Die irische Signora
aufzudrängen. Es hätte jedem von uns das Fest verdorben. Während es mir hier, in Ihrer Familie, sehr gut gefallen hat.« Sie sprach ganz ruhig, es schien sie nicht zu erschüttern. Dabei funkelte das neue Medaillon an ihrem Hals. Sie hatte nicht verraten, woher es stammte. Und keiner hatte sich zu fragen getraut. Denn sie wirkte immer so verschlossen.
»Und uns hat es mit Ihnen gefallen, Signora, sehr sogar«, erwiderte Peggy Sullivan und fragte sich, wie sie eigentlich früher ohne diese merkwürdige Frau ausgekommen war.
Die nächste Italienischstunde fand am ersten Dienstag im Januar statt. Obwohl es ein kalter Abend war, fehlte niemand. Kein einziger von den dreißig Kursteilnehmern, die sich im September eingeschrieben hatten, hatte aufgegeben. Das mußte für einen Abendkurs ein unerreichter Rekord sein.
Außerdem hatte sich noch die Crème de la crème im Klassenzimmer eingefunden, Direktor Tony O’Brien und Mr. Dunne strahlten übers ganze Gesicht. Denn es war etwas ganz Unglaubliches passiert: Der Italienischkurs hatte ein Geschenk bekommen. Wie ein kleines Kind klatschte die Signora vor Freude in die Hände.
Wo stammte es nur her? Hatte einer der Kursteilnehmer Weihnachtsmann gespielt? Würde der edle Spender sich zu erkennen geben, damit man ihm danken konnte? Alle waren verblüfft, doch natürlich vermuteten sie Connie dahinter.
»Nein, leider nicht. Ich wünschte wirklich, ich hätte daran gedacht. Schade, daß mir nicht so etwas Nettes eingefallen ist.« Connie schien sich beinahe ein bißchen zu schämen, daß sie dem Kurs kein solches Geschenk gemacht hatte.
Er freue sich wirklich darüber, sagte der Direktor, obwohl es ihm sicherheitstechnisch Sorgen bereite. Denn wenn sich niemand dazu bekenne, würde man die Schlösser auswechseln müssen, denn offensichtlich sei irgendwer mit einem Nachschlüssel hereingekommen. Es habe keinerlei Spuren eines gewaltsamen Eindringens gegeben.
»In der Bank würde man das ganz anders sehen«, lachte Guglielmo. »Dort würde man sagen: ›Laß es so, wie es ist. Denn wer uns letzte Woche einen Fernseher geschenkt hat, beglückt uns vielleicht nächste Woche mit einer Stereoanlage.‹«
Und Lorenzo, im Alltagsleben Laddy, der Nachtportier, meinte, man würde sich wundern, wie viele Schlüssel in Dublin mehrere Türen öffneten.
Da schaute die Signora plötzlich Luigi ins Gesicht, und Luigi wandte sich ab.
Bitte, laß sie nichts sagen. Bitte, sie muß doch wissen, daß das zu nichts Gutem führt, daß es nur Ärger gibt, wenn sie redet. Lou wußte nicht, ob er zu Gott betete oder einfach nur mit sich selbst sprach, doch es kam von Herzen.
Und es wirkte. Jetzt schaute die Signora woandershin.
Der Unterricht begann. Mit Wiederholungen. Wieviel sie doch vergessen hatten, meinte die Signora kopfschüttelnd, wieviel sie noch lernen mußten, bis sie die versprochene Reise nach Italien antreten konnten. Beschämt rissen sich alle zusammen und übten die Redewendungen, die ihnen noch vor zwei Wochen so flüssig über die Lippen gekommen waren.
Nach dem Unterricht wollte Lou gleich verschwinden.
»Helfen Sie mir heute nicht mit den Schachteln, Luigi?« Die Signora sah ihm fest in die Augen.
»
Scusi, Signora
, wo hab ich nur meinen Kopf? Ich hab’s glatt vergessen.«
Zusammen trugen sie die Schachteln in den Wandschrank, der nie wieder eine gefährliche Fracht bergen würde.
»Ähm … begleitet Mr. Dunne Sie nach Hause, Signora?«
»Nein, Luigi. Aber Sie sieht man häufig in Begleitung von Suzi, der Tochter des Hauses, in dem ich lebe.« Sie sah auf einmal sehr böse aus.
»Aber das wissen Sie doch, Signora. Wir sind verlobt.«
»Genau darüber wollte ich mit Ihnen reden. Über die Verlobung und den Ring.
Un anello di fidanzamento
, wie es in Italien heißt.«
»Ja, ein Ring für die Braut«, wiederholte Lou eifrig.
»Doch normalerweise nicht mit einem Smaragd, Luigi. Nicht mit einem echten Smaragd. Das eben kommt mir sehr sonderbar vor.«
»Ach, was reden Sie da, Signora! Ein echter Smaragd? Sie machen wohl Witze. Das ist doch bloß Glas.«
»Es ist ein Smaragd,
uno smeraldo
. Glauben Sie, ich kenne mich damit aus. Ich liebe nämlich Edelsteine.«
»Heutzutage gibt es erstklassige Kopien, Signora. Keiner kann sie mehr von echten Steinen unterscheiden.«
»So etwas kostet Tausende, Luigi.«
»Signora, hören Sie …«
»Wie auch ein solcher Fernsehapparat mehrere hundert Pfund kostet … vielleicht sogar mehr als tausend.«
»Was
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