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Die irische Signora

Die irische Signora

Titel: Die irische Signora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maeve Binchy
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ist große Klasse.«
    »Und wann fängt dieser Kurs an?«
    »Am fünften September, wenn sich genügend viele anmelden.«
    »Und muß man für das ganze Jahr im voraus bezahlen?«
    »Nur für ein Halbjahr. Ich bringe dir eine Broschüre mit. Wenn du wirklich Italienisch lernen willst, kannst du es ebensogut dort machen, Bill. Du würdest damit zum Seelenfrieden meines armen, alten Vaters beitragen.«
    »Und werde ich dort auch Tony begegnen, dem Urheber deines Herzeleids?« erkundigte sich Bill.
    »O Gott, sag bloß nichts von Tony. Was ich dir erzählt habe, muß unbedingt unter uns bleiben.« Grania klang besorgt.
    Er tätschelte ihre Hand. »Ich wollte dich doch nur ein bißchen auf den Arm nehmen. Mir ist schon klar, daß es ein Geheimnis ist. Aber falls ich ihm begegne, werde ich ihn genau unter die Lupe nehmen und dir dann meine Meinung über ihn sagen.«
    »Ich hoffe, du magst ihn.« Grania wirkte plötzlich sehr jung und verletzlich.
    »Er ist bestimmt ein so fabelhafter Typ, daß ich anfangen werde, dir Postkarten über ihn zu schreiben«, meinte Bill mit einem aufmunternden Lächeln, das Grania jetzt so sehr brauchte – mutterseelenallein in einer Welt, die nichts von ihr und Tony O’Brien wußte.
     
    An jenem Abend erzählte Bill seinen Eltern, daß er vorhabe, Italienisch zu lernen.
    Olive war begeistert. »Bill geht nach Italien. Bill geht nach Italien und wird Bankdirektor«, erzählte sie den Nachbarn.
    Sie wußten, was sie davon zu halten hatten. »Großartig«, meinten sie nachsichtig. »Wird er dir fehlen?«
    »Wenn er in Italien ist, läßt er uns alle nachkommen«, erklärte Olive zuversichtlich.
    Bill hörte in seinem Zimmer alles mit, und ihm wurde das Herz schwer. Seine Mutter fand die Idee mit dem Italienischkurs wundervoll. Es sei so eine schöne Sprache. Sie liebe es, den Papst italienisch sprechen zu hören, und das Lied
O sole mio
habe es ihr schon immer angetan. Seinem Vater gefiel es, daß sein Junge versuchte, voranzukommen, er habe doch gewußt, daß sich die zusätzliche Büffelei für das Abschlußzeugnis einmal lohnen würde. Seine Mutter erkundigte sich beiläufig, ob Lizzie auch mitmachen würde.
    Bill konnte sich nicht vorstellen, daß Lizzie diszipliniert oder zielstrebig genug sein könnte, um auch nur zweimal zwei Stunden wöchentlich etwas zu lernen. Sicher würde sie lieber mit ihren Freunden ausgehen, sich amüsieren und sündteure, farbenfrohe Cocktails trinken. »Sie hat sich noch nicht entschieden«, erwiderte er bestimmt. Er wußte, wie wenig sie von Lizzie hielten. Bei ihrem ersten und einzigen Besuch hier war sie nicht besonders gut angekommen. Ihr Rock war zu kurz, der Ausschnitt zu tief gewesen, sie hatte zu laut und über die falschen Dinge gelacht und überhaupt keine Ahnung vom Leben.
    Doch er hatte sich nicht beirren lassen. Lizzie war das Mädchen, das er liebte. Sie war die Frau, die er in zwei Jahren, mit fünfundzwanzig, heiraten würde. Zu Hause wollte er keine abfälligen Bemerkungen über Lizzie hören, und seine Eltern respektierten das. Manchmal träumte Bill von seinem Hochzeitstag. Wie aufgeregt seine Eltern sein würden! Seine Mutter würde schon eine Ewigkeit vorher überlegen, welchen Hut sie tragen sollte, und wahrscheinlich mehrere Exemplare kaufen, bevor sie sich für den richtigen entschied. Auch über Olives Ausstattung würde es lange Diskussionen geben, es sollte nicht zu auffällig, aber elegant sein. Sein Vater würde sich über den geeigneten Termin Gedanken machen und hoffen, daß er mit seiner Arbeit im Supermarkt gut zu vereinbaren war. Seit seiner Jugend arbeitete er schon in diesem Geschäft und hatte miterlebt, wie es sich stetig wandelte. Er war sich seines Wertes bis heute nicht bewußt und hatte ständig Angst davor, daß ein neuer Filialleiter seine Kündigung bedeuten könnte. Manchmal hätte Bill ihn am liebsten geschüttelt und ihm gesagt, daß er mehr wert war als das gesamte restliche Personal zusammen und daß das jeder wisse. Doch sein Vater, schon über fünfzig und ohne die Qualifikationen und Kenntnisse der Jungen, hätte ihm das nie geglaubt. Er würde für den Rest seines Lebens Angst vor seinem Arbeitgeber haben und sich ihm zu Dank verpflichtet fühlen.
    Von Lizzies Familie, dem anderen Teil der Hochzeitsgesellschaft, hatte Bill keine klare Vorstellung. Lizzie hatte erzählt, daß ihre Mutter in den Westen von Cork gezogen sei, weil es ihr dort besser gefalle, und ihr Vater nach Galway, weil er dort viele

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