Die irische Signora
fühlte. Er hatte die Reiseteilnehmer in vier Untergruppen à zehn Leute aufgeteilt und einen Verantwortlichen für jedes dieser Grüppchen bestimmt. Sobald sie irgendwo ankamen oder einen Ort wieder verließen, sollte derjenige melden, ob seine Gruppe vollzählig war. Was bei Kindern gut funktionierte, aber vielleicht wollten Erwachsene sich nicht so gängeln lassen.
Doch keiner schien sich daran zu stören, im Gegenteil. Manche zeigten sich sehr angetan von der Idee.
»Man stelle sich nur vor, Lou ist Gruppenleiter«, sagte Suzi staunend zur Signora.
»Wer eignet sich dafür besser als ein verantwortungsbewußter junger Ehemann?« gab die Signora zurück. In Wahrheit hatte für sie und Aidan natürlich Lous finsterer Blick den Ausschlag gegeben. Keiner von der Gruppe würde zu spät kommen, wenn er vor Luigi Rechenschaft ablegen mußte.
Er ließ sie zum Flugzeug marschieren, als führte er sie in die Schlacht. »Würden Sie bitte Ihre Pässe hochhalten?« raunzte er, und alle gehorchten. »Stecken Sie sie jetzt bitte wieder ein, und zwar unbedingt in eine Tasche mit Reißverschluß. Ich möchte bis Rom nirgendwo einen Paß herauslugen sehen.«
Im Flugzeug wurden die Durchsagen sowohl in Italienisch als auch in Englisch gemacht. Da die Signora das bereits mit ihnen durchgegangen war, hörten die Kursteilnehmer nur vertraute Wörter und Redewendungen und kommentierten die Erklärungen der Stewardeß mit beifälligem Nicken. Die junge Frau deutete auf die Notausstiege links und rechts, und die Kursteilnehmer wiederholten glücklich
destra
,
sinistra
, obwohl sie dasselbe gerade eben bereits auf englisch gehört hatten.
Nachdem die Stewardeß ihre Erläuterungen mit
grazie
beendet hatte, riefen sie alle
prego
, und Aidans Blick begegnete dem der Signora. Es war tatsächlich soweit. Sie flogen nach Rom.
Neben der Signora saß Laddy, für den alles neu und aufregend war, angefangen vom Sicherheitsgurt bis hin zu dem Essenstablett mit den Häppchen darauf.
»Ob die Garaldis wohl am Flughafen sein werden?« fragte er aufgeregt.
»Nein, Lorenzo. Die ersten Tage wollen wir doch Rom kennenlernen … wir machen all diese Besichtigungen, von denen wir gesprochen haben, erinnern Sie sich?«
»Ja, aber wenn sie mich gleich bei sich haben wollen?« In seinem großen Gesicht spiegelte sich Besorgnis.
»Sie wissen, daß Sie kommen. Ich habe ihnen geschrieben, daß wir uns am Donnerstag mit ihnen in Verbindung setzen werden.«
»
Giovedi
«, sagte er.
»
Bene, Lorenzo, giovedi
.«
»Essen Sie denn Ihren Nachtisch nicht, Signora?«
»Nein, Lorenzo, Sie können ihn gerne haben, wenn Sie möchten.«
»Nur, weil es mir immer leid tut, wenn man Essen wegwirft«, erklärte er.
Die Signora meinte, sie wolle jetzt ein Nickerchen halten, und schloß die Augen. Bitte, lieber Gott, laß alles gutgehen. Bitte mach, daß sie alle begeistert sind. Und daß die Garaldis sich an Lorenzo erinnern und nett zu ihm sind. Sie hatte ihnen einen wirklich anrührenden Brief geschrieben und war beunruhigt, weil sie keine Antwort erhalten hatte.
Der Bus erwartete sie. »
Dov’è l’autobus
?« fragte Bill, um zu zeigen, daß er die Redewendung nicht vergessen hatte.
»Er steht direkt vor uns«, antwortete Lizzie.
»Ich weiß, aber ich wollte gern darüber reden«, erklärte Bill.
Fiona schaute sich um. »Haben die Frauen hier nicht alle enorme Busen und Hintern?« flüsterte sie Barry staunend zu.
»Mir gefällt es«, erklärte Barry im Brustton der Überzeugung. Schließlich war das sein Italien, er war Experte für dieses Land, seit er bei der Fußballweltmeisterschaft hiergewesen war.
»Ja, mir doch auch«, sagte Fiona. »Ich wünschte nur, Brigid Dunne könnte die Frauen sehen … so wie sie sich immer anstellt wegen ihrer Figur.«
»Sag doch ihrem Vater, daß er es ihr erzählen soll«, schlug Barry vor, obwohl er sich nicht sicher war, daß sich das schickte.
»Ach, das kann ich doch nicht machen, da wüßte sie ja gleich, daß ich gepetzt habe. Übrigens hat sie gesagt, daß unser Hotel nichts Besonderes ist, wir sollen nicht enttäuscht sein.«
»Ich werde nicht enttäuscht sein«, versprach Barry und legte Fiona den Arm um die Schulter.
»Ich auch nicht. Außerdem war ich ja erst einmal in einem Hotel, auf Mallorca. Und da war es so laut, daß keiner von uns schlafen konnte. Also sind wir alle wieder runter zum Strand gegangen.«
»Sie haben sich wahrscheinlich bemüht, es möglichst preiswert zu machen.« Barry
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