Die irische Wildkatze
Kopf.
»Eure Haut ist durchscheinend, es wäre ein Jammer, sie mit Make-up zu bedecken. Ich werde nur Eure Augenbrauen und Wimpern ein wenig dunkler machen und ein wenig Farbe auf Eure Lippen geben. So! Jetzt seid Ihr fertig für eine Perücke.« Dora suchte eine mit kleinen Löckchen aus. »Euer echtes Haar ist viel hübscher als all dieses falsche Zeug, aber es ist Mode, eine gepuderte Perücke zu tragen, besonders wenn man dem Vizekönig förmlich vorgestellt wird.« Dora hob Elizabeths goldene Pracht und steckte sie oben auf dem Kopf fest, dann schob sie das gepuderte Haarteil darüber. Sie trat vom Spiegel zurück, damit Elizabeth sich selbst sehen konnte.
»Oh, ich kann kaum glauben, dass ich das bin!« Beth strich mit beiden Händen über den weißen Tüllrock und hob ihn ein wenig, damit sie ihre Spitzenstrümpfe und die Satinschühchen sehen konnte. »Vielen Dank, Dora!«
»Hier ist der Fächer, der zu dem Kleid gehört. Zieht Euch das Band übers Handgelenk, damit Ihr ihn nicht verliert.«
Beth betrachtete voller Verehrung den seidenbespannten Fächer, öffnete und schloss ihn. »Oh, ich verspreche, dass ich ihn nicht verlieren werde, Dora.« Plötzlich entdeckte sie ihre Schwester. »Maria«, flüsterte sie voller Überraschung, »du siehst aus wie eine Prinzessin.«
»Unsere englischen Prinzessinnen sind hässlich! Ich sehe aus wie ein Engel.«
Beth sah die kleinen Perlen, die das Haar auf der gepuderten Perücke und das Band am Fächer ihrer Schwester zierten. Maria trug bleiche, weiße Gesichtsschminke und rot rougierte Wangen. »Ja, genau wie ein Engel.«
»Ihr wollt doch wohl nicht sagen, dass diese eleganten Damen meine Mädchen sind?«, neckte sie Jack Gunning, als er ihnen mit einer tiefen Verbeugung seine Verehrung erwies.
»Vater, du siehst aus wie ein Lord des Reiches!« Beths Augen leuchteten vor Stolz auf ihren gut aussehenden Vater, der in einen dunkelblauen Satinanzug mit Spitze an Kragen und Manschetten gekleidet war.
»Warte, bis du deine Mutter siehst.«
Mit ihrer offiziellen Einladung in der Hand rauschte Bridget in die Garderobe, eine Vision in königsblauer Spitze. An Selbstvertrauen fehlte es ihr nie, und das elegante Kleid mit dem falschen Schmuck dazu gab ihr das Aussehen echter Erhabenheit. Keine Königin hätte eine königlichere Erscheinung haben können. »Peg hat uns ihre Kutsche geschickt. Denkt immer an eure gute Haltung heute Abend.«
Eine Kutsche stand wartend vor dem Eingang des Theaters, aber als Jack die Kutschentür öffnen wollte, hinderte Bridget ihn daran und sah zum Fahrer hinauf. »Die Kutschentür bitte, Sir. Und macht schnell, bevor dieser vermaledeite irische Wind uns zum Dubliner Hafen hinunterweht!«
Die Kutsche fuhr bald schon den Cork Hill hinauf, aber der untere Schlosshof war von Kutschen verstopft, und die modischen Gäste, die damit angekommen waren, bildeten eine Menschenmenge, die sich in Richtung auf den oberen Schlosshof drängte. Als die Gunnings sich dem Gedränge näherten, ordnete Bridget an: »Falls wir getrennt werden: Wir treffen uns bei den Staatsgemächern.«
Weniger als eine Minute später war Elizabeth schon von der Menge verschluckt worden. Sie suchte das Meer von Gesichtern ab, doch keines kam ihr bekannt vor. Sie geriet nicht in Panik, da sie auch andere junge Damen in Weiß sah, die offensichtlich dem Vizekönig vorgestellt werden sollten. Bei einem plötzlichen Windstoß schrie das Mädchen neben ihr auf und griff sich an den Kopf. Elizabeth sah, dass die gepuderte Perücke des Mädchens von einer Bö gepackt worden war und jetzt quer über den Hof rollte. Ohne zu zögern jagte Beth hinter ihr her, doch die Perücke entkam ihr und rollte schließlich unter die Räder einer Kutsche.
Elizabeth bückte sich, um sie aufzuheben, stellte allerdings zu ihrem Schrecken fest, dass sie nicht mehr weiß, sondern eher schlammfarben war. Sie trug sie zu ihrer Besitzerin zurück, die sie in der Menge leicht ausmachen konnte, weil sie weinte. »Es tut mir ja so Leid ... bitte, weint nicht.«
»Charlie, ich sollte dir eins hinter die Ohren geben! Warum warst du so unvorsichtig?«
Elizabeth war klar, dass dies die Mutter des Mädchens sein musste. Sie hatte großes Mitleid mit dem kleinen, dunkelhaarigen Fräulein, denn sie wusste genau, wie es sich anfühlte, dem Zorn seiner Mutter ausgeliefert zu sein. »Es war nicht ihre Schuld, Mylady. Der Wind hatte sie gepackt und dann ist eine Kutsche darübergefahren, bevor ich sie wieder
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