Die irische Wildkatze
Blutflecken auf deinem Hemd ein, bevor Mutter sie sieht.« Sie entdeckte eine kleine Lederbörse, die am Kleiderständer hing. »Was ist denn das?«
Jack runzelte die Stirn, zuckte dabei zusammen. »Hamilton hat sie wahrscheinlich hier gelassen.«
Elizabeth nahm sie in die Hand. »Sie ist voll mit Gold— Sovereigns!«
»Gottverdammich! Hamilton war so großzügig und hat meine Gewinne ersetzt, die mir gestohlen wurden!«
Elizabeth war voller Bedauern. Sie hatte seine Gnaden, den Herzog von Hamilton, vollständig falsch eingeschätzt.
Am frühen Samstagmorgen, als die Kutsche der Burlingtons kam, um die beiden Gunning-Schwestern abzuholen, war Charlies Pferd hinten angebunden, und ein Bursche war dabei, der sich darum kümmerte. Jack brachte Cavalier aus dem Stall und sorgte dafür, dass er sicher neben dem anderen Pferd an der Kutsche angebunden wurde. Bis dahin war auch das Gepäck schon aufgeladen worden, Emma stieg hinter ihren beiden Schützlingen in die Kutsche und setzte sich neben Lady Charlottes Zofe.
»Wie geht es deinem Knöchel? Ich habe dich ja so vermisst bei Almack's!«
»Es war nicht schlimm, Charlie. Die Schwellung ist schon nach ein paar Stunden wieder verschwunden.«
»Hast du auch eine Einladung zu dem königlichen Empfang im St.-James-Palast bekommen?« Maria fragte das nur, um zu zeigen, dass sie auch eine bekommen hatte.
»Ja.« Charlie rümpfte die Nase. »Unglücklicherweise kann man königliche Einladungen nicht ablehnen, ohne die guten Sitten zu verletzen.«
»Warum sollte jemand eine solche Einladung ablehnen wollen?«, fragte Maria. »Ich denke, ich wurde eingeladen, weil Prinz George darauf bestand. Er konnte im Devonshire House den Blick nicht von mir abwenden.«
»Prinz George ist außergewöhnlich frühreif für sein Alter - schließlich ist er erst dreizehn«, sagte Charlie von den erhabenen Höhen ihrer sechzehn Jahre.
»Er ist schon fünfzehn geworden. Und körperlich ist er ganz offensichtlich reif. Die, die ihn einmal heiratet, wird königliche Prinzessin«, fügte sie noch verträumt hinzu.
»Die, die ihn heiratet, wird auf jeden Fall auch schon jetzt eine königliche Prinzessin sein«, stellte Charlie fest. »Ein Prinz dieses Reiches kann nur Damen von königlichem Blut heiraten.«
»Regeln lassen sich immer brechen«, meinte Maria hochmütig.
Charlie lachte. »Ich weiß ... Lasst uns dieses Wochenende auch ein paar brechen!«
Als die Kutsche in Oxted Hall ankam, half Will Cavendish Charlotte beim Aussteigen und zog sie an sich. Seine Lippen streiften ihre Schläfe. »Ich konnte es kaum erwarten.«
Charlie sah mit glitzernden Augen zu ihm auf.
Rachel Cavendish, die für dieses Wochenende als offizielle Gastgeberin fungierte, hieß die Schwestern willkommen. »Elizabeth, ich habe dich wieder mit Charlie untergebracht, und Maria, du kannst -«
»Kann ich vielleicht ein Schlafzimmer für mich haben, da es hier so viele Zimmer gibt?«
»Aber ja, natürlich, wenn dir das lieber ist.«
Elizabeth sah Charlie und Will an, die nur Augen füreinander hatten. Er band die Pferde von der Kutsche los. »Ich sorge dafür, dass unsere Sachen hinauf ins Zimmer kommen, bring du die Pferde in den Stall.«
Sie sah hinauf zum Haus, das eher ein kleines Schloss als nur ein einfaches Herrenhaus war, dann rannte sie ein Stück, um Maria und Rachel einzuholen.
»Warum sind Devonshire-Häuser größer und besser als andere?«, fragte Maria unverblümt.
Rachel lachte. »Genau genommen ist dies nicht einmal ein Devonshire-Haus. Mutter war Catherine Hoskyns, und dieses Tudor-Haus gehörte ihren Eltern. Mein verstorbener Großvater war bekannt als der geizige Hoskyns.«
Sie wandte sich an Jane und Emma, die mit dem Gepäck hinter ihnen hergingen. »Euch beide habe ich zusammen im Bedienstetentrakt untergebracht. Ich gehe doch recht in der Annahme, dass ihr euer Bestes tun werdet, um dieses Wochenende so unsichtbar wie möglich zu sein, klar?«
Elizabeth hinderte Emma am Auspacken. »Ich kann meine Kleider selbst in den Schrank hängen. Geh du, und hilf Maria. Und es tut mir Leid, dass Lady Rachel so mit dir gesprochen hat.«
»Die meisten Damen sprechen so mit ihren Bediensteten, Eure Mutter und Schwester sind da keine Ausnahme. Aber es macht mir nichts aus, mich unsichtbar zu machen. Jane und ich werden uns eines ruhigen Wochenendes ohne Pflichten erfreuen.«
Als Elizabeth allein war, packte sie ihre Sachen aus und wusch sich Hände und Gesicht. Als sie in den Spiegel schaute,
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