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Die irre Heldentour des Billy Lynn

Die irre Heldentour des Billy Lynn

Titel: Die irre Heldentour des Billy Lynn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Fountain
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sie wirklich anspricht.«
    »Ich liebe es, wenn er so redet«, sagt Dime.
    »Schaut mal, das Drehbuch ist doch gar nicht das Problem, das kann nur hinreißend werden, wenn man einfach eure Geschichte erzählt. Der Knackpunkt ist, dass sie das verdammte Ding überhaupt in die Hand kriegt.«
    »Ich denke, du kennst die«, wirft Crack ein.
    »Und wie ich sie kenne! Wir haben uns erst vor ein paar Monaten zusammen die Hucke vollgesoffen, bei Jane Fonda zu Hause! Aber hier geht’s ums Geschäft, Jungs, die darf nichts lesen, was nicht über ihren Agenten läuft, und ein Drehbuch ohne verbindliche Zusage von einem Studio gibt der ihr nicht mal zum Anfassen. Auf die Art hat sie, falls sie Ja sagt, das Studio nämlich am Haken. Dann kann sie nicht mehr rausgekegelt werden.«
    »Ach so, haben wir denn ein Studio?«, fragt Crack. Eigentlich müsste er das wissen, aber dieser ganze Deal ist irgendwie so abstrakt.
    »Haben wir nicht, Robert. Wir haben zwar zentnerweise Interessenten, aber kein Hollywoodstudio sagt zu, bevor nicht ein Star zugesagt hat.«
    »Und die Swank sagt nicht zu, bevor die nicht zugesagt haben.«
    Albert lächelt. »Ganz genau.« Die Bravos quittieren das mit einem verständnisvollen Oooh-neee . Das ist ein so glatter und vollkommen paradoxer moderner Zirkelschluss, dass sich alle damit identifizieren können.
    »Ziemlich verbockt«, sagt Crack.
    »Ist es«, findet auch Albert. »Total verbockt.«
    »Und wie willst du das dann durchkriegen?«, fragt A-bort.
    »Indem ich es unabwendbar mache. Indem ich daraus eine gottverdammte Naturgewalt mache. Indem ich diesen Typen so lange Schiss einjage, irgendwer anders könnte zuschlagen, bis die zusagen müssen, weil sie sonst den Kopf abgerissen kriegen.«
    »Leute«, verkündet Dime, »ich glaube, mir wird gerade klar, was Albert so treibt.«
    Billy und Mango sitzen wieder am Gang, daneben Crack, Albert, Dime, Day, A-bort, Sykes und Lodis, dann kommt ein freier Platz für Major Mac. Billy ist aufgefallen, dass Albert sich immer in Dimes Nähe aufhält. Falls Team Bravo noch einen Beweisgebraucht hätte, dass ihr Anführer etwas Besonderes ist, hier war er, in Gestalt von Albert, der war von Staff Sergeant Dime augenblicklich fasziniert gewesen. Billy ist überzeugt, dass Albert ein schwules Faible für ihn hat, aber nicht im sexuellen Sinn. Dime macht Albert neugierig, der Mensch Dime und der Soldat Dime, das ganze auf die arglose spießige Menschheit losgelassene Phänomen der Dimeheit. Im Pantheon Albertscher Aufmerksamkeiten thront Dime an der Spitze und Holliday weit abgeschlagen auf dem zweiten Platz, und selbst da wirkt Alberts Interesse an Day eher wie abgeleitet, unter Vorbehalt, komplementär, wie eine bloße Funktion der Paarung von Days schwarzem Yin mit Dimes quarkweißem Yang. Day geruht, seinen Status als Zweiter zu ignorieren, auch jetzt zum Beispiel, wo Dime und Albert im intensiven Gespräch zusammenhocken und Day entspannt zurückgelehnt das Spielfeld begutachtet wie ein afrikanischer König, der von seinem erhabenen Thron auf all seine kleinen Untertanenbiester hinabschaut. Die übrigen Bravos könnten ebenso gut Aktienpakete sein, die zufällig reden und rumlaufen und literweise Bier trinken können. »Dime is’s Kapital «, hatte Day Billy gestern Nacht in einem seltenen Anfall besoffen-offener Bitterkeit zugebrummt. »Ihr bloß die Produktpalette .«
    Und was war dann Shroom? Shroom und Lake, waren die auch bloß Produkte ? Im Team Bravo ist dieser Tage andauernd die Rede von Geld, Geldgeldgeld , das Wort ist wie eine Wanze im Hirn oder ein Hamster im quietschenden Rad, alle Gespräche führen mit rasender Geschwindigkeit ins Nirgendwo. Billy würde viel lieber über andere Dinge reden, aber er traut sich nicht recht, sie anzusprechen. Seine Bravo-Kumpel sind total fixiert auf das eine Thema, als ob ein dicker Gehaltsscheck viel mehr bedeutete als bloße Kaufkraft, als könnte man mit soundso vielen auf der Bank schlummernden Dollars auch seinen Arsch heil durch den Krieg bringen. Er sieht die spirituelle Logik dahinter sehr wohl,nur funktioniert sie für ihn umgekehrt: An dem Tag, an dem das Geld da ist, an dem Tag, an dem der Scheck gutgeschrieben ist, genau an dem Tag wird er krepieren.
    Also nimmt er auch am Filmgeplapper teil und hadert gleichzeitig heftig damit. Gerade bombardieren sie Albert mit Fragen. Wie wär’s mit Clooney? Wie läuft’s mit Oliver Stone? Was ist mit dem Typen, der sagt, er kriegt Robert Downey jr.? Plötzlich

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