Die irre Heldentour des Billy Lynn
ab, was dann von ihm kommt, so geht das. Aber du lässt deine Emotionen aus demSpiel und konzentrierst dich auf den Deal, okay? Das ist der einzige Weg, auf dem du ein bisschen Geld für deine Leute rausholen kannst.«
»Ich muss die anrufen.« Dime holt sein Handy hervor.
»Dann tu das. Ich muss sowieso pissen.«
Sobald Albert im Klo ist, setzt Billy sich in den anderen Sessel, er möchte nicht einem Filmproduzenten beim Pinkeln zuhören. Dime telefoniert mit Day, und an bestimmten Stellen kann Billy Day genauso deutlich hören wie Dime. Was soll’n der Scheiß? kommt ziemlich klar durch, auch Scheißdreck, verfickter Scheißdreck und verfickter beschissener Scheißdreck . Dime sagt, Day soll eine Umfrage bei den übrigen Bravos machen, und auch deren Antworten knallen aus dem Hörer wie das Geblöke von Kühen auf der Schlachtrampe. Billy nimmt sein eigenes Handy und schaltet es an. Zwei entgangene Anrufe, einer von Kathryn, einer von der unbekannten Nummer, und eine SMS von Kathryn –.
wag unterwegs tx-stad
RUF IHN AN wo treffen
STEIG DA EINFACH EIN.
Dime legt auf. »Sie sagen nein.«
»Hab’s gehört.«
Dime steckt das Handy in die Tasche. »Deine Meinung, Billy. Was meinst du, was wir machen sollen.«
Billy schließt die Augen und sucht nach zusammenhängenden Gedanken zu allem, was heute passiert ist. Mitten in die konzentrierte Stille platzt das Rauschen der Klospülung.
»Er irrt sich.«
»Wer irrt sich?«
Billy macht die Augen wieder auf. »Norm. Weißt du noch, was er da drin gesagt hat, also dieses: Nehmt mal lieber den Dealhier, ihr habt ja sonst nichts, und etwas ist besser als gar nichts? Das finde ich nicht. Ich finde, manchmal ist gar nichts besser als irgend was. Ich meine, ich möchte lieber gar nichts, als dass dieser Kerl mit mir umspringen darf wie mit seiner Hure. Außerdem – «, Billy guckt sich um und flüstert, als ob das Zimmer tatsächlich verwanzt wäre, »– hasse ich den Hurensohn einfach irgendwie.«
Und irgendwie finden beide das plötzlich ausgesprochen komisch. Als Albert aus dem Bad kommt, lachen beide Bravos wie Paviane.
»Entschuldige, Mann«, erklärt ihm Dime, »aber Team Bravo hat gesprochen, und zwar einstimmig, Zitat: Fümm’fuffzig Hunnerter bringen’s nich.«
Albert setzt sein Pokergesicht auf. »Okay, und was würde es bringen?«
»Tausend Hunderter vorab, und wir bleiben Norm von der Pelle. Und seine ganze tolle Beteiligung kann er sich in die Haare schmieren.«
»Jungs, ich denke, ihr werdet euch ein kleines bisschen bewegen müssen. Wir könnten – Moment.« Sein Handy brummt. »Wenn man vom Teufel spricht. Ich geh mal eben ... Ja, Norm.«
Billy bleibt im Sessel sitzen, Dime auf dem Bett. Sie hören zu.
»Du machst Witze.«
»Das ist nicht dein Ernst.«
»Das kriegst du hin? Auf welcher Grundlage ...« Albert lacht, aber es klingt nicht glücklich. »Nationaler was ? Im Ernst? Nie von gehört ... Himmel, Norm, gib uns wenigstens eine Chance. Du könntest zumindest abwarten, mit was wir zurückkommen.«
»Fünf Minuten?« Er sieht die beiden Bravos an. »Kennt ihr einen General Ruthven?« Aber bevor die beiden antworten können, hängt Albert wieder am Handy.
»Norm, das musst du, glaub ich, wirklich nicht. Du müsstest nur ...«
»Natürlich weiß ich, dass es nicht bloß um das Geld geht. Erzähl mir mehr, erzähl’s meinen Jungs. Die setzen ihr Leben jeden ...«
»Na gut. Nehm ich an. Werden wir dann wohl sehen.«
Albert schaltet das Handy aus und steckt es in die Blazertasche. Er dreht sich zu den beiden Soldaten und sieht auf sie hinunter, als ob sie im Sarg liegen und er einen letzten Blick auf sie wirft, bevor der Deckel zuklappt.
»Und«, sagt Dime.
Albert zwinkert mit den Augen, er scheint überrascht, dass Dime redet. »Es ist kaum zu fassen«, sagt er. »Die haben eure Kommandokette eingeschaltet. Norm ist anscheinend dicke mit dem Vize-Vize-Verteidigungsminister oder irgend so’m Sack da, und den hat er bei euern Dienstherren in Fort Hood anrufen lassen. Er hat dann selbst mit einem General Ruthven gesprochen, sagt er. Und der General soll hier in ein paar Minuten anrufen und mit euch reden.« Albert schüttelt den Kopf, seine Stimme bebt. »Ich glaube, die wollen euch zu dem Deal zwingen.« Er sieht beide an. »Können die das überhaupt?«
Die Bravos wissen nur zu gut, dass die Army macht, was sie will, und dass jedes Recht, auf das sie pochen würden, unter der Passepartout-Rubrik »kollateral« abgelegt würde, das
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