Die irische Signora
mich jetzt mit ihnen abfinden, auch wenn sie noch so gräßlich sind.«
Und das waren sie. Fionas Mutter meinte, daß man auch in Irland sehr nett Urlaub machen könne, zumindest würde man keinen Sonnenbrand bekommen, und es würde einem auch keiner die Handtasche entreißen.
»Das passiert hier so oft wie woanders.«
»Wenigstens spricht man hier Englisch«, meinte ihr Vater.
Barry gab zu bedenken, daß er extra Italienisch gelernt habe; er sei in der Lage, im Restaurant zu bestellen oder auf einer Polizeiwache eine Aussage zu machen, und er wisse sich im Krankenhaus ebenso zu helfen wie bei einer Buspanne.
»Sehen Sie, genau das meine ich«, trumpfte Fionas Vater auf. »Es muß ein gefährliches Pflaster sein, wenn man Ihnen so etwas beigebracht hat.«
»Was kostet denn ein Einzelzimmerzuschlag?« erkundigte sich ihre Mutter.
»Fünf Pfund pro Nacht«, antwortete Fiona.
»Neun Pfund pro Nacht«, sagte Barry genau gleichzeitig. Erschrocken sahen sie sich an. »Ähm … es ist für Männer … ähm … teurer, verstehen Sie?« wand sich Barry verzweifelt.
»Warum denn das?« fragte Fionas Vater mißtrauisch.
»Eine italienische Gepflogenheit. Man gibt dort den Männern immer größere Zimmer, für ihre vielen Anzüge und so.«
»Dabei könnte man doch annehmen, daß Frauen mehr Gepäck haben.« Jetzt war Fionas Mutter argwöhnisch geworden. Mit was für einem eitlen Geck war ihre Tochter da eigentlich zusammen, wenn er ein Riesenzimmer für seine Garderobe brauchte?
»Genau, was meine Mutter auch gesagt hat … Übrigens freut sie sich sehr darauf, Sie kennenzulernen.«
»Warum?« fragte Fionas Mutter.
Barry wollte partout kein vernünftiger Grund einfallen, also sagte er nur: »Sie ist eben so, sie mag Menschen.«
»Schön für sie«, brummte Fionas Vater.
»Was heißt ›Viel Glück, Dad‹ auf italienisch?« fragte Grania ihren Vater am Abend vor der
viaggio
. Sie saßen zusammen in seinem Arbeitszimmer.
»
In bocca al lupo, Papà.«
Sie wiederholte es, während er Karten und Reiseführer in einen kleinen Koffer packte, den er immer bei sich tragen wollte. Es mache nichts, wenn seine Kleider verlorengingen, hatte er gesagt, aber diese Dinge seien unentbehrlich.
»Arbeitet Mam heute abend?« meinte Grania beiläufig.
»Ich nehme es an, Liebes.«
»Und du kommst braun gebrannt zur Hochzeit?« Sie war entschlossen, heiter zu bleiben.
»Ja. Und du weißt, daß wir dir die Hochzeit gern hier ausgerichtet hätten.«
»Ja, Dad, aber wir feiern lieber in einem Pub. Wirklich.«
»Ich hatte immer geglaubt, du würdest hier heiraten, und ich würde für alles zahlen.«
»Du zahlst doch schon die große Hochzeitstorte und den Champagner. Das ist mehr als genug.«
»Hoffentlich.«
»Es ist wirklich großzügig. Aber sag, hast du schon Lampenfieber wegen der Reise?«
»Ein bißchen. Weil es vielleicht doch nicht ganz so toll wird, wie wir versprochen haben … wie wir es erwarten. Vielleicht ist jetzt alles anders als früher, oder unsere Erinnerungen haben uns getrogen. Der Kurs war so ein großer Erfolg, es wäre schade, wenn die Reise eine Enttäuschung würde.«
»Das passiert bestimmt nicht, Dad. Es wird sicher großartig werden. Ich würde wirklich gern dabeisein, aus vielerlei Gründen.«
»Und ich hätte dich, ebenfalls aus vielerlei Gründen, auch gern dabei.« Keiner der beiden verlor ein Wort darüber, daß Aidans Frau, mit der er seit fünfundzwanzig Jahren verheiratet war, nicht mitfuhr und offensichtlich nicht einmal gefragt worden war.
Da Jimmy Sullivan im Norden Dublins einen Fahrerjob zu erledigen hatte, brachte er die Signora zum Flughafen.
»Sie sind viel zu früh dran«, meinte er.
»Ich bin so aufgeregt, daß ich nicht länger zu Hause herumsitzen konnte. Ich wollte endlich unterwegs sein.«
»Werden Sie auch die Angehörigen von Ihrem Mann besuchen, in dem Dorf, wo sie gelebt haben?«
»Nein, Jimmy, dazu reicht die Zeit nicht.«
»Schade. Da machen Sie nun den weiten Weg nach Italien, und dann besuchen Sie sie nicht einmal. Ihr Kurs kommt doch ein, zwei Tage ohne Sie zurecht.«
»Nein, es ist viel zu weit weg. Am untersten Ende von Italien, auf Sizilien.«
»Sie werden also nicht erfahren, daß Sie dagewesen sind, und dann schlecht von Ihnen denken, weil Sie sich nicht haben blicken lassen?«
»Nein, das werden sie nie erfahren.«
»Na, dann gibt’s ja kein Problem. Solange nur niemand beleidigt ist.«
»Das passiert sicher nicht. Und Suzi und ich
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