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Die irische Signora

Die irische Signora

Titel: Die irische Signora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maeve Binchy
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einer Lüge leben mußten. Sie war wahrscheinlich nicht die einzige. Dabei war es nicht einmal eine sonderlich schlimme Lüge gewesen, sie hatte nur leider diese falschen Hoffnungen geweckt.
    Fiona war nicht im mindesten auf das vorbereitet, was ihr eines Abends offenbart wurde, als sie gerade Eier trennten und Eischnee für eine Baiserhaube schlugen.
    »Ich habe herausgefunden, wo sie arbeitet.«
    »Wer?«
    »Die Frau. Dans Geliebte«, sagte Mrs. Healy mit der Genugtuung eines Detektivs nach der Erledigung seines Auftrags.
    »Und wo ist es?« Waren dies etwa die ersten Anzeichen dafür, daß Barrys Mutter wieder eine Nervenkrise bekam, die zu einem erneuten Selbstmordversuch führen würde? Fiona betrachtete sie mit ängstlicher Miene.
    »In einem der schicksten Restaurants von Dublin, wie es scheint. In keinem geringeren als Quentin’s. Hast du schon davon gehört?«
    »Ja, darüber steht oft etwas in der Zeitung«, erwiderte die arme Fiona.
    »Und demnächst wird wieder was darüber drinstehen«, bemerkte die Frau finster.
    Das sollte doch nicht etwa bedeuten, daß sie ins Quentin’s gehen und eine Szene machen wollte, oder doch?
    »Sind Sie sicher, daß sie dort arbeitet? Ich meine, woher wissen Sie das so genau, Mrs. Healy?«
    »Weil ich ihm gefolgt bin«, entgegnete sie triumphierend.
    »Ihm gefolgt?«
    »Gestern abend fuhr er mit seinem Lieferwagen weg, wie er das mittwochs oft tut. Erst sitzt er hier und sieht fern, und kurz nach zwölf sagt er dann, er muß los zu seiner Nachtschicht. Ich weiß, daß er lügt, bei diesen Mittwochen habe ich es schon immer gewußt – da gibt es keine Nachtschichten, und außerdem macht er sich dafür immer zurecht, putzt sich die Zähne, zieht ein frisches Hemd an und so.«
    »Aber wie konnten Sie ihn denn verfolgen, Mrs. Healy? Er hat doch den Lieferwagen genommen, oder nicht?«
    »Ja, aber ich hatte ein Taxi kommen lassen, das mit ausgeschaltetem Licht wartete. Und schon waren wir ihm auf den Fersen.«
    »Das Taxi hat die ganze Zeit gewartet, bis er irgendwann aufgebrochen ist?« Diese irrsinnige Geldverschwendung verblüffte Fiona mehr als alles andere.
    »Nein, ich wußte, daß es gegen Mitternacht sein würde, deshalb habe ich das Taxi zur Sicherheit eine Viertelstunde früher herbestellt. Dann bin ich eingestiegen und ihm nachgefahren.«
    »Lieber Gott, Mrs. Healy, was mag sich bloß der Taxifahrer dabei gedacht haben?«
    »Er wird daran gedacht haben, daß sich auf seinem Taxameter ein hübsches Sümmchen zusammenläppert, sonst nichts.«
    »Und was ist dann passiert?«
    »Nun, Dan fuhr eine Weile und bog schließlich in die Gasse hinter dem Quentin’s ein.« Sie hielt inne. Eigentlich wirkte sie ganz ruhig. Fiona hatte Mrs. Healy oft viel angespannter und aufgewühlter als jetzt erlebt. Was hatte sie wohl bei ihrer ungewöhnlichen Aktion herausgefunden?
    »Und dann?«
    »Tja, dann warteten wir, also mein Mann, der Taxifahrer und ich. Und da kam eine Frau heraus. Ich konnte sie nicht richtig sehen, es war zu dunkel. Ohne zu zögern, stieg sie in den Lieferwagen ein, als wüßte sie, daß er auf sie wartete. Dann sind sie so schnell davongebraust, daß wir sie verloren haben.«
    Fiona war sehr erleichtert, doch Mrs. Healy dachte praktisch. »Nächsten Mittwoch werden sie uns nicht entwischen«, sagte sie entschlossen.
    Erfolglos versuchte Fiona, ihr diese zweite Tour auszureden. »Überlegen Sie doch mal, was Sie das kostet. Für das Taxigeld könnten Sie sich einen hübschen neuen Karorock kaufen.«
    »Es ist mein Haushaltsgeld, Fiona. Und was ich davon gespart habe, kann ich nach Lust und Laune ausgeben.«
    »Aber angenommen, er sieht Sie?«
    »Ich tue schließlich nichts Verbotenes, ich fahre nur mit einem Taxi herum.«
    »Was hätten Sie denn eigentlich davon, wenn Sie die Frau sehen? Macht es irgendeinen Unterschied?«
    »Dann weiß ich, was für eine das ist, diese Frau, die er zu lieben glaubt.« Sie war offenbar felsenfest überzeugt davon, daß Dan Healy sich nur einbildete, eine andere zu lieben. Fiona fröstelte.
     
    »Arbeitet deine Mutter nicht im Quentin’s?« fragte Fiona Brigid.
    »Ja, warum?«
    »Kennt sie das Personal, das abends dort arbeitet, die Kellnerinnen, die jüngeren Frauen?«
    »Ich denke schon, sie ist ja schon lange genug dort. Wieso?«
    »Wenn ich dir einen Namen nennen würde, könntest du sie dann über die betreffende Person ausfragen, ohne ihr zu sagen, worum es geht?«
    »Schon möglich, warum?«
    »Du fragst ständig nur

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