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Die irre Heldentour des Billy Lynn

Die irre Heldentour des Billy Lynn

Titel: Die irre Heldentour des Billy Lynn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Fountain
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bald gingen und ihn weiter in Ruhe mit seinen Schwestern trinken ließen. Nach ihrem dritten Bier an diesem Morgen – sie hielt mit Billy Schritt – kam Kathryn mit seinem Purple Heart auf der linken und seinem Silver Star auf der rechten Brust aus dem Haus getanzt, und die Orden hüpften wie die Nippelquasten von Stripperinnen. Billy und Patty johlten, Denise dagegen fand das gar nicht komisch. »Wieso? Ach so, wegen der Dinger?«, trällerte Kathryn auf Denises Frage, was sie sich eigentlich dabei dachte. »Och, ich führe doch bloß die Familienjuwelen vor.« Denise verfügte, das sei alles unanständig und sie solle dieOrden sofort zurück in Billys Zimmer bringen, aber Kathryn stolzierte weiter mit den Klunkern herum, auch noch, als Mr Whaley aufkreuzte, ein Auftritt, der buchstäblich das ganze Geld wert war, denn als er Kathryn sah, fielen seiner Eminenz fast die Augen aus dem Kopf, nicht nur wegen der Orden, die auf ihren stolzen kecken Brüsten thronten, sondern angesichts ihrer ganzen braun gebrannten, langbeinigen, strammen Gestalt.
    Ähm. Aha. Jaha. Mr Whaley war Denises Chef, es war also etwas peinlich, wenn er einen schon vormittags beim Trinken erwischte, aber er war kein Spielverderber und tat, als wäre nichts. Whalers, wie sie ihn nannten, bekam allmählich eine Glatze, er hatte Leberflecke und circa zwanzig Kilo Übergewicht, seine Garderobe bestand ausschließlich aus karierten Sakkos und Hosen mit Dauerbügelfalten. In Stovall gehörte er zu den Geldleuten, er hatte eine Firma für Dienstleistungen im Ölbohrbereich aufgezogen, die mittelprächtig florierte und in deren Büro Denise seit fünfzehn Jahren arbeitete. »Miz Lynn ist hier ja der eigentliche Boss«, erklärte er Besuchern gern mit einem wohlwollenden Lächeln in ihre Richtung. »Ich gebe mir einfach Mühe, nicht dazwischenzufunken, damit sie den Laden schmeißen kann.« Er bekam eine Diät-Cola gebracht, und die Stühle wurden in den Schatten gerückt. Denise und Patty nahmen den Gast in die Mitte, Billy hockte sich auf das Mäuerchen. Kathryn lag lasziv wie eine Löwin auf einem Badetuch daneben. Brian war irgendwo im Haus, anscheinend in der Obhut seines kettenrauchenden Großvaters.
    »Ich höre gerade von Ihrer Mutter, Sie sind nur heute zu Besuch«, sagte Mr Whaley.
    »Das ist richtig, Sir.« Eine echte Herausforderung, ihm gleichzeitig in die Augen zu sehen und die Bierfahne seitwärts abzuleiten.
    »Keine Rast für die Beladenen, was.« Mr Whaley gluckste. »Wo haben sie euch denn schon überall hingeschickt?«
    Billy ratterte die Städte herunter: Washington, Richmond, Philadelphia, Cleveland, Minneapolis-St. Paul, Columbus, Denver, Kansas City, Raleigh-Durham, Phoenix, Pittsburgh, Tampa Bay, Miami, sie lagen, wie Sergeant Dime sofort bemerkt hatte, praktisch alle zufällig in einem der wahltechnisch relevanten Swing-Staaten. Das erwähnte Billy nicht.
    Mr Whaley nippte zierlich an seiner Cola. »Und wie war der Empfang so?«
    »Die Leute waren richtig nett, überall, wo wir waren.«
    »Wundert mich gar nicht. Hören Sie, die breite Mehrheit der Amerikaner steht kraftvoll hinter diesem Krieg.« Whaley geriet, sobald ihm aus Versehen Kathryn ins Gesichtsfeld kam, vor lauter Anstrengung, den Blick wieder loszueisen, an den Rand der Ohnmacht. »Will ja kein Mensch Krieg, um Himmels willen, aber die Leute wissen auch, dass er manchmal sein muss. Und diese Sache mit diesem Terror, also, ich denke, wenn jemand so was als Programm hat, da gibt’s nur eins, direkt an die Quelle gehen und an den Wurzeln ausreißen. Denn diese Bande geht ja nicht von allein wieder weg, hab ich recht?«
    »Nein, die sind äußerst engagiert, also viele«, antwortete Billy. »Die geben nicht auf.«
    »Ganz genau. Entweder wir bekämpfen die da drüben, oder die bringen uns den Kampf hierher, so sehen das die meisten Amerikaner.«
    Denise und Patty nickten liebreizend einfältig. Kathryn hatte sich inzwischen aufgesetzt und die Knie vor die Brust gezogen; sie hörte Billy und Mr Whaley mit echtem Interesse zu und beobachtete ihre Gesichter, als ob in dem, was sie sagten, ein Code steckte, den sie unbedingt knacken wollte. Helden , sagte Mr Whaley. Irak. Freiheit. Freiheit erobern, um unsere eigene Freiheit zu sichern. Dann erkundigte er sich nach dem Filmprojekt und nickte eingeweiht, als Billy die Entwicklungen bis dato referierte.
    »Sie sollten da einen Anwalt draufgucken lassen, bevor Sie unterschreiben.«
    »Ja, Sir.«
    »Wenn Sie wollen, kann ich

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