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Die italienischen Momente im Leben

Die italienischen Momente im Leben

Titel: Die italienischen Momente im Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bruno Maccallini
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eigens in Belgien bestellt. Bei der Renovierung 1997 hat man sich bemüht, das anspruchsvolle, elegante Ambiente in der Tradition der Wiener Kaffeehäuser zu erhalten.
    Das Caffè San Marco: Das Lokal aus dem Jahr 1914 wurde bereits im Ersten Weltkrieg komplett zerstört, es galt als geheimer Stützpunkt und Fälscherwerkstatt der antiösterreichischen (also italienischen) Patrioten, den sogenannten »Irredentisten«. Doch in den Zwanzigerjahren wurde es sofort neu aufgebaut und ist heute wie damals der Treffpunkt der Intellektuellen und ein Literatencafé. Hier verkehrten früher große Schriftsteller wie Italo Svevo, James Joyce oder Fulvio Tomizza und heute der auch in Deutschland sehr bekannte Claudio Magris.
    Das Caffè degli Specchi: Gegründet 1839 von dem Griechen Nicolo Priovolo. Es liegt im Erdgeschoss des Palazzo Stratti an der zentralen Piazza dell’Unità d’Italia (die als größter am Meer gelegener Platz in Europa gilt), stellt seit jeher das »Wohnzimmer« der Stadt dar, ein Ort zum Sehen und Gesehen werden, aber hier verkehrten auch Autoren wie Rainer Maria Rilke und James Joyce.
    Das Caffè Tergesteo: Das Kaffeehaus ist heute in die gleichnamige noble Einkaufsgalerie integriert, ein Treffpunkt für Geschäftsleute und die nahen Börsianer. Berühmt geworden ist es auch für die bunten Glasfenster, auf denen Begebenheiten aus der Stadtgeschichte dargestellt sind. Leider haben die jüngsten Renovierungsarbeiten die verloren gegangene Atmosphäre des Fin de Siècle nicht wieder aufleben lassen.
    Das Caffè Stella Polare: Wurde 1867 neben der serbischorthodoxen Kirche eröffnet und war während der amerikanischen Besatzungszeit ein berühmtes Tanzlokal, wo die hüschen mule , wie die Mädchen im hiesigen Dialekt heißen, sich mit in Triest stationierten amerikanischen Soldaten treffen konnten, um sie dann später zu heiraten.
    Während ich von einem Kaffeehaus zum anderen gehe, fühle ich mich in die Vergangenheit versetzt und würde mich nicht wundern, Stendhal und James Joyce an einem Tisch vor mir zu sehen, wie sie ihren belebenden Trank schlürfen.
    ~ ~ ~
    Seit einiger Zeit ist in Triest der nette Brauch des caffè sospeso wieder aufgelebt, der eigentlich ursprünglich aus Neapel stammt. Früher war es dort nämlich gang und gäbe, dass man in einer Bar gleich zwei Kaffees bezahlte und der andere dann von jemandem getrunken wurde, der nicht das nötige Geld dazu hatte. Leider war dieser Brauch in Vergessenheit geraten, aber jetzt scheint er wieder in Mode zu kommen, einfach so, um ein gutes Werk zu tun. Also, wenn Sie nach Triest kommen, fragen Sie doch mal in einer Bar nach einem caffè sospeso . Der geht auf mich.

34.
    MAILAND – »MODE, MAGERMODELS UND DIE NAVIGLI«
    2007
    Von meinem Status als bester Freund konnte ich profitieren, als mich Gianna einlud, sie zur Mailänder Modewoche zu begleiten. Was mich zunächst sehr freute, denn ich sehe mir gern schöne Frauen an. Doch tatsächlich war es dann alles andere als eine Augenweide: die Models, egal ob Männlein oder Weiblein, defilierten mit grimmigem Blick und im Stechschritt vor uns über den Laufsteg und waren allesamt magersüchtig. Die Kleider, die sie trugen, waren selbstverständlich alle atemberaubend.
    Da äußerte Gianna, ein temperamentvolles Vollweib, ganz spontan die Frage: »Diese Kleider sind ja wirklich schön, ich hätte gern eins für mich, aber gibt es die auch in meiner Größe?« Als wir darauf ein Nein als Antwort erhielten, traf meine Freundin das nicht so sehr wie der entsetzte Gesichtsausdruck des mickrigen Designers, der sie schockiert von Kopf bis Fuß musterte. Die Erklärung, die er dann nachschob, war so abstrus, dass ich sie Ihnen wortwörtlich wiedergeben muss: »Die Stylisten entwerfen nur Kleidungsstücke für Modelle mit perfekten Körpermaßen!« Perfekt?!? Jetzt wüssten wir natürlich schon gern, welche Kleidergröße italienische Designer für perfekt halten. Wollen die uns wirklich glauben machen, dass das »perfekt« ist, was wir da auf dem Laufsteg zu sehen bekommen? Und selbst wenn dem wirklich so wäre, wer bitte schön, »lieber« Herr Modedesigner, gibt Ihnen denn das Recht, einer Ihrer Ansicht nach »nicht perfekten« Frau wie meiner Freundin (ich geb’s ja zu, Kleidergröße 56 liegt schon weit über der Norm) des Vergnügens zu berauben, ein schönes Kleidungsstück zu tragen?
    Warum entwerfen denn die Designer keine Mode für »große« Größen? Auch meine etwas fülligere Freundin hat das

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