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Die italienischen Momente im Leben

Die italienischen Momente im Leben

Titel: Die italienischen Momente im Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bruno Maccallini
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Norden.
    »Sasà, solltest du dir nicht lieber einen neuen Wagen zulegen?«
    »Der ist wie ich«, antwortet Sasà lächelnd, »er wird mit dem Alter immer besser.«
    Sasà ist ein kleiner untersetzter Mann, sehr sympathisch. Sizilianer von Geburt und aus ganzem Herzen.
    »Heute musst du hübsch still sein und nur zuhören ... Ich habe dir versprochen, dass du deinen Spaß haben wirst. Du sollst der Schiedsrichter bei einem einzigartigen Wettkampf sein.«
    Sasà trällert vor sich hin, den Ellbogen lässig auf das geöffnete Fenster gelegt. Auf einmal hält er in der Nähe eines kleinen Aussichtspunkts.
    »Steig aus und sieh dort rüber ... dort liegt Erice ... diese Stadt hat es schon zu Zeiten der Phönizier und der Griechen gegeben ...«
    Er scheint mehr zu sich selbst als mit mir zu sprechen.
    »Die Römer verehrten hier die ›Venus Erycina‹, die erste Göttin der römischen Mythologie, die der griechischen Aphrodite ähnelte. Schau mal, die Stadt hat einen dreieckigen Grundriss, denn diese geometrische Form spielte eine große Rolle im römischen Kult ...«
    Ich höre ihm gebannt zu. Sehe Sizilien durch seine Augen. Ich kenne nur wenige Menschen, die ihre Heimat so sehr lieben wie er.
    »Jetzt fahren wir zur Pasticceria von Maria Grammatico, und dort wirst du mit die besten cannoli von ganz Sizilien probieren.«
    Betritt man diese Traditionspasticceria, möchte man am liebsten sofort ein schönes Erinnerungsfoto von den alten, mit exquisiten Genüssen gefüllten Glasvitrinen schießen: cannoli , cassate , Mandelgebäck, amaretti , andere Kekse, die typischen mostaccioli , die mit Rotwein gemacht werden ... eine wahre Freude. Sasà hat recht, wenn man hierherkommt, muss man einfach eine von diesen Leckereien kosten. Signora Maria erzählt mir, dass sie seit vierzig Jahren alles Gebäck selbst nach den Rezepten herstellt, die sie als junges Mädchen bei den Nonnen des Klosters von Erice gelernt hat. Während wir miteinander plaudern, kommen zwei dicke cannoli auf einem Plastiktablett zu uns an den einzigen Tisch, den es hier auf einem winzigen Balkon an der Rückseite der Pasticceria gibt. Sasà und ich bleiben noch etwas sitzen und genießen das schöne Wetter und die unglaubliche Aussicht.
    Beim Anblick von Erice, einem Ort mit mittelalterlichem Stadtbild, wird auch Ihnen buchstäblich die Luft wegbleiben. Auf einer Höhe von 752 Metern über dem Meeresspiegel birgt es in seinen Mauern Düfte und Gerüche und die typischen Traditionen Siziliens, die einen direkt in die Vergangenheit versetzen, und man verliebt sich derart in dieses Städtchen, dass man es am liebsten nie mehr verlassen möchte. An klaren Tagen wie heute kann man am Horizont den Ätna sehen. Aber hier oben bietet sich Ihnen noch mehr Postkartenidylle: der Ausblick auf den Hafen von Trapani, im Hintergrund die Ägadischen Inseln, und auf die Bucht von Bonagia. Ich empfehle Ihnen, gehen Sie dort einmal ins Meer: Das Wasser ist wunderbar klar, und draußen liegt malerisch die Insel Ustica vor Ihnen. In Erice ist das Klima typisch mediterran, aber in Anbetracht der Höhe kann es im Winter ausgesprochen kalt werden, und nicht selten sind die Stadt und die Bergspitze dann in dichten Nebel gehüllt. Im Sommer ist es hier angenehm, aber man sollte doch immer einen Pullover dabeihaben.
    Erice nennt über sechzig Kirchen sein Eigen, einige davon sind äußerst bemerkenswert und zeugen von der historischen Bedeutung des Ortes, zum Beispiel die Kirche San Martino oder die kürzlich restaurierte Kirche San Giuliano. Sollten Sie durch den Park kommen, bleiben Sie unbedingt stehen, um die Ruine des Pepolitürmchens zu bewundern und das Castello Venere, ein Normannenkastell mit Resten des antiken Venustempels, das man zum Teil besichtigen kann.
    Zwischen ein paar Bissen von seinem cannolo und einem Glas Passito, diesem ausgezeichneten Dessertwein, erzählt mir Sasà die Geschichte der Cannoli-Frau.
    Eigentlich hieß sie Filomena, wurde aber Mena genannt und liebte cannoli im Übermaß, sie zählte nie nach, wie viele sie davon innerhalb einer Woche verputzte. In ihr hatte der Konditormeister Giovannino eine treue Stammkundin, allerdings mit unterschiedlichen Einkaufsgewohnheiten: Kaufte sie nur ein cannolo , kam sie am gleichen Tag mehrmals wieder, wenn sie aber beschloss, es bei einem Einkauf zu belassen, nahm sie gleich ein ganzes Tablett voll. Die Cannoli-Frau wurde dicker und dicker, nie schien sie auch nur ein Gramm ihrer Leibesfülle zu verlieren; ihr

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