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Die irische Signora

Die irische Signora

Titel: Die irische Signora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maeve Binchy
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Siobhan Casey mitgehen würde, hatte sie sich beiläufig erkundigt, wie man nach Fremden fragt, die einem nichts bedeuten. O nein, habe sie denn nicht gehört, daß die Beziehung zwischen den beiden merklich abgekühlt sei? Harry Kane hatte sich geweigert, Miss Casey zu sehen, als sie ihn im Gefängnis besuchen wollte. Anscheinend gab er ihr an allem die Schuld.
    Doch Connie Kane freute sich nicht sonderlich darüber. In gewisser Weise wäre es sogar einfacher gewesen zu wissen, daß er sein neues Leben an der Seite der Frau führte, mit der er schon immer ein Verhältnis gehabt hatte. Ob die beiden wohl auch einmal zusammen in Rom gewesen waren? Und hatten Siobhan und Harry sich von dieser wunderschönen Stadt bezaubern lassen wie jeder andere, ob verliebt oder nicht? Nun, sie würde es nie erfahren, und es war auch nicht wichtig.
    Leise klopfte es an der Tür. Die Signora war also schon zurück. Aber nein, es war die kleine, geschäftige Signora Buona Sera. »Ein Brief für Sie«, sagte sie und überreichte ihr ein Kuvert.
    Darin steckte eine schlichte Karte, auf der stand: »Sie könnten im römischen Verkehr leicht ums Leben kommen, und niemand würde Sie vermissen.«
     
    Ehe sie zum Restaurant gingen, wurde noch einmal durchgezählt. Bis auf Connie, Laddy und die Signora waren alle anwesend. Man nahm an, daß Connie und die Signora jeden Moment zusammen eintrudeln würden.
    Aber wo steckte Laddy? Aidan war nicht in dem Zimmer gewesen, das er sich mit Laddy teilte, er hatte noch einmal seine Notizen für die morgige Tour zum Forum Romanum und zum Kolosseum durchgesehen. Vielleicht war Laddy ja eingenickt? Aidan lief leichtfüßig die Treppe hoch, aber er konnte Laddy nicht finden.
    In diesem Augenblick kam die Signora herein, mit blassem Gesicht und der Neuigkeit, daß man zwar woanders, aber zum selben Preis essen würde. Sie hatte im Catania reserviert. Aber sie sah unglücklich und besorgt aus, deshalb wollte ihr Aidan nichts von Laddys und Connies Verschwinden erzählen. Da kam Connie die Treppe herunter und überschlug sich buchstäblich vor Entschuldigungen. Auch sie war blaß. War es für die Frauen heute womöglich zuviel gewesen, überlegte Aidan, die Hitze, der Lärm, die ganze Aufregung? Doch da merkte er, daß er besser nach Laddy suchen sollte. Er beschloß, sich die Adresse des Restaurants geben zu lassen und später zur Gruppe dazuzustoßen. Als die Signora ihm das Visitenkärtchen gab, zitterte ihre Hand.
    »Alles in Ordnung, Nora?«
    »Ja, Aidan«, log sie.
     
    Plaudernd gingen sie die Straße hinunter, während Aidan nach Laddys Verbleib forschte. O ja, Signor Buona Sera kannte Signor Lorenzo, er hatte angeboten, ihm beim Fensterputzen zu helfen. Ein sehr liebenswürdiger Herr, der in Irland ebenfalls in einem Hotel arbeitet. Er habe sich vorhin sehr gefreut, weil er meinte, aufgeschnappt zu haben, daß jemand seinetwegen hiergewesen sei; und das habe er sich auch nicht ausreden lassen.
    »Ein Besucher war hier?«
    »Ja, es war jemand gekommen und hatte einen Brief abgegeben, für jemanden von der irischen Gruppe. Als meine Frau mir das erzählt hat, hat Signor Lorenzo gleich gesagt, das müsse die Nachricht sein, auf die er warte. Er wirkte sehr glücklich.«
    »Und war sie für ihn? Hat er eine Nachricht bekommen?«
    »Nein, Signor Dunne, meine Frau hat ihm sofort widersprochen, daß der Brief für eine der Damen gewesen sei. Aber Signor Lorenzo war überzeugt, daß da ein Irrtum passiert sein müsse, die Nachricht sei ganz bestimmt für ihn gewesen. Aber das sei kein Problem, hat er gemeint, er kenne die Adresse und würde selbst hingehen.«
    »O du Allmächtiger!« rief Aidan Dunne. »Da läßt man ihn mal zwanzig Minuten allein und schon denkt er, daß diese verdammte Familie nach ihm schickt!«
    Zuerst mußte er ins Restaurant, wo sich alle hingesetzt hatten, um gleich wieder aufzustehen und das Spruchband zu fotografieren, auf dem
Benvenuto agli Irlandesi
stand.
    »Ich brauche die Adresse der Garaldis«, flüsterte er der Signora zu.
    »Nein! Er ist doch nicht etwa hingegangen?«
    »Doch, es sieht ganz so aus.«
    Besorgt schaute die Signora ihn an. »Es ist besser, wenn ich gehe.«
    »Nein, laß mich gehen. Bleib hier und kümmere dich ums Essen.«
    »Ich werde gehen, Aidan, ich kann die Sprache. Und ich habe ihnen auch den Brief geschrieben.«
    »Dann gehen wir beide«, schlug er vor.
    »Und wer kümmert sich hier um alles? Constanza vielleicht?«
    »Nein, sie sieht irgendwie bedrückt

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