Die irische Signora
sondern trug ein weites, scharlachrotes Kleid und hatte die Arme um einen Mann geschlungen, der ihr nicht mehr entkommen würde. Und Grania schmiegte sich an Tony, den alten Mann. Zwar tanzten sie nicht miteinander, aber sie würden heiraten. Fiona war zur Hochzeit eingeladen.
Fiona fand es wundervoll, endlich erwachsen zu sein. Wenn auch nicht
alles
davon ihr Werk gewesen war, so hatte sie doch einiges Wesentliche dazu beigetragen.
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Viaggio
W arum laden wir Mr. Dunne zu unserer Hochzeit ein?« wollte Lou wissen.
»Wegen der Signora. Sie wäre sonst allein.«
»Wieso? Sie kennt doch jeden. Schließlich wohnt sie bei deinen Eltern, Himmel noch mal.«
»Du weißt schon, was ich meine.« Suzi blieb hart.
»Müssen wir seine Frau dann auch einladen? Die Liste wird immer länger. Du weißt, daß wir siebzehn Pfund pro Person hinblättern müssen, und das, bevor sie auch nur einen einzigen Tropfen getrunken haben.«
»Natürlich laden wir seine Frau nicht ein. Hast du sie nicht mehr alle?« Suzi sah ihn mit diesem Blick an, den Lou nicht ausstehen konnte – als frage sie sich, ob sie womöglich einen Vollidioten heiraten würde.
»Klar, seine Frau nicht«, meinte Lou hastig. »Ich war mit meinen Gedanken gerade woanders.«
»Gibt es von deiner Seite noch jemanden, den du einladen möchtest?« fragte Suzi.
»Nein, nein. In gewisser Weise sind es ja auch meine Gäste, sie fahren sogar mit uns in die Flitterwochen«, erwiderte Lou heiter.
»Zusammen mit halb Dublin.« Suzi verdrehte die Augen.
»Eine standesamtliche Trauung, verstehe«, sagte Nell Dunne nur, als Grania ihr das Datum mitteilte.
»Na, es wäre doch pure Heuchelei, wenn wir kirchlich heiraten würden, da doch sonst auch keiner von uns beiden in die Kirche geht.« Nell zuckte die Achseln. »Du kommst doch, Mam, oder?« Grania klang besorgt.
»Natürlich. Warum fragst du?«
»Na ja, weil … es ist …«
»Was ist, Grania? Ich habe gesagt, ich komme.«
»Na, weil du von der Party droben in der Schule weggegangen bist, noch bevor sie richtig angefangen hatte. Dabei war es doch Dads großer Abend. Und du fährst auch nicht mit ihm nach Italien.«
»Man hat mich nicht gefragt, ob ich mitfahren möchte.« Nell Dunne klang bitter.
»Kann bei dieser Reise nach Rom und Florenz jeder mitfahren?« fragte Bernie Duffy ihre Tochter Lizzie.
»Nein, Mutter, tut mir leid, aber es ist nur für die Leute aus dem Kurs.«
»Ist es denn nicht besser, wenn so viele Leute wie nur möglich dabei sind?« Bernie hatte sich auf der
festa
köstlich amüsiert. Und sie glaubte, daß es auf der
viaggio
im selben Stil weitergehen würde.
»Was sollen wir machen? Sie liegt mir die ganze Zeit damit in den Ohren«, sagte Lizzie später zu Bill.
»Wir fahren statt dessen mit ihr nach Galway und besuchen deinen Vater«, schlug Bill unvermittelt vor.
»Das können wir doch nicht machen.«
»Würde es nicht eine Menge Probleme lösen? Deine Mutter wäre mal abgelenkt, sie würde nicht nur herumsitzen und sich langweilen oder vernachlässigt fühlen, wenn sie mal im Mittelpunkt stünde.«
»Eine prima Idee«, sagte Lizzie bewundernd.
»Und ich sollte ihn schließlich auch mal kennenlernen, meinst du nicht?«
»Warum? Wir heiraten doch erst mit fünfundzwanzig.«
»Ach, ich weiß nicht. Luigi heiratet, Mr. Dunnes Tochter heiratet … ich finde, wir sollten nicht mehr so lange warten. Was meinst du?«
»
Perchè non?«
strahlte Lizzie ihn an.
»Ich habe die Signora gebeten, für mich den Brief an die Garaldis zu schreiben«, erzählte Laddy. »Sie hat mir versprochen, daß sie ihnen alles genau erklären wird.«
Maggie und Gus wechselten einen Blick. Bestimmt war der Signora klar, wie beiläufig diese Einladung ausgesprochen worden war, aus der überschwenglichen Dankbarkeit heraus, die eine freundliche Familie angesichts der Ehrlichkeit eines irischen Portiers zum Ausdruck hatte bringen wollen. Die guten Leute konnten schwerlich ahnen, daß Laddy diese Einladung ernst nehmen und einen Italienischkurs besuchen würde – und nun ein herzliches Willkommen erwartete.
Aber die Signora war eine erfahrene Frau, sie hatte die Situation bestimmt erfaßt, oder? Andererseits hatte auch sie ein etwas kindliches Gemüt offenbart, diese Frau in dem kaffeebraun und lilafarben gemusterten Kleid, die sich bei dieser
festa
mit so unverfälschter Begeisterung über den Erfolg ihres Kurses und die Unterstützung dafür hatte freuen können. Sie war ein bißchen
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