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Die irische Signora

Die irische Signora

Titel: Die irische Signora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maeve Binchy
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anderen: ›Hoffe noch immer‹. Er will mir damit sagen, daß er es mir überläßt.«
    »Ist das eine Art Kode?« fragte Bill verblüfft.
    »Es bezieht sich darauf, daß ich gesagt habe, ich würde erst zu ihm zurückkommen, wenn er eine richtige Kaffeemaschine gekauft hat.«
    »Und, hat er jetzt eine?«
    »Ja, natürlich, Bill. Aber darum geht es nicht.«
    »Frauen sind ziemlich schwierig«, seufzte Bill.
    »Nein, sind sie nicht. Sie sind ganz gewöhnliche Menschen, offen und unkompliziert. Vielleicht nicht unbedingt dein kleines Konsumrausch-Fräulein, mit dem du dich eingelassen hast, aber die meisten von uns sind so.«
    Grania fand Lizzie unmöglich. Bill fand, Grania sollte wieder zu ihrem alten Typen zurückgehen und mit ihm Kaffee und Bett teilen, oder was sonst auf seinen Postkarten stand, weil ihr das Leben ohne ihn verdammt wenig Spaß machte.
    Der Vortrag hatte Bill zum Nachdenken angeregt. Angenommen, er würde tatsächlich ins Ausland versetzt werden. Angenommen, er schaffte es wirklich, Mitglied der Vorhut zu werden, die im Rahmen der Firmenexpansion in eine europäische Hauptstadt geschickt wurde? Dann würden sich eine Menge Dinge ändern. Zum erstenmal in seinem Leben würde er richtig Geld verdienen. Er würde unabhängig sein. Er mußte nicht mehr jeden Abend zu Hause sitzen und mit Olive spielen und seinen Eltern ausgewählte Ereignisse des Tages schildern, die ihn in einem guten Licht zeigten.
    Lizzie konnte mit ihm zusammen in Paris, Rom oder Madrid leben, sie konnten eine kleine gemeinsame Wohnung beziehen und jede Nacht zusammen schlafen. Er mußte nicht wie jetzt in ihre Wohnung kommen und danach wieder nach Hause fahren … ein Arrangement, über das sich Lizzie köstlich amüsierte, das sie jedoch auch ganz praktisch fand. Denn da sie erst gegen Mittag aufzustehen pflegte, war es angenehm, nicht in aller Frühe von jemandem geweckt zu werden, der die extravagante Gewohnheit hatte, morgens zur Bank zum Arbeiten zu gehen.
    Er begann, Broschüren über Sprachintensivkurse zu studieren. So etwas war nicht billig. Die Kurse mit Sprachlabor waren völlig unerschwinglich. Außerdem würde er weder die Zeit noch die Energie dafür aufbringen. Nach einem Arbeitstag in der Bank war er erschöpft und so müde, daß er sich abends nicht mehr richtig konzentrieren konnte. Und da es ihm einzig darum ging, genug Geld zu verdienen, um Lizzie etwas bieten zu können, durfte er nicht riskieren, sie dadurch zu verlieren, daß er sich von ihr und ihrer Clique zurückzog.
    Nicht zum erstenmal wünschte er, er würde einen anderen Typ Frau lieben. Aber es war eben wie bei den Masern: Wenn es einen erwischt hatte, war nichts mehr zu machen. Man mußte abwarten, bis man geheilt war oder bis sich die Sache irgendwie von selbst erledigt hatte. Wie üblich bat er seine Freundin Grania um Rat. Und zum erstenmal erging sie sich nicht nur in düsteren Prophezeiungen, daß ihn seine Liebe zu Lizzie ins Verderben stürzen würde, sondern hatte wirklich eine hilfreiche Idee.
    »Mein Vater möchte an seiner Schule einen Italienisch-Abendkurs einrichten«, sagte sie. »Er beginnt im September, und jetzt suchen sie händeringend nach Teilnehmern.«
    »Lernt man da was?«
    »Ich weiß nicht. Ich soll nur ein bißchen Werbung dafür machen.« Grania war immer so ehrlich. Das war eine der Eigenschaften, die er an ihr mochte. Sie machte einem nichts vor. »Zumindest ist es nicht teuer«, meinte sie. »Sie haben soviel Geld in diesen Kurs investiert, wie sie konnten, aber wenn keine dreißig Schüler zusammenkommen, fällt das Ganze ins Wasser. Das täte mir so leid für meinen Vater.«
    »Schreibst du dich dann auch ein?«
    »Nein, er hat gesagt, das wäre demütigend für ihn. Es würde einen jämmerlichen Eindruck machen, wenn seine ganze Familie mitmachen müßte.«
    »Da hat er wahrscheinlich recht. Könnte man denn in der Bank überhaupt etwas damit anfangen? Lernt man dort die einschlägigen Fachausdrücke?«
    »Das bezweifle ich, es werden wohl eher Begrüßungsformeln und einfache Konversation durchgenommen. Aber wenn du in einer Bank in Italien arbeitest, mußt du das bei den Kundengesprächen ja auch beherrschen.«
    »Verstehe.« Bill hatte seine Zweifel.
    »Meine Güte, Bill, welche Fachausdrücke verwenden wir hier schon tagtäglich außer Soll und Haben? Ich wette, das kann sie dir beibringen.«
    »Wer?«
    »Die Lehrerin, die er dafür eingestellt hat. Eine echte Italienerin. Er nennt sie die Signora. Er sagt, sie

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