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Die irische Signora

Die irische Signora

Titel: Die irische Signora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maeve Binchy
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Italienischkurs, erzählte er, habe die Lehrerin, die Signora, einmal Pizzas mitgebracht. Bestimmt habe sie das ganze Geld, das sie verdient hatte, dafür ausgegeben, meinte er. Und beim Essen hatten sie alle die Namen der Pizzas im Chor aufgesagt, das sei klasse gewesen. Er schwärmte mit einer jungenhaften Begeisterung davon. Fiona wünschte sich, sie wäre auch so lebendig wie er gewesen. In allen Dingen.
    Natürlich waren ihre Eltern an allem schuld. Sie waren zwar nette und freundliche Leute, aber sie wußten nie, worüber sie sich mit anderen unterhalten sollten. Ihr Vater meinte, jedem Menschen sollte bei der Geburt »Schweigen ist Gold« auf den Arm tätowiert werden, dann würden die Leute nicht immer soviel Quatsch reden. Was wiederum bedeutete, daß ihr Vater kaum jemals den Mund aufmachte. Ihre Mutter hatte sich eine andere Lebensweisheit zu eigen gemacht: »Blinder Eifer schadet nur.« Und das hatte Fiona immer von ihr zu hören bekommen, egal, ob es um den Volkstanzkurs, den Urlaub in Spanien oder sonst etwas ging, wofür sie sich begeisterte. Das Resultat davon war, daß sie jetzt zu nichts einen eigenen Standpunkt hatte.
    Und nur deshalb war es auch soweit gekommen, daß sie sich nicht einmal entscheiden konnte, welchen Film sie sehen wollte, welche Pizza sie essen könnte und was sie als nächstes sagen sollte. Sollte sie mit ihm über den Selbstmordversuch seiner Mutter reden, oder war er froh, wenn er mal nicht daran denken mußte? Fiona runzelte die Stirn angesichts dieser schwierigen Fragen.
    »Entschuldige, ich glaube, ich langweile dich mit meinen Geschichten aus dem Italienischkurs.«
    »O nein, um Himmels willen, ganz und gar nicht«, rief sie. »Ich höre dir liebend gern zu, wenn du davon erzählst. Weißt du, ich wünsche mir nur, ich könnte mich auch für etwas so begeistern wie du. Ich beneide dich und all die Leute, die sich zu diesem Kurs aufgerafft haben. Ich komme mir ein bißchen langweilig vor.« Gerade wenn sie am wenigsten damit rechnete, sagte sie oft etwas, das den Leuten gefiel.
    Barry lächelte über das ganze Gesicht und tätschelte ihre Hand. »Aber nein, du bist kein bißchen langweilig, du bist sehr nett, und wenn du zu irgendeinem Abendkurs gehen willst, steht dem doch nichts im Wege, oder?«
    »Nein, eigentlich nicht. Ist euer Kurs schon voll?« Wieder wünschte sie, sie hätte nichts gesagt. Es wirkte übereifrig, als wollte sie sich an ihn anhängen, weil sie selbst keinen Abendkurs auftreiben konnte. Sie biß sich auf die Lippen, während er den Kopf schüttelte.
    »Es hätte keinen Sinn, jetzt noch mitzumachen. Dafür ist es zu spät, wir sind schon ziemlich weit fortgeschritten«, meinte er stolz. »Und außerdem hat sich jeder aus einem ganz persönlichen Grund dafür eingeschrieben. Alle Teilnehmer hatten ein
Bedürfnis
, Italienisch zu lernen. Oder zumindest sieht es so aus.«
    »Und was war dein Grund dafür?« fragte sie.
    Barry schaute ein wenig verlegen drein. »Ach, weißt du, es hat damit zu tun, daß ich bei der Fußballweltmeisterschaft in Italien war«, antwortete er. »Obwohl ich mit einer ganzen Clique hingefahren bin, habe ich dort unheimlich viele nette Italiener kennengelernt, und ich kam mir wie ein Idiot vor, weil ich die Sprache nicht konnte.«
    »Wird die Fußballweltmeisterschaft denn noch mal dort ausgetragen?«
    »Nein, aber die Italiener werden nach wie vor dort sein. Und ich möchte wieder an den Ort fahren, wo ich damals war, und mich richtig mit ihnen unterhalten«, sagte er. Sein Blick schweifte sehnsüchtig in die Ferne.
    Fiona überlegte, ob sie ihn jetzt nach seiner Mutter fragen sollte, ließ es dann aber doch bleiben. Wenn er darüber hätte reden wollen, dann hätte er es schon getan. Möglicherweise handelte es sich um eine zu persönliche, rein familiäre Angelegenheit. Sie fand Barry ausgesprochen sympathisch und wollte ihn wiedersehen. Wie stellten das nur die Mädchen an, die bei den Männern so gut ankamen? Mit irgendeiner witzigen Bemerkung? Oder indem sie gar nichts sagten? Wenn Fiona es nur gewußt hätte! Wie gern hätte sie etwas gesagt, wodurch sie diesem netten, liebenswerten Jungen zu verstehen geben konnte, daß sie ihn gern hatte und ihn öfter sehen wollte. Und irgendwann vielleicht auch mehr. Gab es denn keine Möglichkeit, so ein Signal auszusenden?
    »Ich denke, wir sollten uns allmählich auf den Heimweg machen«, meinte Barry.
    »Ja, natürlich.« Er hatte genug von ihr, das sah sie ihm deutlich an.
    »Soll

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