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Die irische Signora

Die irische Signora

Titel: Die irische Signora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maeve Binchy
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Fernseher. Warte, bis ich meinen Lohn abgeholt habe, dann überlegen wir, was wir wegen der Schule unternehmen können.«
    »Ich nehme an, du hast schon etwas angeleiert?«
    »Ja, aber vielleicht nicht das Richtige.«
    Lou reihte sich in die Schlange vor der Lohnkasse ein und erhielt wie alle anderen sein Geld, einen Drink und eine Prämie. Erst nach scheinbar einer Ewigkeit kam er wieder heraus und setzte sich zu dem bulligen Mann in den Kombi, wo hinten auf der Ladefläche ein riesiger Fernsehapparat thronte.
    »Ich habe den Schlüssel zur Schule, aber nur der Himmel weiß, was für Verrückte sie dort angestellt haben, die zu den merkwürdigsten Tag- und Nachtzeiten die Runde machen und an Türen rütteln. Das ist so ’ne Marotte des Direktors.«
    Lou zog den Schlüssel, den er seit dem Abend der Weihnachtsfeier ständig bei sich trug, aus der Tasche.
    »Du bist ein heller Kopf, Lou.«
    »Na ja, zumindest heller als die, die mir nicht gesagt haben, was ich tun soll, wenn kein Mann im Anorak auftaucht.« Lou war verärgert, unzufrieden und ängstlich zugleich. Hier saß er nun, zusammen mit einem Verbrecher, auf dem Parkplatz seiner Arbeitsstelle, hinten im Wagen einen riesigen Fernsehapparat, den er nicht annehmen konnte. Er hatte einen Schlüssel geklaut und eine Wagenladung voller Drogen in einer Schule gelassen. Nein, Lou fühlte sich nicht wie ein heller Kopf, er kam sich vor wie der letzte Trottel.
    »Natürlich gibt es immer mal wieder Probleme mit anderen Leuten«, sagte Robin jetzt. »Sie lassen einen im Stich. Uns hat einer im Stich gelassen. Er wird es nicht wieder tun.«
    »Was ist mit ihm?« fragte Lou voller Angst. Er stellte sich vor, daß der Anorak-Mann, der nicht aufgetaucht war, als Leiche mit einem Betonblock an den Füßen auf dem Grund des Liffey lag.
    »Wie ich schon gesagt habe, er wird es nicht wieder tun. Weil er nämlich keinen Auftrag mehr bekommt.«
    »Vielleicht hatte er ja einen Autounfall, oder sein Kind mußte ins Krankenhaus.« Warum meinte Lou, ihn auch noch verteidigen zu müssen? Schließlich war er an allem schuld.
    Denn sonst hätte Lou sich jetzt abseilen können. Robin hatte einen neuen Platz gefunden. Obwohl er vielleicht mit dem Italienischkurs weitermachen würde, überlegte Lou zu seiner eigenen Überraschung. Irgendwie machte es ihm Spaß. Und er würde vielleicht sogar nächsten Sommer mit nach Italien fahren, die Signora plante eine Gruppenreise des ganzen Kurses. Dabei bestand gar keine Notwendigkeit, sicherheitshalber noch ein paar Wochen weiterzumachen. Denn ihre Transaktionen waren nicht aufgeflogen, die Schule war ein ideales Zwischenlager gewesen. Wenn dieser Blödian letzten Donnerstag das Zeug abgeholt hätte!
    »Seine Strafe ist, daß er nie wieder etwas für uns tun darf.« Bekümmert schüttelte Robin sein Haupt.
    Da sah Lou einen Lichtstreif am Ende des Tunnels. So also konnte man sich aus der Affäre ziehen! Man mußte einfach einen Coup vermasseln. Einfach mal versagen, dann wurde man nie wieder zu einem krummen Ding aufgefordert. Wenn er doch nur schon früher gewußt hätte, daß es so einfach war. Aber bei dieser Sache war die Chance bereits vertan. Der Anorak-Mann hatte die Strafe dafür kassiert, während Lou wahrscheinlich die Lage gerettet hatte. Aber für das nächste Mal wußte er Bescheid.
    »Ist das dein Auto, Robin?«
    »Nein, natürlich nicht. Das weißt du doch. Ich hab’s von ’nem Freund, damit ich dir und Suzi den Fernseher bringen kann. Aber du stellst dich ja so an.« Robin zog eine Schnute wie ein Kind.
    »Die Bullen vermuten dich also nicht in dem Wagen«, meinte Lou. »Ich hab da eine Idee. Vielleicht klappt es nicht, aber sonst fällt mir nichts ein.«
    »Red schon.«
    Und Lou sprach.
    Es war beinahe Mitternacht, als Lou an der Schule vorfuhr. Vor der Tür des Nebengebäudes wendete er den Kombi, dann schaute er sich nach allen Seiten um, bevor er aufsperrte und eintrat.
    Lou traute sich fast nicht zu atmen, als er zu dem Wandschrank schlich. Und da waren sie, die vier Schachteln. Sie sahen aus wie immer, in jede hätten zwölf Weinflaschen hineingepaßt, aber kein Klirren wies auf Flaschen als Inhalt hin. Es gab auch keinen Aufkleber: Achtung, Glas! Vorsichtig trug er eine nach der anderen vor die Tür. Dann schleppte er keuchend und schwitzend den riesigen Fernsehapparat ins Klassenzimmer. Das Gerät hatte sogar einen eingebauten Videorecorder, war also auf dem neuesten Stand der Technik. Daneben legte er einen Zettel, den er

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