Die irische Signora
aus der Hose zog und auf sie einschlug. Die Schläge schienen ihn zu erregen, und danach vergewaltigte er sie genauso wie in jener Nacht, die sie aus ihrem Gedächtnis verbannt hatte. Aber nun kam alles wieder in ihr hoch, der Abscheu, die Angst. Und obwohl sie seinen Körper nun kannte und sich ihm schon oft hingegeben hatte, empfand sie jetzt nichts als Entsetzen. Als es vorbei war, hatte sie blaue Flecken und eine blutende Lippe.
»Und diesmal kannst du morgen nicht die große Dame spielen und mich fortjagen. Nein, jetzt bin ich dein rechtmäßiger Ehemann«, sagte er. Dann drehte er sich auf die andere Seite und schlief sofort ein.
»Was ist denn mit dir passiert?« erkundigte sich Laddy besorgt.
»Ich bin im Halbschlaf aus dem Bett gefallen und habe mich am Nachttisch gestoßen«, erwiderte sie.
»Soll ich dem Doktor Bescheid sagen, daß er zu dir kommt, wenn ich in der Stadt bin?« Laddy hatte noch nie so einen schlimmen Bluterguß gesehen.
»Nein, Laddy, es geht schon«, wehrte sie ab und folgte damit dem Beispiel all der vielen Frauen, die Gewalttätigkeiten hinnehmen, weil es einfacher ist, als sich dagegen aufzulehnen.
Rose wünschte sich noch ein Baby, eine kleine Schwester für Gus, aber ihre Hoffnungen erfüllten sich nicht. Wie merkwürdig, daß diese eine Vergewaltigung zu einer Schwangerschaft geführt hatte und all die Monate ihrer sogenannten normalen ehelichen Beziehung nicht.
Mrs. Nolan vom Hotel meinte zu Dr. Kelly, es sei seltsam, wie oft Rose sich neuerdings bei Stürzen verletze.
»Ich weiß, ich habe sie gesehen.«
»Sie hat gesagt, sie wäre in letzter Zeit so ungeschickt, aber ich weiß nicht recht.«
»Ich auch nicht, Mrs. Nolan, aber was kann ich schon tun?« Er hatte es in seiner langjährigen Praxis schon oft erlebt, daß Frauen behaupteten, sie wären ungeschickt und seien gestürzt.
Merkwürdigerweise geschah das häufig nach dem Markttag oder Jahrmarkt. Wenn es nach Dr. Kenny gegangen wäre, wäre der Alkoholausschank auf Märkten verboten worden. Aber wer hörte schon auf einen alten Landarzt, der nur die Wunden versorgte und kaum jemals die wirkliche Ursache der »Unfälle« erfuhr?
Laddy interessierte sich für Mädchen, hatte aber kein Glück bei ihnen. Er erklärte Rose, wenn er sich das Haar mit Pomade nach hinten frisieren und spitze Schuhe tragen würde, dann würde er auch den Mädchen gefallen. Also kaufte Rose spitze Schuhe und Haarpomade für ihn. Aber es funktionierte nicht.
»Glaubst du, daß ich einmal heiraten werde, Rose?« fragte er sie eines Abends. Shay war in eine andere Stadt gefahren, um Vieh zu kaufen. Gus schlief schon, er war aufgeregt, weil morgen sein erster Schultag war. Und so saßen nur Rose und Laddy zusammen am Feuer, wie es früher oft gewesen war.
»Ich weiß nicht, Laddy. Ich habe ja eigentlich auch nicht damit gerechnet. Aber erinnerst du dich noch an die Wahrsagerin, bei der wir vor ein paar Jahren gewesen sind? Sie hat vorhergesagt, daß ich innerhalb eines Jahres verheiratet sein würde, und das ist auch eingetroffen. Obwohl ich es gar nicht erwartet habe, und auch nicht glaubte, daß ich ein Kind bekommen und es so liebhaben würde. Dir hat sie damals geweissagt, du würdest einmal eine Arbeit haben, bei der du viele Menschen triffst, und jetzt arbeitest du im Hotel. Außerdem hat sie dir noch eine Reise über das Wasser und sportliche Erfolge prophezeit. Das hast du also alles noch vor dir.« Sie lächelte ihm strahlend zu, als sie ihm die guten Dinge wieder ins Gedächtnis rief. Mit keinem Wort aber ging sie darauf ein, was die Zigeunerin ihm alles
nicht
prophezeit hatte und daß sie ihr selbst eine schlechte Gesundheit vorhergesagt hatte, wenn auch erst in späteren Jahren.
Als es passierte, kam alles sehr überraschend. Da Shay nicht zu einem Markt gefahren war, würde er auch nichts trinken, dachte sie: Es würde keines dieser Whiskeygelage in Gesellschaft anderer geselligerer Männer geben, die der Alkohol aufheiterte. Und da sie in jener Nacht keine Angst vor seiner Rückkehr hatte, traf sie sein Anblick völlig unerwartet. Er war stockbetrunken, sein Blick verschleiert, ein Mundwinkel hing herunter.
»Schau mich nicht so an«, fing er an.
»Ich schaue dich überhaupt nicht an«, sagte sie.
»Und ob du das tust, zur Hölle.«
»Hast du die Färsen bekommen?«
»Ich werd dir schon Färsen geben«, sagte er und nahm seinen Gürtel ab.
»Nein, Shay, nein. Ich unterhalte mich nur mit dir, ich
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