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Die irre Heldentour des Billy Lynn

Die irre Heldentour des Billy Lynn

Titel: Die irre Heldentour des Billy Lynn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Fountain
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meiner ewigen Lieblinge. Aber dass der und Glazer – «.
    »Grazer«, korrigiert Dime.
    »– Grazer sagen, ihr sollt eure Story in den Zweiten Weltkrieg verlegen, das ist ja wohl haarsträubend.«
    »Die spielen da mit harten Bällen, Sir, das steht mal fest.«
    »Der Zweite Weltkrieg kommt doch weiß Gott nicht zu kurz, gibt’ne Menge großartige Filme über den Zweiten Weltkrieg. Der längste Tag , The Big Red One , das sind ganz ganz großartige Filme. Aber die Bravo-Story hat mit dem Hier und Jetzt zu tun, und ich finde, den Zusammenhang muss man auch achten.«
    »Ich denke, da würden wir Ihnen alle zustimmen, Sir.«
    »Hören Sie, ich kann wirklich nirgendwo draußen im Land Zeichen von Irakmüdigkeit erkennen. Die breite Mehrheit der Amerikaner steht hinter diesem Krieg, und sie steht felsenfest hinter den Soldaten, die ihn ausfechten. Wer daran irgendeinen Zweifel hat, muss sich doch bloß mal ansehen, wie Sie heute hier empfangen worden sind.«
    Die beiden Medienfrauen postieren die Bravos im Viertelkreis, flankiert von zwei Girlanden aus Cheerleaderinnen. Norm und Dime stehen mittig davor, als Stars. Es gibt ein Skript, das alle auswendig gelernt haben. »Jeder hält seinen Football hoch, so«, weist die PR-Frau an und drückt sich einen imaginären Football an die Brust. Das ist zwar doch wieder alberner Schwachsinn, aber die Bravos machen mit.
    »Nein, tiefer«, sagt die Redakteurin.
    »Um Himmels willen«, mault die PR-Frau, augenrollend.
    »Doch, so hoch wirkt das unnatürlich. Das sieht einfach falsch aus.«
    »Hal lo ? Wir sind hier bei einem Footballspiel, oder? Das sieht total natürlich aus.«
    Endlich ist alles bereit für den ersten Take. Norms persönlicher Videomann steht neben dem Set und filmt Norm beim Gefilmtwerden. »Team Bravo wünscht Ihnen und Ihren Familien ein sehr SCHÖNES THANKSGIVING «, dröhnt Dime los, dann weicht er vom Skript ab: »Und unseren Soldatenbrüdern und -schwestern draußen im Feld sagen wir FRIEDEN DURCH FEUERÜBERLEGENHEIT! « Deshalb lachen alle, als Norm, die Cheerleaderinnen und sämtliche Bravos brüllen: »Cowboys vor!« Nur die Medienleute sind sauer. Entschuldigung, steht das im Skript? Nein, steht es nicht, also sagen Sie es auch nicht, das sollen Sie nicht sagen, wissen Sie nicht, dass Sie das nicht sagen sollen? Dime entschuldigt sich. Er brummelt etwas wie, es sei mit ihm durchgegangen. Alle stellen sich wieder auf für den zweiten Take.
    »Das Team Bravo wünscht Ihnen und Ihren Familien ein sehr SCHÖNES THANKSGIVING !«, fängt Dime noch einmal an, und dann, oh Gott, er tut es wieder, »und unseren Soldatenbrüdern und -schwestern draußen im Feld sagen wir, schießt zuerst! HALTET DRAUF! STRAFE DEM, DER SIE VERDIENT! «
    »Jaaaaaa, Cowboys vor!«
    Jetzt sind die Medienleute stinksauer. »Leute, wir haben vier Minuten, um das hier abzudrehen«, belehrt die Redakteurin. »Ich schlage vor, Sie nehmen das jetzt ganz schnell ernst, sonst können wir das vergessen.« Norm lacht zwar genauso laut wie die Bravos, drängt aber darauf, dass sie sich zusammenreißen und richtig mitspielen. »Viele Menschen draußen im Land wollen von euch hören«, versichert er. Beim dritten Take hält sich Dime gehorsam ans Drehbuch, aber inzwischen sind alle so auf Jux und Dollereigepolt, dass Lodis und Sykes einen Lachanfall kriegen. Take vier geht glatt durch, bis sich ein Fan in der ersten Reihe über die Brüstung hängt und brüllt: »Chicago Bears Pferdeschwanzlutscher!«
    An dieser Stelle ist wohl doch eine kurze Pause angebracht. Zusätzliche Polizisten sollen kommen und die Drehumgebung sichern. Wieder will Billy Dime ansprechen, wieder quasselt der mit Norm. Billy ist drauf und dran dazwischenzuplatzen – aus schierer Verzweiflung –, zwingt sich aber zu einer Übung in Impulskontrolle und tritt drei Schritte nach hinten. Direkt in die zusammengluckenden Cheerleaderinnen.
    »Ooah,’tschuldigung!«
    Die Cheerleaderinnen lächeln und nicken. Sie sind zu dritt, zwei weiß, eine schwarz.
    »Seid ihr Schwestern?«
    Sie johlen.
    »Huuuiih, woher weißt du das denn?«
    »Wir dachten, das ist unser kleines Geheimnis!«
    »Heh, sieht doch jeder. Ihr könntet glatt Drillinge sein.«
    Mehr Gejohle. Auch sie sind cheerleadertypische, umwerfende Exemplare durchtrainierter Weiblichkeit, weich, wo sie weich sind, und fest, wo fest, alles gemäß dem gephotoshopten Modemagazin-Ideal, bloß dass die Frauen hier real sind. Lieber Gott. Er reihert dummes Zeugs, er hat keine

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