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Die irische Signora

Die irische Signora

Titel: Die irische Signora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maeve Binchy
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Freunde habe. Ihre Schwester lebte in den Staaten, und ihr Bruder arbeitete in einem Wintersportort und war schon seit einer Ewigkeit nicht mehr nach Hause gekommen.
    Bill erzählte Lizzie von dem Kurs. »Würdest du auch gerne mitmachen?« fragte er hoffnungsvoll.
    »Wozu das denn?« Lizzies Lachen steckte ihn an, obwohl er nicht wußte, worüber er eigentlich lachte.
    »Na, damit du ein bißchen Italienisch sprechen kannst, wenn wir nach Italien fahren, weißt du.«
    »Sprechen die dort denn nicht Englisch?«
    »Manche schon, aber es wäre doch toll, wenn man sich in ihrer Sprache mit ihnen unterhalten könnte.«
    »Und das würden wir am Mountainview, diesem alten Kasten, lernen?«
    »Das Mountainview College hat einen ausgezeichneten Ruf.« Er fühlte sich Grania und ihrem Vater gegenüber zu Loyalität verpflichtet.
    »Das kann schon sein, aber sieh dir doch mal an, in was für einer Gegend es liegt. Um lebend dorthin zu gelangen, braucht man ja eine kugelsichere Weste.«
    »Es ist eine heruntergekommene Gegend, das stimmt schon«, räumte Bill ein. »Aber das liegt nur daran, daß die Leute dort arm sind.«
    »Arm«, schrie Lizzie beinahe heraus. »Arm sind wir doch alle, um Himmels willen, aber deswegen führen wir uns noch lange nicht so auf wie die da.«
    Wieder einmal machte Bill sich Gedanken über Lizzies Charakter. Wie konnte sie sich mit diesen Familien vergleichen, die nichts anderes als Arbeitslosigkeit kannten und auf Sozialhilfe und Wohlfahrt angewiesen waren? Trotzdem, man mußte es einfach ihrer Naivität zuschreiben. Wenn man einen Menschen liebte, mußte man ihn nehmen, wie er war. Das hatte er schon seit langem begriffen.
    »Na, ich werde mich auf alle Fälle anmelden«, sagte er. »Direkt vor der Schule ist eine Bushaltestelle, und der Kurs findet dienstags und donnerstags statt.«
    Lizzie blätterte in der kleinen Broschüre. »Zu deiner Unterstützung würde ich ja gerne mitmachen, Bill, ehrlich, aber ich habe einfach nicht das Geld.« Sie blickte ihn mit ihren riesengroßen Augen an. Es wäre wundervoll, dachte er, wenn er sie an seiner Seite haben und mit ansehen könnte, wie sie all diese fremden Worte aussprach und die Sprache erlernte.
    »Dann zahle ich für dich mit«, verkündete Bill Burke. Jetzt würde er auf jeden Fall einen Kredit bei einer anderen Bank aufnehmen müssen.
    Die Leute bei der Bank waren nett und verständnisvoll. Sie mußten es ja genauso machen, sie alle mußten sich anderswo Geld leihen. Die Formalitäten waren kein Problem.
    »Ihr Kreditrahmen liegt allerdings weit höher«, informierte ihn der hilfsbereite Bankangestellte, wie Bill es an seiner Stelle auch getan hätte.
    »Ich weiß, aber die Rückzahlung … ich habe schon jetzt jeden Monat so viele Raten.«
    »Wem sagen Sie das«, meinte der junge Mann. »Und was Kleidung heutzutage kostet, ist ein Skandal. Alles, was auch nur ein bißchen nach etwas aussieht, kostet ein Vermögen.«
    Bill dachte an das Jackett, er dachte an seine Eltern und an seine Schwester Olive. Wie gerne hätte er ihnen zum Sommerende etwas spendiert. Am Ende war der Kredit genau doppelt so hoch wie beabsichtigt.
     
    Grania erzählte Bill, daß ihr Vater über die von ihr angeworbenen neuen Kursteilnehmer hoch erfreut war. Jetzt waren es schon zweiundzwanzig. Es sah gut aus, und immerhin blieb ihnen noch eine ganze Woche. Sie hatten beschlossen, den Kurs im ersten Halbjahr auf alle Fälle abzuhalten, auch wenn keine dreißig Schüler zusammenkamen, um sich nicht zu blamieren und die, die sich schon eingeschrieben hatten, nicht zu enttäuschen.
    »Wenn es erst mal läuft, spricht es sich vielleicht herum«, meinte Bill.
    »Es heißt, daß nach der dritten Stunde normalerweise viele wieder aufhören«, sagte Grania. »Aber bange machen gilt nicht. Heute abend werde ich noch meine Freundin Fiona bearbeiten.«
    »Die Fiona, die im Krankenhaus arbeitet?« Bill hatte das Gefühl, daß Grania ihn mit Fiona verkuppeln wollte. Sie war stets voll des Lobs für Fiona, besonders, wenn er ihr erzählt hatte, daß Lizzie gerade wieder eine große Dummheit gemacht hatte.
    »Ja, du kennst Fiona doch. Sie ist Brigids und meine allerbeste Freundin. Wir können immer erzählen, wir würden bei ihr übernachten, auch wenn es gar nicht stimmt – wenn du weißt, was ich meine.«
    »Ich schon, aber was ist mit deinen Eltern?« fragte Bill.
    »Die machen sich keine Gedanken darüber, wie alle Eltern. Solche Sachen verdrängen sie in den hintersten Winkel

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