Die irische Wildkatze
heiratet«, bemerkte Jack trocken.
»Es entspricht auch nicht der Sitte, dass sie vom Schuldgefängnis am Fleet aus heiratet, wo wir uns eventuell zu Ostern schon befinden könnten!«
Jack schickte ein stilles Gebet zum Himmel, auf dass Bridget möglichst nicht erfahren sollte, wie sehr sie bereits verschuldet waren.
Ein paar Tage später freute sich Bridget sehr, als sie eine Nachricht von James Douglas, dem Herzog von Hamilton, bekam. Es war eine Einladung an sie und Jack zum Abendessen in seinem Haus am Grosvenor Place mit Blick auf den Park. Sie konnte nicht ahnen, dass sie die einzigen Gäste sein würden, sondern nahm an, dass auch andere Freunde kamen.
Jack war nicht so erfreut wie Bridget und versuchte, sie dazu zu bewegen, dass sie ablehnte. Seine Bemühungen waren umsonst. Am genannten Abend blieb ihm nichts anderes übrig, als seine Abendgarderobe anzuziehen und den Löwen in seinem Bau aufzusuchen, auch wenn er füchtete, dass er sich mit Bridget am Arm sogar zwischen Löwe und Löwin befinden würde. Dieses Paar von Raubtieren würde ihm regelrecht das Fleisch von den Knochen ziehen und ihn roh verschlingen.
Als sie zu dem prächtigen Hamilton House am Grosvenor Place kamen und Bridget sah, dass sie die einzigen Gäste blieben, war sie sprachlos. Obwohl sie zuvor schon in prächtigen Häusern wie dem Devonshire House gewesen war, hatte sie sich dort als Teil einer Gesellschaft gefühlt und kein Problem gehabt, einfach darin aufzugehen.
Heute Abend war alles anders. Sie fühlte sich, als spiele sie eine Hauptrolle in einem Stück mit nur drei Handelnden, und das Bühnenlicht war ganz auf sie gerichtet.
Bridget nahm eine gerade Haltung an, hob die Mundwinkel zu einem selbstbewussten Lächeln und schlürfte den teuren Sherry, den Hamilton für sie einschenkte. Als sie sich zum Essen setzten, antwortete sie so gut sie konnte auf seine Konversation und nannte dabei Namen wie Prinzessin Augusta. Sie erwähnte, dass sie die Prinzessin zu einem Empfang am Valentinstag nach Leicester House eingeladen hatte, um ihr Selbstvertrauen etwas aufzubauen. Bridget fand Hamilton einschüchternd mit seiner eckigen, stämmigen Statur und den braunen Augen mit Tränensäcken, die ihn hintergründig und berechnend aussehen ließen. Sie hätte Jack, der sich mehr für den Whisky als für das Tischgespräch interessierte, am liebsten erwürgt. Er war wirklich genauso nützlich wie eine Teekanne aus Schokolade!
Hamilton beobachtete das Paar, das mit ihm zu Abend aß wie eine Spinne, in deren Netz sie sich gerade verfangen hatten. Er amüsierte sich widersinningerweise über ihre Bemühungen, sich mit ihm zu unterhalten und gleichzeitig mit dem verzierten Besteck zu essen und auch darüber, wie sie darunter litten, wenn sich immer wieder Schweigen ausbreitete, weil der nächste Gang des Essens serviert wurde. Er betrachtete Bridget unter halb gesenkten Lidern hervor berechnend. Ihre Brüste waren voll, ihr Mund großzügig. Sie war keine Dame, aber gerade das würde sie zur guten Bettpartnerin machen, wenn sie nicht so eine beherrschende Zicke gewesen wäre. Er wartete bis zum Dessert und machte erst dann den nächsten Spielzug. »Ihr seid zweifellos außerordentlich gespannt darauf, was ich von Euch will.« Er sah zu, wie Jack sich wand.
Bridget lachte affektiert. »Nein, überhaupt nicht, Euer Gnaden.«
Er verbarg ein Lächeln. »Ich möchte di e Hand Eurer Tochter zur Ehe.«
Herrgott noch mal, wenn wir nur noch ein paar Tage gewartet hätten, wäre sie statt zur Gräfin zur Herzogin geworden! »Euer Gnaden, Maria ist mit dem Grafen von Coventry verlobt. Ihr habt wohl die Ankündigung der Hochzeit in der gestrigen Zeitung versäumt.«
Sein Blick und sein Ton wirkten beißend. »Ich habe nicht das leiseste Interesse an Eurer Tochter Maria.«
Bridget saß völlig verblüfft da, wie ein Vogel, der gegen eine Wand geflogen ist. Elizabeth ...er will Elizabeth heiraten! Sie bemerkte, dass Jack endlich die Aufmerksamkeit von seinem Glas abwandte. Ihre angeborene Fähigkeit, die eigenen Interessen zu wahren, erwachte. Hamilton war zweifellos der reichste Mann, mit dem sie jemals persönlich zu tun haben würde. Und er wollte etwas, das sie hatte. Natürlich würde Bridget es ihm geben, aber zu einem guten Preis. Sie spürte seine habsüchtige Art und konnte erraten, dass er gern seinen Freund Coventry im Bräutefangen übertrumpfen wollte. »Elizabeth ist noch sehr jung, Euer Gnaden. Vielleicht eine Verlobung ...
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