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Die irische Signora

Die irische Signora

Titel: Die irische Signora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maeve Binchy
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ob mit dem Hotel alles geklappt hat. Ich hab ihr gesagt, es sei alles ganz wunderbar.«
    »Sie hat uns wirklich sehr geholfen. Sie wollte unbedingt, daß es ein großer Erfolg für dich wird. Für uns alle.«
    »Und das wird es auch.« Sie tranken ihren Kaffee, manche bestellten auch Bier oder
grappa
. Aber die Signora hatte sie gewarnt, daß sie hier Touristenpreise bezahlen müßten. Deshalb sollten sie sich mit einem Getränk begnügen und vor allem die Atmosphäre genießen. Sie wollten ja schließlich noch ein bißchen Geld für Florenz und Siena übrig behalten, nicht wahr? Als die Signora die Namen dieser Orte nannte, schauten sich die anderen beinahe ungläubig an. Sie waren nun tatsächlich in Italien! Die
viaggio
war nicht mehr nur ein Gesprächsthema in einem Klassenzimmer, das sie an den naßkalten Dienstagen und Donnerstagen aufsuchten.
    »Ja, Aidan, es wird ein großer Erfolg werden«, nickte die Signora.
    »Brigid hat noch etwas erzählt. Ich wollte dich eigentlich nicht damit beunruhigen, aber anscheinend ist so eine Verrückte ins Reisebüro gekommen und wollte unbedingt wissen, wo wir in Rom wohnen. Sie könnte vielleicht Schwierigkeiten machen, hat Brigid gemeint.«
    Die Signora zuckte die Achseln. »Wir haben diese ganze Meute heil hierher gebracht. Da werden wir doch mit solchen Kleinigkeiten fertig, oder?«
    Die Kursteilnehmer fotografierten sich gegenseitig grüppchenweise vor dem Vier-Flüsse-Brunnen.
    Aidan nahm die Hand der Signora. »Wir werden mit allem fertig«, sagte er.
     
    »Ihre Bekannte war da, Signor Dunne«, sagte Signora Buona Sera.
    »Meine Bekannte?«
    »Die Dame aus Irland. Sie wollte nur mal kurz vorbeischauen und hat gefragt, ob Sie alle hier wohnen.«
    »Hat sie gesagt, wie sie heißt?«
    »Nein. Und sie wollte nur wissen, ob wirklich alle hier im Hotel untergebracht sind. Ich hab ihr gesagt, daß Sie morgen früh mit dem Bus eine Rundfahrt machen, das stimmt doch, oder?«
    »Ja, das stimmt«, nickte Aidan.
    »Hat sie irgendwie verrückt gewirkt?« erkundigte er sich unvermittelt.
    »Verrückt?«
    »
Pazza
?« erklärte die Signora.
    »Nein, nein, überhaupt nicht
pazza
.« Signora Buona Sera schien gekränkt über die Annahme, eine Verrückte könnte im Hotel Francobollo Auskunft verlangt haben.
    »Na dann«, meinte Aidan.
    »Na dann«, lächelte die Signora ihn an.
    Die jüngeren Leute hätten ebenfalls gelächelt, hätten sie geahnt, wieviel es den beiden bedeutet hatte, Hand in Hand auf der Piazza Navona zu sitzen, während über ihnen immer mehr Sterne zu funkeln begannen.
     
    Die Busrundfahrt sollte ihnen einen ersten Eindruck von Rom vermitteln, erklärte die Signora, danach könnten sie dann ganz nach Belieben ansehen, was sie interessiere. Es sei schließlich nicht jedermanns Sache, Stunden in den Vatikanischen Museen zu verbringen.
    Und da hier zum Frühstück Käse serviert würde, sei es nicht unüblich, sich ein Brot zu schmieren und für später einzupacken, hatte die Signora sie vorher noch ermuntert. Abends würden sie dann groß essen gehen, in ein Restaurant, das nicht weit vom Hotel entfernt war. Von dort aus konnten sie alle gut zu Fuß ins Hotel zurückgehen. Natürlich müsse sich keiner zum gemeinsamen Abendessen verpflichtet fühlen, betonte sie. Aber sie wußte, daß alle mitkommen würden.
    Über die Frau, die im Hotel nach ihnen gefragt hatte, verlor sie allerdings kein Wort. Die Signora und Aidan Dunne waren viel zu beschäftigt damit, die Route mit dem Busfahrer durchzusprechen, als daß sie daran gedacht hätten.
    Ob sie wohl genug Zeit hätten, an dem berühmten Trevi-Brunnen auszusteigen und eine Münze hineinzuwerfen? Konnte man in der Nähe des Bocca della Verità parken? Es würde allen großen Spaß machen, die Hand in den Mund des verwitterten Steingesichts zu stecken, das der Sage nach einem Lügner die Finger abbiß. Würde der Busfahrer sie oben oder am Fuß der Spanischen Treppe absetzen, war es günstiger, sie hinauf- oder hinunterzuschreiten? Sie hatten wirklich keine Zeit, an irgendeine Frau zu denken, die sie suchte. Wer sie auch sein mochte.
     
    Als sie erschöpft von der Rundfahrt zurückkamen, blieben ihnen noch zwei Stunden bis zum Abendessen, in denen sie sich ausruhen konnten. Während Connie sich zu einem Nickerchen auf ihr Zimmer zurückzog, wollte die Signora die Zeit nutzen, um sich schon einmal das Restaurant anzuschauen. Sie wollte die Speisekarte begutachten und dafür sorgen, daß es keine Unklarheiten gab. Denn

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