Die irre Heldentour des Billy Lynn
die Worte herum wie Softeiswürfel
Billy setzt sich wieder auf seinen Gangplatz. Der Eisregen trommelt wie eine Ladung feinkörnige Kunstdüngerpellets auf die Bravos ein. »Kein Deal?«, fragt Mango. Billy schüttelt den Kopf.
»Was war’n da los?«
Lodis und A-bort rücken näher, wollen die Geschichte auch hören.
»Norm ist wohl doch bloß’n mieser Sack. Was soll ich sagen.«
»Wir dachten, Day verarscht uns, als er das erzählt hat, mit den fünf’nhalbtausend – «.
»– Arsch offen«, platzt A-bort dazwischen, »bei der Knete, dieder inner Tasche hat, da kann der nich mehr für uns tun? Der Sack hat Millionen.«
»Vielleicht hat er die deshalb«, gibt Mango zu bedenken. »Passt scharf auf auf sein Geld.«
»Würd ich auch, wenn ich welches hätte«, sagt Lodis, und sein Lippenknubbel bibbert wie ein fetter saftiger Popel oder ein Fetzen Eingeweide, der aus einer Bauchwunde baumelt. Josh kommt die Treppe herunter, ruft die Bravos namentlich auf und drückt jedem eine braune Mappe in die Hand. Alle bekommen ihr Sortiment Dallas-Cowboys-Fanartikel: Stirnband, Pulswärmer, Schlüsselring mit Flaschenöffner, einen Satz Aufkleber, den Cheerleader-Kalender für nächstes Jahr, ein Riesen-Hochglanzfoto vom Team Bravo beim Händeschütteln mit Norm, signiert und mit Namen gewidmet vom großen Mann persönlich, sowie große Abzüge vom jeweiligen Bravo inmitten seines Cheerleader-Trios bei dem Medienrummel nach der Pressekonferenz, ebenfalls signiert und von den Mädchen mit Namen gewidmet. Die Bravos zucken, als sie ihre Mappen durchgeguckt haben, kurz mal die Schultern. Hohngelächter wäre zu viel der Würde. Billys Handy summt, und es ist eine SMS von Faison.
Treffen nach Spiel?
Ja , simst er zurück, und Liebe schmiegt sich über sein Herz wie eine schmelzende Käsescheiblette. Wo bist du? , fügt er dazu, und wartet mit dem Handy im Anschlag, während in seinem Kopf die Ranchfantasie verrückt spielt. Vielleicht ja doch, denkt er und geht die Möglichkeiten durch. Sie war total scharf auf ihn. Sie ist auf ihm gekommen . Er und sie in einer Bude auf der Ranch, das ist doch eigentlich auch nicht extremer als die anderen Sachen, die in letzter Zeit passiert sind. Er scrollt die Anrufliste durch bis zu der unbekannten Nummer, nur mal sehen, was für Gefühle esauslöst, wenn er sie anstarrt, aber ein Anruf kommt ihm zuvor. Er geht dran.
»Billy?«
»Heh, Albert.«
»Wo seid ihr alle?«
»Auf unsern Plätzen.«
»Ist Dime auch da?«
»Ja, der ist hier.«
»Er geht nicht dran. Sag ihm, er soll drangehen.«
Billy brüllt Dime über die ganze Reihe zu, dass Albert reden will. Dime schüttelt den Kopf.
»Er sagt, jetzt nicht.« Einen Augenblick lang herrscht Schweigen. »Und hat der General ...«
»Du bist gut, Billy. Der will euch zu nichts zwingen.«
»Was sagt Norm dazu?«
Albert zögert. »Tja, ist ziemlich herb für ihn. Er hat’s ja selbst gesagt, er ist gewinn süchtig .« Albert erlaubt sich ein hauchzartes hämisches Lachen. »Ist schon in Ordnung. Er gehört zu den Leuten, denen ein bisschen Demut mal ganz guttut.«
»Also ist er stinksauer«, schließt Billy.
»Nur ein bisschen.«
»Und du?«
»Stinksauer? Nein, Billy, bin ich nicht, kann ich ehrlich sagen. Dafür liebe ich euch Jungs viel zu sehr.«
»Oh. Tja. Danke.«
Albert kichert. »Oh, tja, gern geschehen.«
»Und wie geht’s jetzt weiter?«
»Na ja, ich sitze im Augenblick hier in der Hauptloge, Norm ist wieder in seinem Refugium. Vielleicht kommt er irgendwann mit einem neuen Angebot wieder raus. Müssen wir einfach abwarten.«
»Okay. Du, Albert, kann ich dich was fragen?«
»Natürlich, Billy.«
»Als du dich vor Vietnam gedrückt hast, ich meine, also, als du die Rückstellung und so hattest, wie war das gefühlsmäßig?«
Albert gibt ein leises Kläffen von sich, so ähnlich könnte ein Koyote klingen, der gerade einem Fußeisen ausweicht. » Gefühls mäßig?«
»Ich meine, also, war das schwer. Hast du das Gefühl gehabt, du tust was Richtiges. Wie fühlt sich das heute an, das will ich, glaub ich, wissen.«
»Na ja, lange drüber nachgedacht hab ich nicht, Billy. Ich kann nicht sagen, dass ich wahnsinnig stolz drauf bin, aber schämen tue ich mich dafür auch nicht. Es waren verdammt beschissene Zeiten. Viele von uns haben wirklich hart gerungen, was man tun müsste.«
»Glaubst du, die waren beschissener als heute?«
»Hm. Na ja. Gute Frage.« Albert überlegt. »Gibt vermutlich ziemlich gute
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