Die irische Wildkatze
Schließlich übernahm die Hebamme und entband Charlotte kurz darauf von einem Sohn und Erben, der einst der fünfte Herzog von Devonshire werden sollte. Er war das genaue Abbild seines blonden, attraktiven Vaters.
Baby Cavendish hatte von der Stunde seiner Geburt an zwei Kindermädchen und eine Amme. Seine Mutter hielt sich an die gewöhnlichen zehn Tage Wochenbett. Will, der am Tag nach der Geburt seines Sohnes ankam, ging sofort mit Küssen, Geschenken und einem Versprechen zu Charlies Bett.
»Es tut mir Leid, dass ich nicht hier war, Liebes, aber die Taufe wird in der Kapelle von Chatsworth stattfinden, genau so wie es sich gehört. Ich hoffe nur sehr, dass es dir bis Ende Juli so gut geht, dass du reisen kannst.«
Elizabeth, die nicht recht wusste, was Hamilton von ihr erwarten würde, besprach sich mit Emma. Sollte sie mit Charlie und Will nach Derbyshire reisen, oder würde ihr Mann erwarten, dass sie nach London zurückkam? Sie hatte auf dem Land sowohl ihre Gesundheit als auch ihre Zufriedenheit zurückgewonnen und hatte Angst davor, in die Gesellschaft zurückzugehen. Und zu dem alles beherrschenden Hamilton.
Will Cavendish gab ihr die notwendigen Antworten. »Ich habe alle unsere Freunde zur Taufe eingeladen. Vater kommt sogar mit dem Grafen von Burlington aus London, und James wird uns entweder hier abholen oder direkt nach Chatsworth reisen. Ich hoffe, das George und Maria auch kommen. Dann wird es wie in alten Zeiten sein!«
Elizabeth wusste, dass wenn Maria etwas zu sagen hatte - und sie hatte normalerweise alles zu sagen -, sie darauf bestehen würde, dass der Graf von Coventry sie nach Chatsworth, dem Palast der Höhen, bringen würde. Um eine Einladung zur Taufe des Erben würde sie von allen in der guten Gesellschaft beneidet werden.
Bis zur dritten Juliwoche ging Charlie schon wieder mit Elizabeth zum Federballspielen hinaus, und Beth stellte fest, dass ein wenig Betätigung ihre Energie sehr förderte. Am Ende des Monats kamen die Väter von Charlie und Will an, und der alternde Herzog von Devonshire fuhr stolz der ganzen Truppe nach Chatsworth voran.
Die frisch gebackene Großmutter, die Herzogin von Devonshire, war bemerkenswerterweise abwesend, aber alle schienen eher erleichtert als beleidigt. Will führte Charlie und Elizabeth überall in Englands prächtigstem Landhaus herum, das ihm gehören würde, sobald er Herzog war. Elizabeth liebte den Wasserfall und die Springbrunnen, während Charlie es interessanter fand, dass das prächtige Herrenhaus seinen eigenen Kegelplatz hatte und sofort verlangte, dass Will sie das Spiel lehrte.
Obwohl Elizabeth schon im fünften Schwangerschaftsmonat war, hatte sie weniger als vierzehn Pfund zugenommen. Der kleine Hügel ihres Bauches ließ sich leicht durch eine kluge Veränderung ihrer Kleider verbergen, die Dorothy Boyles Näherinnen vornahmen, und ihre Bewegungen waren noch in keiner Weise ungeschickt. Sowohl die Landluft als auch die Schwangerschaft hatten ihr ein inneres Leuchten verliehen, und ihr goldenes Haar war prächtiger denn je zuvor.
In der zweiten Nacht war Vollmond, und nach dem Abendessen ging Elizabeth im Wassergarten spazieren und genoss die letzten Stunden, bevor ihr Ehemann ankam. Sie nahm die Schönheit des Wasserfalls, den der Mond mit silbernen Konturen nachzeichnete, tief in sich auf.
»Unglück, bei Mondschein dich zu treffen, stolze Titania.«
Elizabeth wirbelte herum und dachte zuerst, sie hätte sich die Stimme eingebildet, die ihr Herz heftig schlagen ließ und ihren Puls zum Rasen brachte.
»John Campbell, was tut Ihr denn hier?«, fragte sie atemlos.
»Ich soll einer der Paten sein.«
»Das hatte mir Charlie gar nicht erzählt.« Ihre Stimme klang vorwurfsvoll, als hätten sie sich gegen sie verschworen.
»Ich war nicht sicher, ob ich kommen könnte. Dann bat mich der König, noch mehr Highlander als Rekruten auszuheben. Ich bin auf dem Weg nach Argyll.« Er kam ganz nah zu ihr und starrte hingerissen die wunderschöne Erscheinung vor sich an. »Du bist ja so blühend. Gott sei Dank war Hamilton so vernünftig, dich aus London wegzuschicken.«
Elizabeth war dankbar, dass sie sich zur Abwechslung einmal nicht an die Gurgel gingen. Vielleicht würde die Nacht und die schöne Umgebung es ihnen erlauben, ihre inneren Gedanken zu teilen, ohne einander anzugreifen. »Es war so herrlich hier auf dem Land. Ich fürchte mich vor dem Gedanken, zurück nach London zu müssen«, flüsterte sie.
»Ich vermute, dass du
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