Die irische Wildkatze
in der Langen Galerie vor sich ging. »So wie es aussieht wirst du ihn nicht brauchen. Offensichtlich verkünden sie die Namen und den Rang der Eltern, aber die junge Dame, die vorgestellt wird, geht allein die Lange Galerie hinunter.«
Elizabeth konnte einen Blick auf die Galerie werfen, an deren Rand überall Leute standen, die das Publikum für die jungen Damen waren, die hier ihr Debüt hatten. Ihr wurde klar, dass das genauso war, als würde sie auf die Bühne gehen. Sie konnte leises Gemurmel und Kleiderrascheln von den Menschen hören, die mit wechselnder Aufmerksamkeit den Vorstellungen folgten.
Gerade verkündete der Kämmerer: »Lady Fiona Gower, Tochter von Graf und Gräfin Granville -«
»Maria, du wirst die Nächste sein, Gunning kommt nach Gower. Mach dich bereit, und denk an deine stolze Haltung«, zischte Bridget. Sie reichte dem Kämmerer ihre Einladung, auf der die Namen und weiteren Informationen standen, die er ankündigen sollte.
Der Kämmerer wartete, bis der Vizekönig, der am anderen Ende der Galerie thronte, sein Gespräch mit Lady Fiona Gower beendet hatte. Dann räusperte er sich und verkündete: »Fräulein Maria Gunning, die Tochter von John Gunning, Esquire von Castlecoote, und der ehrenwerten Bridget Gunning, der Tochter des Vicomte Mayo.«
Maria betrat die Galerie und ging langsam voran. Plötzlich hörte das Gemurmel im Publikum auf; niemand hustete, sogar das Kleiderrascheln verstummte. Völliges Schweigen lag über den Zuschauern, als die wunderschöne junge Dame durch die Galerie ging. Sie hatte die Ausstrahlung einer Prinzessin und die Haltung einer Göttin. Als sie ihren Knicks vor dem Vizekönig machte, stieß das Publikum einen einstimmigen Seufzer aus und begann dann zu summen wie ein Bienenkorb.
Der Kämmerer verkündete: »Fräulein Elizabeth Gunning, die Tochter von John Gunning, Esquire von Castlecoote, und der ehrenwerten Bridget Gunning, der Tochter des Vicomte Mayo.«
Elizabeth hob das Kinn und ging los. Noch bevor sie zwei Meter weit gekommen war, kehrte wieder atemlose Stille im Publikum ein. Sie wurde beim Gehen selbstbewusster, das Zittern in den Knien hörte auf, das donnernde Getöse ihres eigenen Herzschlags in den Ohren wurde leiser, und es gelang ihr, ein heiteres Lächeln zur Schau zu tragen, das die Zuschauer faszinierte. Als sie sich dem Ende der Langen Galerie näherte, hörte sie deutlich eine männliche Stimme murmeln: »Was für zwei Schönheiten!« Als sie vor Irlands Vizekönig in einen tiefen Hofknicks sank, brach die Menge spontan in Beifall aus.
»Es ist mir eine ganz besondere Ehre und Freude, eine so hübsche junge Dame in Dublin Castle und bei meinem Hof willkommen zu heißen.« Die Augen seiner Exzellenz leuchteten.
Sie lächelte ihm strahlend zu. »Die Freude ist ganz auf meiner Seite, Euer Exzellenz. Ihr ehrt mich sehr.« Sie ging weiter in den nächsten Raum, St. Patrick's Hall, wo der Ball stattfand.
Sie nahm an, dort Maria zu sehen, aber Charlotte Boyle erwartete sie.
»Ich hätte mich eigentlich auf das Podium hinter den Vizekönig setze sollen, aber ich war so nervös, dass ich es vergessen habe und gleich in den Ballsaal gekommen bin«, sagte Charlotte mit blubberndem Lachen.
»Wird Euch Eure Mutter da nicht böse sein?«, fragte Beth besorgt.
»Oh, nein, aber sie wird sich immer wieder darüber lustig machen, wie nervös ich war, und Vater wird sagen: Ganz egal, Charlie, du hast das beste Blut in ganz England.«
Beth lachte als Charlotte die Stimme ihres Vaters imitierte. »Lebt Ihr in Irland?«
»Nein, wir waren nur zu Besuch auf unserem Schloss in Linsmore. Mag sein, dass man uns als die >Verrückten Boy-les< kennt«, vertraute ihr Charlotte an, »aber wir sind klug genug, in keinem anderen Monat als dem August nach Irland zu kommen!«
»Ja, der Regen kann hier schon bedrückend sein«, sagte Beth mitfühlend. »Ich wollte Euch meiner Schwester Maria vorstellen, aber sie scheint verschwunden zu sein.« Elizabeth suchte mit einem Blick den vollen Ballsaal ab, der schwärmte von tanzenden Paaren, Damen in aufwändigen Roben, Herren in förmlicher Kleidung und Männern vom Militär in ihren Staatsuniformen.
»Maria und ich haben uns einander selbst vorgestellt, dann verschwand sie sofort am Arm eines gut aussehenden Kavallerieoffiziers. Wir sollten uns wirklich duzen, das tun wir alle hier unter Freundinnen.«
Noch bevor Elizabeth antworten konnte, wurde ihre neue Freundin von einem lachenden, rothaarigen jungen Mann um
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