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Die irische Wildkatze

Die irische Wildkatze

Titel: Die irische Wildkatze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Virginia Henley
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unschuldige Heldin so vollendet. Alle, die dich sehen, werden sich auf der Stelle in dich verlieben. Eines Tages wirst du die Favoritin von ganz London sein.«
    Maria hob ihren Fächer auf und sprach ihre Rolle. Sie brauchte keine schauspielerischen Fähigkeiten, um schön zu sein, sie musste sich nur einfach selbst spielen.
    Jack spielte den Bösewicht, der die adlige junge Dame mit der hinterhältigen Absicht zu einem geheimen Rendezvous gelockt hatte, sie dort zu verführen. Elizabeth spielte den edlen Helden, der den Plan aufdeckt und den Bösewicht zum Duell fordert, um die Dame vor dem Untergang zu bewahren. Vom ersten Moment an, in dem sich ihre Klingen kreuzten, wurde die überlegene Kraft und Erfahrung ihres Vaters offensichtlich, doch was Elizabeth an Größe und Reichweite fehlte, machte sie durch Schnelligkeit und Gewandtheit wett. Sie handhabte die Klinge mit großer Geschicklichkeit, genoss das Risiko von Stößen und Paraden mit wirkungsvollen, erfahrenen Bewegungen, die dazu angetan waren, das Publikum atemlos zu machen.
    Zunächst gab sie sich Mühe, es so aussehen zu lassen, als gewinne der Bösewicht, indem sie ihm erlaubte, in die Offensive zu gehen, so dass er sie quer über die Bühne rückwärts drängte, wobei sie die Sympathie des Publikums gewann, indem sie die Unterlegene spielte. Dann, wenn alle glaubten, es wäre verloren, verließ sie die Defensive. Mit offensichtlichem Vergnügen begann sie Ausfälle und Sprünge nach vorn zu machen, drängte ihren Widersacher mit gewagten Schlägen und kühnem Mut zurück und hielt so die Aufmerksamkeit des Publikums geschickt gefesselt. Der entscheidende Schlag kam, als sie die Spitze der Waffe ihres Gegners mit dem Metallnetz am Handgriff ihres Degens einfing und mit einer einzigen, geschickten Drehung des Handgelenks die Waffe über die Bühne fliegen ließ. Dann hielt sie den Degen dicht vor ihre Brust, so dass die Spitze beinah ihre Nase berührte und verbeugte sich.
    »Bravo, sehr gut! Und jetzt hat eure Mutter eine Überraschung für euch.«
    Die beiden Mädchen drehten sich mit erwartungsvollen Gesichtern zu Bridget Gunning um.
    »Ich habe einen Brief bekommen.« Sie sah aus wie eine zufriedene Katze nach dem Sahneschlecken, als sie den Umschlag aus dem Ausschnitt ihres Kleides zog.
    »Von Peg?«, fragte Maria mit einem freudigen Aufschrei, während Beth hoffnungsfroh und voller Vorfreude tief Atem holte.
    »Jawohl, von meiner lieben Freundin Peg Woffington!«, bestätigte Bridget.
    Das war ein Name, der im Haushalt der Gunnings wie ein Zauber wirkte. Peg war inzwischen ein großer Star und die Hauptdarstellerin des Drury Lane Theaters in London. Sie hatte den Anfang ihrer Karriere mit Bridget zusammen erlebt, damals, als sie noch jede Rolle angenommen hatten. Und wie das Schicksal so spielte, stellte sich genau in dem Augenblick heraus, dass Bridget schwanger war, als Peg eine viel versprechende Rolle in der Bettleroper bekam. Das Stück war ein so durchschlagender Erfolg, dass es auch am Smock Alley Theater in Dublin gegeben wurde. Peg blieb für den Rest ihrer Ausbildungszeit an jenem Theater und wurde eine gefeierte Schauspielerin. Sie zog nach London, spielte zusammen mit dem großen David Garrick und der Rest war Geschichte. Als sie Garricks Geliebte wurde, kaufte er das Drury Lane Theater und machte sie zu seinem Star.
    Bridget entfaltete die raschelnden Seiten des Briefes mit mehr Ehrfurcht, als sie der Magna Carta entgegengebracht hätte. Sie las nicht Wort für Wort vor, sondern fasste zusammen, was auf dem wertvollen Pergament geschrieben stand. »Peg ist in Dublin! Sie ist im Triumph wieder nach Irland gekommen, um am Smock Alley Theater zu spielen und besteht darauf, dass wir kommen, um sie zu sehen.« Beide Mädchen atmeten vor Freude laut ein. »Ich habe ihr in einem Brief von euch berichtet und ihr Marias ungewöhnliche Schönheit geschildert. Peg möchte euch beide sehen und verspricht, dass sie versuchen wird, ob sie nicht am Smock Alley Theater eine Rolle für euch bekommen kann!«
    Die Gunning-Schwestern hatten ein gemeinsames Schlafzimmer, und an jedem Abend flüsterten die beiden Mädchen noch lange in die Nacht hinein darüber, dass sie nach Dublin gehen würden und womöglich die Chance bekamen, endlich auf einer richtigen Bühne zu spielen. Elizabeths Träume handelten oft von den Rollen, die sie gern spielen wollte, und natürlich trug sie dabei immer ein wunderschönes Kostüm. Doch als sie heute Nacht zu träumen

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