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Die irische Wildkatze

Die irische Wildkatze

Titel: Die irische Wildkatze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Virginia Henley
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plötzlich so einfach. Sie würde zu John gehen und ihm sagen, dass sie bei ihm in Combe Bank in Kent leben wollte. Unter dem machtvollen Schutz von Argyll würde es ihr gelingen, den Nachstellungen von Hamilton zu entgehen. So würde sie auch der Übermacht ihrer Mutter entkommen. Die Tatsache, dass John sie nicht heiraten konnte, schien ihr nicht länger so schrecklich, wie es bis gestern ausgesehen hatte. Sie liebte ihn, und das war doch eigentlich das Einzige, worauf es ankam. Sie zog es tausendmal vor, mit einem Mann ohne Ehe zu leben als mit einem Mann ohne Liebe. Am späteren Vormittag würden sie aufbrechen, damit sie ihr Brautjungfernkleid für Marias Hochzeit zum ersten Mal anprobieren konnte. Sie würde schon eine Möglichkeit finden, sich irgendwie davonzustehlen und zu John zu gehen.

1 9
     
    Während der letzten paar Nächte hatte John sehr schlecht geschlafen. Als Morpheus sich seiner schließlich doch bemächtigte, waren seine Träume voll sinnlicher Visionen von Elizabeth. Selbst wenn er wach war, verschwand sie nie ganz aus seinen Gedanken. Seit sie sich im Zorn getrennt hatten, breitete sich eine langsam wachsende Leere in ihm aus. Er war länger als nötig in London geblieben, in der Hoffnung - auch wenn sie nicht groß war -, dass Elizabeth doch noch zu ihm kommen würde. Heute beschloss er, nach Kent zurückzukehren. Es war Februar, und die Anzeichen dafür, dass der Frühling dieses Jahr früh kommen würde, waren überall zu sehen. Er schrieb eine Nachricht, in der er seinem Hauswart in Sundridge mitteilte, er solle ihn heute zurückerwarten und trug Robert Hay auf, sie zur Post zu bringen.
    »Mylord, dies hier ist gerade gekommen.« Sein Sekretär reichte ihm einen Umschlag mit dem königlichen Siegel des Herzogs von Cumberland.
    John erbrach das Wachs des Siegels und las die Nachricht. »Sie rufen mich ins Kriegsministerium. Ich dürfte nicht lange weg sein. Wenn ich zurückkomme, brechen wir nach Kent auf. Packt meine Akten und Papiere ein, Robert. Wir erledigen die Korrespondenz dann in Combe Bank.«
    Als John in Whitehall angekommen war, begab er sich zu den Horse Guards, wo Cumberland sein Quartier in der Nähe des Krieg;sministeriums hatte. Ein Wächter in Uniform salutierte und brachte ihn hinein. Als ihn der Sohn des Königs, William, der Herzog von Cumberland, sah, kam er sofort zu ihm. »John, ich fürchte, ich habe schlechte Nachrichten. Ich wollte es dir persönlich sagen, bevor du es durch offizielle Kanäle erfährst. Dein Bruder und zwei seiner Leute wurden im Einsatz getötet.«
    »Henry? Getötet? Aber wir haben doch gar keinen Krieg!«
    »Nicht offiziell. Er war auf einer Erkundung an der französischen Grenze. Es gab ein Scharmützel. Captain Campbell und zwei seiner Leutnants wurden von ihren Leuten getrennt und durch die Schüsse des Feindes getötet.«
    »Besteht irgendeine Möglichkeit, dass der Bericht ein Irrtum ist?«, fragte er angespannt.
    »Habe ich sofort nachgeprüft ... Er wurde bestätigt. Es tut mir Leid.«
    John schloss die Augen. Mein Gott, nicht Henry. Er war noch so jung, so lebenshungrig! Er machte die Augen auf und sah den Mann matt an, mit dem er auf dem Schlachtfeld so oft dem Tod ins Gesicht gesehen hatte. »Könntet Ihr dafür sorgen, dass seine sterblichen Überreste nach Hause, nach Inveraray gebracht werden?«
    Cumberland nickte. »Habe ich bereits angeordnet.«
    Wie wird Mutter den Verlust ertragen? Dann dachte er an seinen Vater, der bereits die doppelte Last seines Alters und der Machtausübung zu tragen hatte. John verfluchte das Schicksal, das seinen Bruder an den Linien des Feindes getroffen hatte. Ein Soldat, der im Frieden in den Niederlanden stationiert war, hätte sein Leben eigentlich nicht verlieren dürfen. »Vielen Dank, dass Ihr es mir persönlich mitgeteilt habt. Ich werde noch heute nach Schottland aufbrechen.«'
     
    Auch wenn Elizabeth Maria im Geschäft der Schneiderin enthusiastische Komplimente zu ihrer Auswahl des Brautkleides machte, wanderten ihre Gedanken anderswohin, als man ihr das rosa Kleid der Brautjungfer anpasste. Das Einzige, woran sie denken konnte war ihr Verlangen, John zu sehen. Sie würde ihm sagen, dass sie nach Combe Bank umziehen würde, sobald Maria verheiratet war, weil sie ihre Brautjungfer sein sollte. Und was, wenn John nicht wollte warten? Was, wenn er verlangte, sie sollte schon vor Ostern hingehen? Dann würde sie noch an diesem Tage gehen, beschloss sie ohne Rücksicht. Wenn er sie jetzt gleich

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