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Die irische Signora

Die irische Signora

Titel: Die irische Signora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maeve Binchy
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reden Sie da?«
    »Ich weiß nicht. Was sagen
Sie
mir denn?«
    Kein Lehrer hatte es früher geschafft, daß Lou Lynch sich armselig und schlecht vorgekommen war. Und selbst seine Eltern hatten ihn nie dazu bewegen können, sich den gesellschaftlichen Normen zu fügen, wie auch sämtliche Priester und Klosterbrüder an dem Jungen verzweifelt waren. Doch plötzlich hatte er eine Heidenangst, daß diese sonderbare Frau die Achtung vor ihm verlieren und reden könnte.
    »Ich sage …«, setzte er an. Sie wartete, unbewegt, wie es ihre Art war. »Nun, ich sage, daß es vorbei ist, egal, was es war. Und daß es nicht mehr vorkommen wird.«
    »Sind diese Sachen gestohlen, der herrliche Smaragd und der wundervolle Fernsehapparat?«
    »Nein, nein, sind sie nicht«, beeilte er sich zu versichern. »Sie wurden bezahlt, wenn auch nicht von mir. Sondern von Leuten, für die ich gearbeitet habe.«
    »Und jetzt arbeiten Sie nicht mehr für diese Leute?«
    »Nein, ich schwöre.« Lou wollte unbedingt, daß sie ihm glaubte. Flehentlich sah er sie an.
    »Dann ist es jetzt also mit den Pornos vorbei?«
    »
Was?«
    »Ich habe die Schachteln natürlich aufgemacht, Luigi. Schließlich habe ich mir Sorgen gemacht, daß vielleicht Drogen darin sein könnten, in einer Schule! Wo doch da diese Sache mit dem kleinen Jerry, Suzis Bruder, passiert ist.«
    »Aber es waren keine Drogen.« Lou bemühte sich, es nicht wie eine Frage, sondern wie eine Feststellung klingen zu lassen.
    »Sie wissen, daß es andere Sachen waren. Schmierige, widerliche Sachen, den Umschlägen nach zu urteilen. Und dafür so viele Umstände mit dem Herein- und wieder Herausschaffen. Lächerlich und doch für junge, unverdorbene Seelen wahrscheinlich sehr schädlich.«
    »Sie haben es sich angesehen, Signora?«
    »Nein, ich habe sie nicht abgespielt. Ich habe keinen Videorecorder, und selbst wenn ich einen hätte …«
    »Aber Sie haben nichts gesagt?«
    »Ich habe jahrelang geschwiegen. Das wird einem zur Gewohnheit.«
    »Und Sie haben auch von dem Schlüssel gewußt?«
    »Nein, bis heute abend nicht. Da ist mir dann eingefallen, daß Sie mir irgendeinen Unsinn von einem Schlüsselanhänger erzählt haben. Weshalb denn das?«
    »Man hatte ein paar Schachteln versehentlich über Weihnachten hiergelassen«, gab er zu.
    »Hätten Sie die nicht einfach hierlassen können, Luigi? Anstatt Schlüssel zu stehlen und sich heimlich einzuschleichen?«
    »Es war eine vertrackte Angelegenheit«, meinte er geknickt.
    »Und der Fernsehapparat?«
    »Das ist eine lange Geschichte.«
    »Erzählen Sie mir wenigstens ein Stück davon.«
    »Na ja, er war ein Geschenk, für das Aufbewahren … na, dieser Videos. Aber ich wollte ihn nicht zu Suzi mitbringen, weil … ach, Sie wissen, daß das nicht gegangen wäre. Suzi hätte gleich Bescheid gewußt oder zumindest etwas geahnt.«
    »Und jetzt gibt es nichts mehr, was sie herausfinden könnte?«
    »Nein, Signora.« Lou fühlte sich wie ein Vierjähriger, der mit hängendem Kopf seine Missetaten gestand.
    »
In bocca al lupo
, Luigi«, sagte die Signora und schloß die Tür hinter sich, lehnte sich dann noch einmal dagegen und prüfte, ob sie wirklich verschlossen war.

[home]
    Connie
    A ls Constance O’Connor fünfzehn war, strich ihr die Mutter den Nachtisch. Zum Tee gab es kein Gebäck mehr, anstatt Butter stand Diätmargarine auf dem Tisch, Bonbons und Schokolade waren aus dem Haus verbannt.
    »Du wirst allmählich ein bißchen rund um die Hüften, Schatz«, erklärte ihre Mutter auf Constance’ Proteste.
    »Mit einem dicken Hintern nützt es auch nichts, wenn du Tennisstunden nimmst und wir uns in der guten Gesellschaft sehen lassen.«
    »Nützen nichts wozu?«
    »Um den richtigen Ehemann zu angeln«, hatte ihre Mutter lachend erwidert. Und bevor Connie etwas dagegen einwenden konnte, hatte sie noch hinzugefügt: »Glaub mir, ich weiß, wovon ich spreche. Ich behaupte nicht, daß das gerecht ist, aber so läuft es nun mal. Und wenn wir die Regeln schon kennen, warum sollten wir uns nicht daran halten?«
    »Vielleicht ist es ja so gelaufen, als du jung warst, Mutter, damals in den vierziger Jahren. Aber seitdem hat sich alles verändert.«
    »Glaub mir«, begann ihre Mutter. Das war einer ihrer Lieblingssätze, die Leute sollten ihr immer alles mögliche glauben. »Es hat sich nichts geändert. Ob 1940 oder 1960, sie wollen immer noch eine ranke und schlanke Frau. Das wirkt einfach vornehmer. Die Art von Mann, auf die
wir
aus sind,

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