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Die irre Heldentour des Billy Lynn

Die irre Heldentour des Billy Lynn

Titel: Die irre Heldentour des Billy Lynn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Fountain
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heißt, zu bearbeiten, wenn es zu spät ist. Mr Jones kommt, um sie wieder in den Bunker zu bringen, und dort werden die beiden Soldaten höflich, beinah warm begrüßt. Sie bekommen etwas zu trinken. Sie bekommen wieder die alten Sessel. »Der Karren ist im Dreck«, sagt Todd und zeigt auf die Punktetafel. 17–7 für die Bears. »Einmal abgefangen, einmal Fumble, zehn Punkte in zwei Minuten.«
    Der f-bombige Manager schnaubt. »Nach dem Spiel schicken wir’n Suchtrupp aus, damit Vinny seinen Arsch wiederfindet.«
    Er erntet bitteres Lachen.
    »Wieso zum Teufel stellt George dauernd Brandt so dämlich auf? Wie soll der denn da je’n Block hinkriegen?«
    »Ich hab von dem seit dem Frühjahrstraining keinen anständigen Block mehr gesehen.«
    »Frühjahr 2001.«
    Wieder wird gegluckst. Norm legt den Kopfhörer ab und schwenkt zu den beiden Bravos herum. »Nicht unser Tag heute.« Er lächelt müde.
    »Nein, Sir«, sagt Dime steif.
    »Ich hasse verlieren, das hasse ich wie nur was. Meine Frau sagt, ich bin gewinnsüchtig, da hat sie wohl recht, und sie versucht jetzt seit achtundsechzig Jahren mich ruhig zu kriegen. Aber ich kann’s nicht, ich brauche den Druck.«
    »Wir hatten ja schon im Juni so eine Ahnung, dass das eine harte Saison wird«, sagt Manager Jim. »Emmit weg, Moose, Jay auch, sind’n paar mächtig große Schuhe, in die ein Nachfolger schlüpfen muss. Wenn man so sein Kernstück verliert ...« Er merkt, dass kein Mensch zuhört, und lässt den Rest auslaufen.
    »Ich nehme mal an, dass ihr Jungs jetzt mit mir überkreuz seid«, sagt Norm, und Dime und Billy antworten mit Schweigen. Norm mustert sie eine ganze Weile, nickt. Die Schweigemauer scheint Eindruck zu machen.
    »Soll kein Vorwurf sein«, fährt er fort. »Ich weiß, ich bin irgendwie unbarmherzig, aber mein Instinkt sagt mir, ich muss das durchkriegen. Dieser Film muss gemacht werden, und zwar jetzt , aus all den Gründen, über die wir gesprochen haben. Und wenn alles so läuft, wie ich mir das denke, dann kommt ihr bestens dabei weg. In nicht allzu ferner Zukunft werdet ihr mir, glaube ich, danken – «.
    Irgendwo im Raum klingelt ein Telefon. Mr Jones geht dran, sagt kurz etwas und bringt das Telefon zu Norm. Der General istdran. Dime starrt geradeaus, scheinbar in weite Ferne. Billy hört, wie er tief und bedächtig Luft holt, erst sekundenlang den Atem anhält und danach in ebenso exakt kalibrierten Stößen durch die Nase ausatmet. In der Zwischenzeit betreibt Norm Willi-Wichtig-Geplänkel mit dem General, dankt ihm, dass er sich Zeit genommen hat, wünscht ihm fröhliches Thanksgiving, lädt ihn ein zu irgendeinem Spiel später mal. Darauf können Sie wetten, hahaha, da werden wir unser Bestes geben, damit Sie einen Sieg erleben. Dime steht auf, als hätte der General leibhaftig den Raum betreten. Norm sieht hoch, registriert etwas Beunruhigendes in Dimes Geste, und Billy fürchtet, dass sein Sergeant tatsächlich wieder etwas Krasses ausbrütet, aber der steht einfach da und strahlt Wellen soldatischer Disziplin ab, bis Norm ihm das Telefon entgegenstreckt.
    »Sergeant Dime.« Norms Lächeln ist ein paar Kilometer unterhalb der Höflichkeitsschwelle eingerastet. Man könnte es triumphierend nennen. Imperial. Grandios. »General Ruthven möchte jetzt mit Ihnen sprechen.«
    Dime nimmt das Telefon und geht damit nach hinten ins Halbdunkel. Josh tänzelt beiseite, um ihm Platz zu machen. Kurz danach steht auch Billy auf und geht nach hinten, einfach um bei seinem Sergeant zu sein, sonst nichts. Er bezieht Posten neben Josh, der ihm fiebernd sympathisierende Blicke zuwirft. Der ganze Raum muss mithören.
    »Ja, Sir«, sagt Dime knapp.
    »Ja, Sir.«
    »Nein, Sir.«
    »Ich verstehe, Sir.«
    Eine volle Minute lang sagt Dime nichts, in der Zeit machen die Bears weitere Punkte. Skip und Todd schmeißen die Stifte weg, aber niemand sagt ein Wort, aus Respekt gegenüber dem General.
    »Ja, Sir«, sagt Dime jetzt. »Das wusste ich gar nicht, Sir.«
    »Ja, Sir.«
    »Ich denke ja, Sir.«
    »Danke, Sir. Das werde ich, Sir. Ende.«
    Dime macht einen Schwenk und lupft das Telefon im hohen, sanften Bogen Richtung Mr Jones. »Komm mit, Billy«, sagt er, verlässt den Raum ohne ein weiteres Wort und stürmt mit Riesenschritten den Flur hinunter. Billy muss joggen, um ihn einzuholen.
    »Sergeant, wo gehen wir denn hin?«
    »Zurück auf unsern Platz.«
    »Was war denn los? Ich meine, sollten wir nicht ...«
    »Alles okay, Billy. Alles

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