Die irre Heldentour des Billy Lynn
Sykes.
»Würd die mit’m Arsch nich.« Holliday lässt nichts aus.
»In’ner Million Jahre nich«, ergänzt A-bort genauso trocken.Sykes verkündet gerade, da gehe er aber verdammt jede Wette ein, als Albert sein Handy zuklappt.
»Okay, Jungs, sieht aus, als ob Hilary Swank Interesse hat.«
Häh, boah, wer ? »Hilary Swank, so’ne Bitch «, platzt Lodis heraus. »Wieso redet die’n mit uns?«
»Weiiiiil – «, antwortet Albert extra langsam, wohl wissend, wie die Bravos gleich hochgehen werden, »– sie ihn spielen will«, und zeigt auf Billy. Team Bravo bricht in Johlen und Juchzen aus.
»Halt. Augenblick mal.« Billy lacht mit, aber leicht beunruhigt, er ahnt, hier lauert Potenzial für eine Blamage von Weltformat. »Das ist doch’n Mädchen, wie soll’n das – «.
»Eigentlich«, sagt Albert, »spielt sie sogar mit dem Gedanken, Billy und Dime zu spielen. Wir müssten beide zu einer Figur verschränken, das wäre dann die Hauptrolle für sie.«
Noch mehr Johlen, diesmal in Dimes Richtung. Aber der nickt nur, anscheinend vollauf zufrieden. »Ich verstehe trotzdem nicht ...«, murmelt Billy.
»Dass sie eine Frau ist, heißt ja nicht, dass sie so was nicht kann«, erklärt Albert. »Meg Ryan hatte auch mal eine Hauptrolle in diesem Helikopterfilm, dem mit Denzel Washington vor’n paar Jahren. Hilary könnte sogar’ne männliche Hauptrolle packen, Himmel, die hat’n verdammten Oscar gekriegt, als sie mal’n Mann gespielt hat. Gut, da war sie’n Mädchen, das’n Mann spielt, aber was soll’s. Die Hauptsache ist, sie ist keine übliche hübsche Püppi.«
Im Gespräch ist Albert zurzeit ferner mit: Oliver Stone, Brian Grazer, Mark Wahlberg, George Clooney. Albert hat eine Heldensaga mit Tragödienelementen im Sinn. Eine Geschichte über tragikveredelten Heroismus. Bisher laufen Irakfilme an der Kinokasse »suboptimal«, und das ist laut Albert durchaus ein Problem, allerdings nicht das Problem vom Team Bravo. Auch wenn dieser Krieg moralisch anrüchig bis zum Anschlag ist, der Triumph derBravos wird voll dazwischenhauen. Die Bravo-Story ist nämlich eine Rettungsstory, die hat psychologische Power wie alle Rettungsplots. Auf solche Storys reagieren die Leute ganz tief, das hatte Albert ihnen schon erklärt. Weil sich nämlich jeder Mensch Sorgen macht, im Grunde haben alle Leute andauernd mindestens leise Untergangsängste, sogar die reichsten, erfolgsverwöhntesten, selbstsichersten Leute leben ständig in Angstzuständen, kurz vorm Zusammenbruch zu stehen. Verzweiflung gehört nun mal zum Menschsein, und wenn Rettung naht, in welcher Gestalt auch immer, als Ritter in schimmernder Rüstung, zum Beispiel, oder als digital animierte Adler im Sturzflug auf die flammenden Abhänge von Mordor oder als Kavallerie, die aus der blauen Ferne herangestürmt kommt, dann reißt das ganz starke Saiten in der menschlichen Psyche an. Wertschätzung, Erlösung, den Klauen des Todes entrissenes Leben, das ist echter Powerstoff. Power. »Was ihr da draußen geleistet habt«, hatte Albert damals beteuert, »das ist überhaupt das Beglückendste, was die Menschheit zustande bringen kann. Das macht Hoffnung, dadurch kriegen wir alle wieder Hoffnung für unser Leben. Kein Mensch auf unserem Planeten würde für so einen Film keine Kinokarte kaufen.«
Albert ist Ende fünfzig, massiv gebaut, fleischig, mit einer Wolke aus widerspenstigen, vorwiegend grauen Haaren oben und dichten, drahtigen Kotelettenhecken seitlich am Kopf. Seine Brille hat ein schwarzes Gestell und runde Gläser. Er kaut Kaugummi. Seine Hände sind enorm groß und knorrig, und aus den Ohren wächst büschelweise dunkle Dschungelvegetation. Heute trägt er ein offenes weißes Oberhemd, einen Marineblazer mit glänzend scharlachroten Paspeln, einen schwarzen Kaschmirmantel samt Kaschmirschal und geschmeidige, elegante Slipper, die aussehen wie biegsame Schokoladentafeln. Für Billy ist das Albertsche Kreuzfeuer aus Gewurschtel und Grandezza ein ewiges Faszinosum,er schließt daraus auf eine Weltläufigkeit, mit der man Leute wie die Bravos glatt zum Frühstück verspeisen könnte, samt Knochen. Der Mann kennt die Privatnummern von Leuten wie Al Gore und Tommy Lee Jones, der hat schon Filme mit teueren Topstars wie Ben Affleck, Cameron Diaz, Bill Murray, Owen Wilson, zweien der vier Baldwin-Brüder und sonst wem gemacht, die drehen aber leider gerade alle oder haben kein Interesse an einem bloß profil trächtigen Ensemblefilm.
»Wir machen das à
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