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Die irische Signora

Die irische Signora

Titel: Die irische Signora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maeve Binchy
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Luigi, und der würde es seinem alten Kumpel Bartolomeo sagen, wie er Barry nach wie vor nannte.
    Von Brigid und Grania Dunne war in so einer Situation nichts zu erwarten. Sie würden nur sagen, Fiona falle in ihre alten Gewohnheiten zurück und lasse sich wegen nichts und wieder nichts »kopfscheu« machen. Diesen Ausdruck hatte immer eine Lehrerin in der Schule benutzt. Die Aufgabe ist nicht so schwer, Mädchen, laßt euch nicht kopfscheu machen, pflegte sie zu sagen, und jedesmal hatten sie sich das Lachen verkneifen müssen. Aber später meinten Brigid und Grania, der Ausdruck »kopfscheu« treffe haargenau auf Fionas Zustand zu, wenn sie so verwirrt und durcheinander sei. Wie verwirrt und durcheinander sie jedoch diesmal war, konnte sie ihnen nicht sagen, weil sie entgegnen würden, daran sei sie wirklich selbst schuld. Womit sie zweifellos recht hatten.
     
    »Magst du mich, Fiona?« fragte Mrs. Healy, als sie ihren Zitronen-Baiser-Kuchen vollendet hatten.
    »Ja, sehr«, erwiderte Fiona eifrig.
    »Und du würdest immer ehrlich zu mir sein, nicht wahr?«
    »Hm, ja.« Fionas Stimme war nur mehr ein Piepsen. Jetzt nahm das Schicksal seinen Lauf. Irgendwie waren sie darauf gekommen, daß die Blumen von ihr stammten. Vielleicht war es ja auch besser so.
    »Meinst du, ich sollte eine Farbberatung machen lassen?« fragte Mrs. Healy.
    »Eine was?«
    »Eine Farbberatung. Da läßt man sich beraten, welche Farbtöne zu einem passen, in welchen man gut oder schlecht aussieht. Anscheinend ist das eine richtige Wissenschaft.«
    Fiona rang um Worte. »Und wieviel kostet das?« brachte sie schließlich heraus.
    »Ach, das Geld habe ich«, antwortete Mrs. Healy.
    »Nun, ich kenne mich mit so was nicht aus, aber ich habe eine recht patente Freundin, die könnte ich fragen. Sie weiß bestimmt, ob sich das lohnt oder nicht.«
    »Danke, Fiona«, sagte Mrs. Healy, die wohl um die Fünfundvierzig war, aussah wie fünfundsiebzig und immer noch glaubte, daß ihr Ehemann sie liebte … dank Fiona.
     
    Suzi hielt es für eine glänzende Idee. »Wann gehst du hin?« wollte sie wissen.
    Fiona hatte nicht den Mut zuzugeben, daß es dabei nicht um sie selbst ging. Außerdem ärgerte es sie ein bißchen, daß Suzi glaubte, sie habe so etwas nötig. Aber da sie sich in letzter Zeit so große Mühe gab, erwachsen zu werden und nicht zu zaudern, verkündete sie entschlossen, sie habe es demnächst vor.
    Nessa Healy freute sich über diese Nachricht. »Weißt du, was wir noch tun sollten?« meinte sie vertrauensvoll. »Ich finde, wir sollten uns einen teuren Friseur leisten und mal was ganz Neues ausprobieren.«
    Fiona sank in sich zusammen. All ihr mühsam zusammengespartes Geld für die
viaggio
 – sofern sie mitfuhr – würde in diese kostspieligen Verschönerungen fließen, die sie und Barrys Mutter in Angriff nehmen wollten.
    Zum Glück konnte Suzi ihr diesmal aus der Patsche helfen, weil sie eine Friseurschule kannte.
    Und im Lauf der Wochen trug Mrs. Healy nicht mehr Braun, sondern packte wieder all ihre hellen Kleider aus, die sie mit hübschen Schals in dunklen Farben kombinierte. Ihr Haar war gefärbt und kurz geschnitten, so daß sie nun wie fünfzig und nicht mehr wie fünfundsiebzig aussah.
    Fionas dunkles, glänzendes Haar wurde zu einem frechen Pagenkopf geschnitten, so daß es wunderbar dicht fiel, und alle machten ihr Komplimente dazu. Sie trug nun Hellrot und Gelb, und der eine oder andere Chirurg der Klinik sagte ihr schmeichelnde Dinge, die sie jetzt aber mit einem Lachen abtat, anstatt sich wie früher zu fragen, ob er sie vielleicht heiraten würde.
    Und Barrys Vater verbrachte ein bißchen mehr Zeit zu Hause, wenn auch nicht sehr viel mehr. Und zu Fiona war er immer sehr liebenswürdig.
    Allerdings sah es nicht danach aus, als könnte Mrs. Healy mit den Farben und der neuen Frisur den Mann zurückgewinnen, der seit zwei Jahren ein Verhältnis hatte.
     
    »Du bist ein Segen für meine Mutter. Sie sieht jetzt großartig aus«, meinte Barry.
    »Und ich? Sehe ich nicht auch großartig aus?«
    »Du hast schon immer großartig ausgesehen. Aber hör mal, du darfst ihr nie verraten, daß ich dir von dem Selbstmordversuch erzählt habe. Ich mußte ihr mehrmals hoch und heilig versprechen, es dir nicht zu sagen. Sie sagt, sie möchte nicht in deiner Achtung sinken.«
    Bei diesen Worten mußte Fiona schlucken. Also konnte sie auch Barry niemals ins Vertrauen ziehen. Bestimmt gab es noch mehr Menschen, die ständig mit

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