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Die Jäger des Lichts (German Edition)

Die Jäger des Lichts (German Edition)

Titel: Die Jäger des Lichts (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Fukuda
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Schenkel gegraben. Epap dreht den Schlauch auf. Nach kürzester Zeit sind die Schatter vernichtet. Er läuft zu Jacob, hebt ihn auf und wirftihn über die Schulter, ohne die Verletzungen zu begutachten, deren Zeuge er geworden ist.
    Ich habe derweil ein wenig Kraft geschöpft, genug, um mich hochzurappeln und die Schläuche auf dem Bahnsteig aus dem Weg zu treten, damit Epap nicht stolpert. Er holt mich ein, und zusammen laufen wir dem Zug hinterher.
    Ich spüre die Hitzewellen, die Jacobs Körper ausstrahlt. Auch ohne ihn anzusehen weiß ich, dass er sich verwandelt, und zwar schnell. Da er von drei Schattern gebissen und infiziert worden ist, wird sich der Prozess um ein Vielfaches beschleunigen.
    Die Angst verleiht uns frische Kräfte, und wir preschen bis auf Höhe des fahrenden Zuges. David streckt die Hand aus der offenen Tür und zieht Epap, Jacob und zuletzt mich in den Waggon, wo wir krachend auf den Boden fallen. Sissy liegt nach wie vor bewusstlos neben uns, umringt von einer Gruppe Mädchen aus dem Dorf. Das Mädchen mit den Sommersprossen sieht mich an und wirft einen panischen Blick auf die uns nachjagenden Schatter.
    »Nein, nein, nein!«, sagt Jacob. Er fängt an zu zittern, Schweiß strömt über sein Gesicht. Ich sehe die Wunden an seinem Hals, nicht nur zwei winzige Löcher, sondern ein ganzer Sumpf von Punkten. Er verwandelt sich in dramatischem Tempo.
    Er weiß es selbst und sieht Epap ängstlich an.
    »Du wirst wieder gesund, Jacob«, sagt der und streicht ihm das Haar aus dem Gesicht. »Alles wird gut.«
    Hinter uns hören wir die manischen Schreie der Schatter, die dem Zug nachlaufen. Der beschleunigt langsam, doch die Türen sind immer noch offen.
    »Wo ist Ben?«, schreit David und blickt sich um.
    Jacob zuckt, ein Schweißfilm glänzt auf seinem kalten Körper.
    »Wie viel schneller muss der Zug noch fahren, bevor sich die Türen schließen?«, rufe ich dem Mädchen mit den Sommersprossen zu.«
    »Gleich!«, antwortet sie. »Ich glaube, wir haben die kritische Geschwindigkeit fast erreicht.«
    Und tatsächlich hören wir im selben Moment ein metallisches Klicken, und die Türen gleiten langsam zu.
    Jacob wendet den Kopf, ein schrecklicher, gehetzter Ausdruck huscht über sein aschfahles Gesicht. »Ich verwandle mich«, sagt er und starrt auf die sich schließende Tür. Und er kapiert, was wir erst noch begreifen müssen. Wenn die Tür zufällt und er sich verwandelt, sind alle in dem Waggon tot.
    Jacob springt auf. Eine Sekunde später wird mir klar, was er vorhat. Ich will die Hand ausstrecken, um ihn zu Fall zu bringen, erstarre jedoch für einen Moment. Und dieses kurze Zögern nutzt er, um mit drei Sätzen durch die sich schließende Lücke zu springen. Dann ist er weg, und die Tür fällt klickend ins Schloss.
    » NEIN !«, ruft David und ist schon an der Tür, um sie wieder aufzuziehen. Doch sie ist verschlossen und wird es bleiben, bis wir unser Ziel erreicht haben.
    » JACOB !«, ruft er. »Jacob, Jacob!«
    Jacob ist aufgestanden, sein Gesicht zittert vor Angst und Schock. Er ist zum ersten Mal ganz allein da draußen in der Welt, und das ist mehr, als er ertragen kann. Er rennt neben uns her, und sei es nur, um noch ein paar Sekunden länger mit uns zusammen zu sein. David streckt den Arm aus, und einen Moment lang ist Jacob schnell genug, um seine Hand zu fassen. Sein Haar wippt auf und ab, seine Wangen zittern, seine Augen sind voller Tränen, dieser Junge, der von einem Karussell mit galoppierenden Pferden, hüpfenden Fröschen und fliegenden Delfinen geträumt hat. Er sieht so klein aus dort draußen. Er ist ganz allein, und daran können wir jetzt nichts mehr ändern.
    Der Zug nimmt Fahrt auf, und Jacob kann nicht mehr mithalten. Ihre Hände beginnen sich zu lösen.
    »Jacob!«
    Ihre Hände trennen sich.
    Er rennt, so schnell er kann, mit wild rudernden Armen und stampfenden Beinen. Er will nicht allein sein, er will nicht in der Nacht zurückbleiben, er will nicht die einzige Familie verlieren, die er je gekannt hat. Doch er fällt zurück, und der Zug wird immer schneller.
    Dann stolpert und stürzt er. Ich kann kaum hinsehen. Er ist ein blasser Kiesel an einem dunklen Strand. Und dann kommt eine Welle und verschluckt ihn.
    Die Eisenstreben des Waggons beginnen zu vibrieren. Nicht heftig, sondern eher wie ein Summen, das jedoch immer stärker wird, bis die Stäbe in meinen Händen zittern, als würden sie zum Leben erwachen. Und dann sind es nicht nur die Streben, sondern

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