Die irische Signora
aus. Laß mal überlegen. Francesca und Luigi zusammen?«
Gesagt, getan. Die Signora und Mr. Dunne zogen los, um Lorenzo zu finden, und ließen die Gruppe in der Obhut von Francesca und Luigi zurück.
»Warum denn ausgerechnet die?« murrte einer.
»Weil wir am nächsten gesessen haben«, erwiderte Fran, die Friedensstifterin.
»Und weil wir die besten sind«, ergänzte Luigi, der sich gerne auf der Siegerseite sah.
Sie nahmen ein Taxi und fuhren zu dem Haus. »Es ist noch eleganter, als ich erwartet habe«, flüsterte die Signora.
»Da haben sie ihn niemals hineingelassen.« Verblüfft betrachtete Aidan den Vorhof und die große marmorne Eingangshalle.
»
Vorrei parlare con la famiglia Garaldi
«, verlangte die Signora selbstbewußt, obwohl der elegant uniformierte Portier eher einschüchternd wirkte. Er fragte sie nach ihren Namen und ihrem Anliegen, und Aidan staunte, wie sie es schaffte, ihm die Dringlichkeit ihres Wunsches klarzumachen. Der scharlachrot und grau gekleidete Mann ging zu einem Telefon und redete gestikulierend in die Sprechmuschel. Es schien eine Ewigkeit zu dauern.
»Ich hoffe, sie kommen in dem Restaurant ohne uns klar«, meinte die Signora.
»Aber sicher doch. Wie hast du es nur geschafft, so schnell ein so hübsches Plätzchen zu finden? Sie haben uns ja mit offenen Armen empfangen.«
»Ja, sie sind außerordentlich nett gewesen.« Doch in Gedanken schien sie ganz woanders zu sein.
»So außerordentlich ist das hier offenbar gar nicht. Bis jetzt waren sie überall so«, erwiderte Aidan.
»Doch. Weißt du, ich habe den Vater des Kellners gekannt. Das war vielleicht eine Überraschung.«
»Damals in Sizilien?«
»Ja.«
»Und ihn hattest du auch schon gekannt?«
»Von Geburt an … ich habe zugeschaut, wie man ihn zur Taufe in die Kirche getragen hat.«
Da kam der Portier zurück. »Signor Garaldi sagt, das sei alles sehr verwirrend. Ob er vielleicht mit Ihnen selbst sprechen könne?«
»Wir müssen zu ihm, ich kann es am Telefon nicht erklären«, sagte die Signora. Aidan bewunderte ihren Mut. Obwohl er mit seinen Gedanken noch halb bei ihrer sizilianischen Vergangenheit war.
Gleich darauf wurden sie durch einen Innenhof und dann eine andere breite Treppe hinauf geführt. Vor ihnen lagen etliche große Türen, friedlich plätscherte ein Brunnen. Diese Leute waren wirklich reich. Hatte Laddy sich tatsächlich hier Eintritt verschafft?
Man brachte sie in eine Halle, wo durch eine der Türen gerade ein kleiner, aufgeregter Mann in einer Brokatweste hereinstürmte und eine Erklärung verlangte. Seine Frau folgte ihm und versuchte, ihn zu beschwichtigen. Und hinter ihr sah man, in sich zusammengesunken und völlig ratlos, den armen Laddy auf einem Klavierhocker sitzen.
Als er sie entdeckte, hellte sich seine Miene auf. »Signora«, rief er. »Mr. Dunne. Jetzt können sie ihnen alles erzählen. Sie werden es nicht glauben, aber ich habe mein ganzes Italienisch vergessen. Ich konnte nur noch die Wochentage und die Jahreszeiten aufsagen und das Tagesgericht bestellen. Es war einfach schrecklich.«
»
Sta calma, Lorenzo«,
beruhigte ihn die Signora.
»Sie fragen mich ständig, ob ich O’Donoghue bin. Sie haben es mir auf einen Zettel geschrieben.« So verschüchtert und konfus hatten sie ihn noch nie erlebt.
»Ich heiße O’Donoghue, Laddy, und das habe ich auch als Absender auf den Brief geschrieben. Deshalb haben sie wohl geglaubt, daß Sie so heißen.«
»Sie heißen doch nicht O’Donoghue, sie heißen Signora.«
Aidan legte dem verstörten Laddy einen Arm um die Schulter, während die Signora zu einer Erklärung ansetzte, die sie klar und verständlich vorbrachte, soviel bekam er mit. Sie erzählte, wie dieser Mann vor einem Jahr in Irland ihr Geld gefunden hatte, ein Mann, der in einem Hotel hart arbeitete und ihre freundlichen Worte der Dankbarkeit als Einladung nach Italien mißverstanden hatte. Sie schilderte, wieviel Mühe er sich gegeben hatte, um Italienisch zu lernen, und stellte sich und Aidan als die Leiter seines Italienischkurses vor. Sie hätten sich große Sorgen gemacht, als sie erfahren mußten, daß ihr Freund Lorenzo irrtümlicherweise geglaubt hatte, man hätte ihn eingeladen. Nun wollten sie wieder gehen, aber vielleicht konnten Signor Garaldi und seine Familie liebenswürdigerweise mit irgendeiner freundlichen Geste zeigen, daß sie sich an Laddy und seine bewundernswerte Ehrlichkeit erinnerten. Schließlich habe er ihnen damals ein Bündel
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