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Die irre Heldentour des Billy Lynn

Die irre Heldentour des Billy Lynn

Titel: Die irre Heldentour des Billy Lynn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Fountain
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Ahnung, was er plappert, aber sie lachen, also macht er wohl nichts falsch. Die Cheerleaderinnen trappeln auf der Stelle und zischen winterkalten Atem durch die Zähne, um dramatisch klarzumachen, wie sehr sie frieren. »Dienstalter«, antworten sie auf seine Frage, warum Faison beim Thanksgiving-Shooting nicht dabei ist.
    »Die ist noch ganz neu, hier geht alles nach Dienstalter. Wir dürfen erst nach Jahren in Fernsehspots.«
    »Und Fernsehspots sind das dicke Ding?«
    Die Mädchen zucken die Schultern und tun blasiert.
    »Kann jedenfalls nicht schaden.«
    »Wie schaden?«
    »Na ja, also. Der Karriere.«
    »Ach so. Ich wusste nicht, dass Cheerleaderinnen auch Karriere machen.«
    »Was ist das?«, fragt eins der Mädchen und zeigt auf Billys glänzendsten Orden, berührt ihn fast.
    »Das ist ein Silver Star.«
    »Wofür ist der?«
    Billy rudert. Ihm fällt partout kein Spruch dazu ein, auch nichts sonst für höfliche Konversation Taugliches. »Für Tapferkeit, nehm ich an«, sagt er und sucht Zuflucht im sprachlich korrekten Zitat. »Für hervorragende Tapferkeit und Unerschrockenheit während des Einsatzes gegen einen Feind der Vereinigten Staaten.«
    Sie guckt ihn mit großen Augen an. »Cool«, sagt sie, und alle drei drehen sich abrupt weg. Irgendwie hat er wohl das Gespräch abgewürgt. Ob sie ihn für einen Aufschneider halten? Dann werden sie von den Medienleuten zurückgepfiffen für Take fünf. Alle stellen sich wieder auf ihre Markierungspunkte und warten. Und warten. Und warten weiter. Und murren, als es heißt, es gebe ein technisches Problem. Sie sollen aber so stehen bleiben, solange die Panne behoben wird.
    »Da ist Ihr Mann«, murmelt Norm und nickt in Richtung Albert, der mit dem Handy am Ohr an der Seitenlinie auf- und abgeht. »Sieht aus, als wenn er dran arbeitet.«
    »Er ist eine Maschine«, sagt Dime. Billy steht leicht versetzt direkt hinter ihnen und hat keine Wahl, er muss mithören.
    »Wie lange sind Sie schon mit ihm in Verbindung?«
    »Offiziell wohl seit circa drei Wochen. Da haben wir uns alle persönlich kennengelernt. Es hatte aber vorher schon Mails und Telefontakt gegeben, als wir noch im Irak waren.«
    »Ich geh mal davon aus, dass Sie auch einen Vertrag haben.«
    »Wir haben ein paar Papiere unterschrieben, ja, Sir.«
    »Und ich geh auch mal davon aus, dass Sie so weit positive Erfahrungen mit ihm gemacht haben?«
    »Ja, Sir, wir können Albert gut leiden. Er glaubt wirklich an unsere Story. Und er tut, was er kann, um den besten Deal für uns rauszuholen.«
    Norm räuspert sich und sagt eine Weile nichts. Billy beugt sich ein paar Millimeter vor, gespannt, dass sie weiterreden.
    »Hilary Swank «, sagt Norm schließlich.
    »Sir?«, fragt Dime.
    »Hilary Swank «, wiederholt Norm, »Albert hat erzählt, sie ist eine von den Stars, die sich für Ihr Projekt interessieren.«
    »Ja, Sir.«
    »Er sagt, sie will Sie spielen.«
    »So sieht’s wohl aus.«
    »Kommt mir reichlich überkandidelt vor. Wie finden Sie das denn?«
    »Ehrlich gesagt, Sir, es geht mir nur schwer in den Kopf.«
    »Die sollten sich an die wahre Geschichte halten und da nicht dran rumdrehen, bloß damit sie zu irgendwelchen Star-Marotten passt. Ich sag’s Ihnen ganz offen, der Narzissmus von Hollywoodleuten haut mich immer wieder um.«
    »Ich weiß nur, was in der Boulevardpresse steht.«
    »Ich halte sowieso nicht sehr viel von ihr als Schauspielerin.«
    »Aha.«
    »Ich hab sie in diesem Film mit Schwarzenegger gesehen, da spielt sie seine Frau, und er ist bei der CIA, das weiß sie aber angeblich nicht, ja? Ziemlich alberner Streifen. Ich halte von dem ganzen Film nicht viel.«
    »Ich glaube, das war Jamie Lee Curtis, Sir«, sagt Dime.
    »Wie bitte?«
    »Ich glaube, Jamie Lee Curtis hat die Frau da gespielt, nicht Hilary Swank.«
    »Tatsächlich? Tja. Der Film war jedenfalls beschissen.«
    Als Billy zu Albert guckt, steckt der gerade sein Handy in die Tasche, dann reißt er die Schultern erst hoch und lässt sie wieder fallen. Normalerweise deutet die Art tektonischer Hub im Körper auf eine Niederlage hin, aber auf Billy wirkt Albert gerade weniger besorgt als nachdenklich, wie ein gestandener alter Profi, der seinen nächsten Zug plant. Mach doch endlich was, drängt Billy im Stillen und wünscht sich, dass auch Albert bei dem ganzen Deal seine Haut riskiert. Albert kann einfach zurück nach L. A. fahren, wenn der platzt, in sein Haus in Brentwood, zu seiner scharfen jungen Frau, in sein Büro mit den drei

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