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Die Jaeger der Nacht

Die Jaeger der Nacht

Titel: Die Jaeger der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Fukuda
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Bürger. Andere sind skeptisch – sind Hepra nicht ausgestorben? Aber selbst den Skeptikern läuft das Wasser im Mund zusammen. Der Gedanke, die Regierung könnte noch irgendwo Hepra verstecken, der Gedanke, dass womöglich jeder Bürger eine Chance bekommt, die Lotterie für die Jagd zu gewinnen … dieser Gedanke versetzt die Schule in helle Aufregung.
    Ich erinnere mich an die Jagd vor zehn Jahren. Daran, wie ich mich wegen der Albträume, die auf mich einstürzten, noch Monate später nicht traute einzuschlafen: Bilder einer imaginierten, brutalen Jagd. Grässliche Schreie panischer Angst, die die Stille der Nacht zerreißen. Regelmäßig wachte ich schreiend auf, untröstlich, auch nachdem mein Vater seine schützenden Arme fest um mich geschlungen hatte. Er sagte, alles wird gut, das Ganze ist nur ein böser Traum, es ist nicht real; doch er wusste nicht, dass in meinen Ohren, während er auf mich einredete, noch immer die erbärmlichen Schreie meiner Schwester und meiner Mutter nachhallten, die aus den Albträumen in das Dunkel meiner allzu realen Welt gedrungen waren.
    In der Cafeteria ist es voll und laut. Selbst das Küchenpersonal diskutiert bei der Essensausgabe – Kunstfleisch – über die Deklaration.
    Das Mittagessen ist von jeher eine Herausforderung für mich, weil ich keine Freunde habe. Ich bin ein Einzelgänger, einerseits, weil es sicherer ist: Weniger Umgang mit anderen bedeutet weniger Risiko, entdeckt zu werden. Aber es ist vor allem die Aussicht, von einem vermeintlichen Freund lebendig verspeist zu werden, die jede Vertrautheit im Keim erstickt. Nennt mich meinetwegen pingelig, aber permanente Todesangst vor der Hand (oder dem Zahn) eines Freundes … ist schon ein Knüppel in den Speichen jeder neuen Freundschaft.
    Deshalb esse ich meistens alleine. Aber nachdem ich heute an der Kasse bezahlt habe, ist kaum noch ein Platz frei. Ich sehe F5 und F19 aus meinem Mathekurs zusammensitzen und hocke mich zu ihnen. Sie sind beide bescheuert, F19 noch ein bisschen mehr. Für mich nenne ich sie Idiot und Doofus.
    »Jungs«, sage ich.
    »Hey«, sagt Idiot, praktisch ohne aufzublicken.
    »Alle reden über die Deklaration«, sage ich.
    »Ja«, sagt Doofus und stopft sich den Mund voll. Eine Weile essen wir schweigend. So ist das mit Idiot und Doofus. Sie sind Computerfreaks und bleiben oft bis in die frühen Tagesstunden wach. Wenn ich mit ihnen esse – etwa einmal die Woche –, reden wir manchmal die ganze Zeit über nicht. Dann fühle ich mich ihnen am nächsten.
    »Mir ist was aufgefallen«, sagt Doofus nach einer Weile.
    Ich sehe ihn an. »Was denn?«
    »Jemand hat dich ziemlich genau im Blick.« Er nimmt einen weiteren Bissen von dem rohen Fleisch. Der rote Saft sickert über sein Kinn und tropft in seine Schüssel.
    »Der Mathelehrer, meinst du? Ich weiß, der Typ hat mich voll auf dem …«
    »Nein, ich meinte jemand anderen. Ein Mädchen.«
    Diesmal blicken Idiot und ich beide auf.
    »Echt jetzt?«, fragt Idiot.
    Doofus nickt. »Sie guckt schon seit zwei Minuten zu dir rüber.«
    »Doch nicht zu mir. Wahrscheinlich gafft sie einen von euch an.«
    Idiot und Doofus sehen sich an. Idiot kratzt sich ein paarmal am Handgelenk.
    »Komisch«, meint Doofus. »Ich könnte schwören, dass sie dich schon eine ganze Weile abcheckt. Nicht bloß heute, sondern seit ein paar Wochen, in jeder Pause.«
    »Wie auch immer.« Ich täusche Desinteresse vor.
    »Nein, guck mal, wie sie dich anstarrt. Hinter dir, an dem Tisch am Fenster.«
    Idiot wendet kurz den Kopf. Als er sich wieder umdreht, kratzt er sich fest und schnell das Handgelenk.
    »Was ist denn so lustig?«, frage ich, trinke noch einen Schluck und widerstehe dem Drang, mich ebenfalls umzudrehen.
    Idiot kratzt sich noch schneller und fester am Handgelenk. »Das musst du sehen. Das ist kein Witz.«
    Ich wende mich langsam um und riskiere einen verstohlenen Blick. Eine Gruppe von Mädchen sitzt zusammen beim Essen. Die Begehrenswerten. So sind sie allgemein bekannt. Der runde Tisch gehört ihnen, jeder kennt das ungeschriebene Gesetz, sich davon fernzuhalten. Er ist das Hoheitsgebiet der Begehrenswerten, der beliebten Mädchen mit den Designerklamotten und den süßen Freunden. An diesen Tisch tritt man nicht unaufgefordert. Ich habe selbst ihre Freunde gehorsam warten sehen, bis ihnen erlaubt wurde, näher zu kommen.
    Nicht eine von ihnen guckt in meine Richtung. Schnatternd vergleichen sie ihren Schmuck, ohne irgendetwas von der Welt jenseits

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