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Die irren Fahrten des Gabriel Delacruz: Roman (German Edition)

Die irren Fahrten des Gabriel Delacruz: Roman (German Edition)

Titel: Die irren Fahrten des Gabriel Delacruz: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jordi Punti
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Teil in die Kasse der Ordensschwestern floss, ließ Bundó diese Zeit gern in der Erinnerung aufleben. Wir sehen darin ein Bestreben, sein Leid auf das Maß einer Anekdote zurückzustutzen, sodass er selbst glauben konnte, es sei der Mühe wert gewesen.
    »Ich weiß noch, die ersten Tage bei La Ibérica«, hatte er Petroli bei einem der Anfälle von Rückschau erzählt, in denen er sich gemeinsam mit Gabriel erging, »da kam ich abends erst im Dunkeln bei den Llars Mundet an. Mein Rücken war völlig zerschunden. Meine Arme und Beine spürte ich gar nicht mehr. Ich war so kaputt, dass ich sofort ins Bett kippte. An einem einzigen Arbeitstag hatten wir zum Beispiel eine erste Etage im Carrer Aragó komplett ausgeräumt und verladen und dann in der Avinguda del General Mola wieder aufgebaut. Und alles ohne Fahrstuhl, die sperrigsten Teile mit dem Flaschenzug hoch, den Rest über die schmale Wendeltreppe für die Dienstboten, die finster wie ein Grab war. Und die ganze Zeit lief uns eine hysterische Hausherrin hinterher und hatte Angst, wir würden ihr was kaputt machen. ›Wenn nachher irgendein Stück fehlt, ihr Tölpel, dann bezahlt ihr das aus eurer eigenen Tasche!‹ Aber mir gefiel es trotzdem. Nach und nach gewöhnte ich mich an die Arbeit und entdeckte ihre interessanten Seiten. Dass man sah, wie die anderen wohnten, dass man Straßen von Barcelona kennenlernte, von denen man vorher noch nie gehört hatte, und wie man mit dem DKW oder dem Laster durch die Stadt fuhr, mit einer Windschutzscheibe wie ein Panoramafenster: Das konnte einen schon für die ganze Plackerei und den Schweiß und die Schrammen und blauen Flecken und das Gemecker der uniformierten Portiers und das Geschrei von Herrn Casellas entschädigen.«
    Trotz der Erschöpfung schlief Bundó nach seinen Arbeitstagen glücklich ein. Gabriel betrachtete ihn voller Neid und konnte sich nicht zurückhalten, ihn aufzuwecken und ihm von seinen eigenen Qualen zu erzählen. Die Druckerei war für ihn ein widerwärtiges finsteres Loch, in dem er Tag um Tag zubringen musste – man hätte meinen können, er beschriebe einen Folterkeller oder einen Höllenofen. Bundó, aus dem Traum gerissen, lauschte mit schweren Lidern und versuchte ihn zu trösten, indem er sagte, das Möbelschleppen sei auch kein Spaziergang. Zum Beweis und um Eindruck zu schinden, zeigte er Gabriel die Furchen, die die Tragegurte in seine Handflächen gegraben hatten. Doch eigentlich fühlte er sich dafür längst entschädigt, denn er hatte an diesem Tag zwei Peseten Trinkgeld abgesahnt. Und schon schlief er wieder ein, wobei sich unvermeidlich ein törichtes Lächeln auf seine Züge legte und ein friedvolles Schnarchen seinen Schlummer begleitete.
    Als Bundó den fünften Monat bei La Ibérica arbeitete, wurde er bei einem Umzug »von allerhöchster Bedeutung«, wie der Chef sagte, in einen schicksalhaften Unfall verwickelt. Schicksalhaft für ihn, für unsern Vater – und letztlich für uns alle. Ein neuer Regierungssekretär, von Franco ernannt, zog von Segovia nach Barcelona. Unter den Gegenständen, die er sich mitzunehmen entschlossen hatte, befand sich ein wuchtiger Holztisch mit schmiedeeisernen Beschlägen, der nach Mittelalter aussah und zur Zierde seines Büro werden sollte.
    »Es handelt sich um einen Talisman, der meine Familie seit Jahrhunderten begleitet. Auch wenn der Transport gewiss umständlich ist: Es würde mich schmerzen, ihn in diesem entscheidenden Moment meiner politischen Karriere zurückzulassen. Gehen Sie bitte äußerst vorsichtig damit um.« So hatte der Delegierte feierlich zu den drei angereisten Möbelpackern und noch zwei Dienstjungen seiner Finca gesprochen. Von den zehn Armen getragen, passierte der Tisch unbeschadet die Tore des Anwesens in Segovia und ließ sich gutmütig im Lastwagen betten. Doch als sie ihn, in Barcelona angekommen, mit vier Mann ausladen wollten, begann er zu toben wie ein wildes Tier und riss sich mit einem Ruck von ihren Händen los. Die Folgen der Katastrophe waren, in der Reihenfolge ihrer Schwere gemäß Herrn Casellas: eine Schramme in einem Tischbein, die nur schwer auszubessern sein würde, und der gebrochene oder vielmehr zersplitterte Fuß eines Arbeiters von La Ibérica.
    Bundós verunfallter Kollege stand schon im fortgeschrittenen Alter, und seine Knochen waren ruiniert. Die Ärzte von der Mútua rieten ihm davon ab, jemals wieder Lasten zu tragen, stattdessen solle er sich schleunigst um die Invalidenrente

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