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Die irische Signora

Die irische Signora

Titel: Die irische Signora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maeve Binchy
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werden Ihnen alles haarklein berichten, wenn wir wieder zurück sind.«
    »Himmel, diese Hochzeit war vielleicht ein Ding, was, Signora?«
    »Mir hat sie gut gefallen, und allen anderen auch.«
    »Ich werde bis ans Ende meiner Tage die Rechnungen abstottern.«
    »Unsinn, Jimmy, es hat Ihnen einen Riesenspaß gemacht. Sie haben nur eine Tochter, und es war wirklich ein rauschendes Fest. Die Leute werden noch jahrelang davon sprechen.«
    »Zumindest werden sie noch Tage brauchen, um ihren Kater auszukurieren«, lächelte er beim Gedanken an seine legendäre Gastfreundschaft. »Hoffentlich schaffen es Suzi und Lou aus den Federn. Nicht, daß sie noch das Flugzeug verpassen.«
    »Ach, Sie wissen ja, Frischvermählte«, antwortete die Signora diplomatisch.
    »Sie wälzen sich schon seit Monaten drin herum, da war noch keine Rede vom Heiraten.« Mißbilligend zog Jimmy Sullivan die Augenbrauen zusammen. Es ärgerte ihn immer wieder, daß Suzi sich so gar nicht schämte.
     
    Als er die Signora dann allein am Flughafen zurückgelassen hatte, setzte sie sich hin und packte die Schildchen aus, die sie gebastelt hatte. Auf jedem stand ›Vista del Monte‹ – das italienische Wort für Mountainview – und der jeweilige Name. Auf diese Weise konnte niemand verlorengehen. Und bestimmt lag auch der Segen des Herrn, so es ihn gab, auf dieser Reise. Schließlich besuchten sie ja die Heilige Stadt, da würde Er nicht zulassen, daß einem von ihnen Böses widerfuhr. Insgesamt waren es zweiundvierzig Leute, sie und Aidan Dunne mitgerechnet. Sie paßten gerade in den Reisebus, den sie zu ihrer Abholung bestellt hatten. Wer würde wohl als erstes am Flughafen eintreffen? Lorenzo? Wahrscheinlich Aidan. Er hatte versprochen, ihr beim Verteilen der Schildchen zu helfen.
    Aber es war Constanza. »Meine Zimmergenossin«, begrüßte Constanza sie überschwenglich und steckte sich ihr Schildchen an.
    »Sie hätten sich leicht ein Einzelzimmer leisten können, Constanza«, begann die Signora.
    »Ja, schon, aber mit wem hätte ich dann plaudern sollen … ist das nicht der Hauptspaß bei einer Reise?«
    Noch bevor die Signora antworten konnte, trudelten weitere Reiseteilnehmer ein. Die meisten waren mit dem Flughafenbus gekommen. Sie stellten sich in einer Reihe an, um ihre Schildchen abzuholen, und freuten sich, daß ihr Herkunftsort so vornehm klang.
    »In Italien weiß kein Mensch, was für ’ne Müllhalde das Mountainview in Wirklichkeit ist«, meinte Lou.
    »He, Luigi, seien Sie fair, die Schule hat sich im letzten Jahr ganz schön rausgemacht.« Dabei dachte Aidan an den Umbau, die Malerarbeiten, die neuen Fahrradschuppen. Tony O’Brien hatte alle seine Versprechen gehalten.
    »Entschuldigung, Aidan, hab nicht gesehen, daß Sie in Hörweite sind«, grinste Lou. Bei seiner Hochzeit war Aidan ein angenehmer Gast gewesen. Er hatte
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gesungen und den ganzen Text auswendig gewußt.
    Brenda Brennan war ebenfalls zum Flughafen gekommen, um sie zu verabschieden. Die Signora war gerührt. »Wie lieb von dir. Die anderen haben alle eine normale Familie.«
    »Nein, das stimmt nicht.« Brenda machte eine Kopfbewegung zu Aidan hinüber, der sich mit Luigi unterhielt. »Er zum Beispiel nicht. Ich habe seine miesepetrige Frau gefragt, warum sie nicht mit euch allen nach Rom fährt, und sie hat nur die Schultern gezuckt und gesagt, man hätte sie nicht eingeladen und sie würde sich nirgends aufdrängen, wo man sie nicht dabeihaben will. Außerdem würde ihr das Ganze ohnehin keinen Spaß machen. Ist das etwa normal?«
    »Armer Aidan«, murmelte die Signora voller Mitgefühl.
    Dann wurde ihr Flug aufgerufen.
    Guglielmos Schwester winkte allen wie verrückt zu. Für Olive war es schon ein großes Erlebnis, nur am Flughafen zu sein. »Mein Bruder ist Bankdirektor, er fährt jetzt zum Papst«, erzählte sie wildfremden Leuten.
    »Na, wenn er mit dem ins Geschäft kommt, kann er mit sich zufrieden sein«, sagte ein Mann im Vorübergehen. Bill lächelte nur, und dann winkten er und Lizzie Olive noch so lange zu, bis sie außer Sichtweite waren.
    »Zweiundvierzig Personen. Wir werden bestimmt einen verlieren«, meinte Aidan, als sie ihre Schäfchen zählten, die in die Abflughalle drängten.
    »Bist du nicht ein wahrer Optimist! Mir geht unentwegt durch den Kopf, daß wir sie allesamt verlieren werden«, lächelte die Signora.
    »Na ja, dieses Zählsystem hat sich schon häufiger bewährt.« Aidan gab sich zuversichtlicher, als er sich

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