhe etwas sagen können wie: »Was ich suche, ist ein Platz, wo zwei-, dreimal die Woche richtiger Trubel herrscht, so daß niemand bemerkt, wer da eigentlich aus und ein geht.«
    Doch diesmal unterbrach Lou ihn nervös: »So etwas wie das Lagerhaus, in dem ich arbeite?«
    »Nein, das wird schließlich von einem Sicherheitsdienst überwacht.«
    »Wie müßte dieser Platz denn aussehen?«
    »Er müßte gar nicht groß sein … so, daß etwa fünf, sechs Schachteln reinpassen. In der Größe von Weinkisten.«
    »Das dürfte doch nicht allzu schwer sein, Robin.«
    »Die beobachten mich auf Schritt und Tritt. Seit Wochen ziehe ich schon durch die Gegend und rede mit jedem, den sie nicht in ihren Akten haben, nur um sie zu verwirren. Aber demnächst kommt eine Lieferung, und ich brauche wirklich dringend einen Platz dafür.«
    Nachdenklich sah Lou hinaus, hinüber zum Laden seiner Eltern.
    »Bei meinem Dad und meiner Ma geht es auch schlecht.«
    »So etwas meine ich auch nicht. Nein, es müßte irgendwo sein, wo wirklich ein ständiges Kommen und Gehen herrscht.«
    »Ich werde darüber nachdenken«, sagte Lou.
    »Gut. Denk ein paar Tage drüber nach. Nächste Woche sag ich dir dann, was du zu tun hast. Es ist ganz einfach, hat nichts mit Autofahren oder so zu tun.«
    »Tja, Robin, darüber wollte ich eigentlich mal mit dir reden … ich möchte … na ja, ich würde in Zukunft lieber nicht mehr dabeisein.«
    Robin runzelte kaum merklich die Stirn. »Einmal dabei, immer dabei«, zischte er. Lou schwieg. »So ist es nun mal«, setzte Robin hinzu.
    »Verstehe«, nickte Lou und zog die Brauen zusammen, um zu zeigen, wie ernst er das nahm.
     
    An diesem Abend hatte Suzi keine Zeit für ihn. Sie habe der verrückten alten Italienerin, die bei ihren Eltern zur Untermiete lebte, versprochen, im Mountainview College den Anbau ein bißchen herzurichten. Für einen Abendkurs.
    »Warum braucht sie denn
dich
dazu?« brummte Lou, der mit Suzi ins Kino, dann eine Kleinigkeit essen und später ins Bett hatte gehen wollen. Was Lou hingegen partout nicht wollte, war allein zu sein und darüber nachgrübeln zu müssen, daß es »Einmal dabei, immer dabei« hieß.
    »Komm doch einfach mit«, schlug Suzi vor. »Dann sind wir schneller fertig.«
    Lou war einverstanden, und sie machten sich auf den Weg zur Schule. Der Anbau war gar kein richtiger Anbau, sondern ein freistehendes Gebäude direkt neben dem Schulhaus. Von der Eingangshalle führten Türen zu einem großen Klassenzimmer, zwei Toilettenräumen und einer kleinen Teeküche. In der Halle selbst gab es einen großen Wandschrank mit ein paar Schachteln darin. Leeren Schachteln.
    »Was ’n damit?« fragte er.
    »Wir wollen versuchen, ein bißchen aufzuräumen, damit es nicht wie eine Müllhalde aussieht, wenn wir mit dem Unterricht beginnen. Es soll richtig festlich wirken«, meinte die verschrobene Frau, die alle Signora nannten. Sie war harmlos, aber irgendwie nicht ganz richtig im Kopf, und ihr Haar hatte die merkwürdige Farbe einer gescheckten Stute.
    »Sollen wir die Schachteln wegwerfen?« überlegte Suzi.
    Da sagte Lou langsam: »Warum sie nicht einfach ordentlich aufeinanderstapeln? Man kann nie wissen, wozu ein paar Schachteln mal gut sein können.«
    »Im Italienischunterricht?« fragte Suzi ungläubig.
    Doch da meldete sich die Signora zu Wort. »Er hat recht. Wir können sie als Tische benutzen,

Weitere Kostenlose Bücher