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Die irische Signora

Die irische Signora

Titel: Die irische Signora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maeve Binchy
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mitzubekommen. Doch als Kind schien ihm der Vorfall keine Alpträume bereitet zu haben, und auch später wurde er nicht verlegen, wenn das Gespräch auf seinen Vater kam. Auffällig war allerdings, daß er kaum Fragen über seinen Vater stellte. Die meisten Jungen hätten bestimmt wissen wollen, was für ein Mensch er gewesen war. Möglicherweise wußte Gus doch mehr, als man vermutete.
     
    Das Hotel, in dem Laddy arbeitete, gehörte einem älteren Ehepaar. Wie sie Laddy eröffneten, wollten sie bald in den Ruhestand gehen, was ihn sehr erschütterte. Denn das Hotel war nun schon seit Jahren sein Zuhause.
    Wie es der Zufall wollte, lernte Gus zur selben Zeit die Frau seiner Träume kennen, ein intelligentes, lebhaftes Mädchen namens Maggie. Sie war gelernte Köchin und besaß die Gewitztheit und das Selbstbewußtsein der Nordiren. Rose fand, daß sie die ideale Frau für ihn war; sie würde ihm alle Unterstützung geben, die er brauchte.
    »Ich habe immer gedacht, ich würde eifersüchtig sein, wenn Gus einmal eine Frau findet. Aber jetzt ist es ganz anders, ich freue mich für ihn«, sagte Rose.
    »Und ich habe immer gedacht, ich bekäme eine böse Hexe als Schwiegermutter, und dabei habe ich dich bekommen«, entgegnete Maggie.
    Was ihnen jetzt noch fehlte, war ein Hotel, in dem sie beide arbeiten konnten. Oder noch besser, ein kleines, heruntergekommenes Hotel, das sie kaufen und aus dem sie etwas machen konnten.
    »Könntet ihr denn nicht mein Hotel kaufen?« schlug Laddy vor. Das wäre genau das Richtige gewesen, aber natürlich konnten sie sich das nicht leisten.
    »Wenn ihr mir dort ein Zimmer gebt, in dem ich wohnen kann, bekommt ihr das Geld von mir«, sagte Rose.
    Wie hätte sie ihre Ersparnisse und den Verkaufserlös ihrer Dubliner Wohnung besser anlegen können? Es war ein Zuhause für Gus und Laddy und zugleich eine Existenzgrundlage für das junge Paar. Ein Ort, an dem Rose bleiben konnte, wenn sich irgendwann ihr Gesundheitszustand so verschlechterte, wie ihr prophezeit worden war. Sie wußte, daß es eine Sünde und außerdem ziemlich dumm war, an Wahrsagerei zu glauben, aber der Tag, an dem die Zigeunerin Ella ihr dies geweissagt hatte, war in ihrem Gedächtnis eingebrannt.
    Immerhin war es an jenem Tag gewesen, daß Shay sie vergewaltigt hatte.
     
    Anfangs war es nicht leicht, das Geschäft in Gang zu bringen. Sie verbrachten viel Zeit damit, ihre Bücher zu studieren, und dabei stellten sie fest, daß die Ausgaben die Einnahmen überstiegen.
    Laddy begriff, daß das Hotel nicht gut lief. »Ich kann noch mehr Kohlen nach oben tragen«, meinte er. Er wollte so gerne helfen.
    »Das wird nicht viel nützen, Laddy, wenn wir keine Gäste haben, für die wir Feuer machen müssen.« Maggie war zu dem Onkel ihres Mannes sehr freundlich. Sie gab ihm immer das Gefühl, daß er gebraucht wurde.
    »Rose, könnten wir nicht auf der Straße herumgehen, ich mit einer Reklametafel, auf der der Name des Hotels steht, und du mit Broschüren, die du an die Leute verteilst?« fragte er eifrig.
    »Nein, Laddy. Das ist Gus’ und Maggies Hotel. Von ihnen müssen die Ideen kommen. Aber keine Sorge, sie werden es schon schaffen. Nicht mehr lange, dann läuft es, und sie haben alle Hände voll zu tun.«
    Und irgendwann lief es.
    Das junge Paar arbeitete Tag und Nacht. Mit der Zeit bauten sie sich einen treuen Kundenstamm auf. Es kamen viele Gäste aus dem Norden des Landes, die ihr Hotel weiterempfahlen. Und alle ausländischen Gäste vom Festland erhielten von Maggie eine Karte, auf der stand: »Wir haben Freunde, die Französisch, Deutsch und Italienisch sprechen.«
    Was auch stimmte. Sie kannten einen deutschen Buchbinder, einen französischen Lehrer an einer Knabenschule und einen Italiener, der einen Imbißstand betrieb. Wann immer sie einen Dolmetscher brauchten, waren diese Menschen telefonisch erreichbar, um für sie zu übersetzen.
    Gus und Maggie bekamen zwei Kinder, zwei engelhafte kleine Mädchen, und Rose fand, sie sei eine der glücklichsten Frauen Irlands. Wenn das Wetter schön war, nahm sie ihre Enkeltöchter mit zum St. Stephens’s Green, wo sie zusammen Enten fütterten.
     
    Einer der Hotelgäste erkundigte sich bei Laddy, ob es in der Nähe eine Snookerhalle gebe, und Laddy, eifrig bemüht, ihm zu helfen, machte eine ausfindig.
    »Spielen Sie doch eine Runde mit mir«, schlug der Gast, ein allein reisender Geschäftsmann aus Birmingham, vor.
    »Ich fürchte, ich kann das nicht spielen, Sir«,

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