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Die Jäger des Lichts (German Edition)

Die Jäger des Lichts (German Edition)

Titel: Die Jäger des Lichts (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Fukuda
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tauche in den Fluss.
    Kalte schwarze Nässe. Die Strömung treibt mich flussabwärts. Ich strample dagegen an, genau wie gegen die Strudel, die mich kreiselnd in die Tiefe ziehen wollen. Einmal untergetaucht würde ich endgültig die Orientierung verlieren. Ohne mich groß um die Richtung zu kümmern, schwimme ich in kräftigen Zügen voran, weil ich die Luft nicht mehr viel länger anhalten kann.
    Das Ufer erwischt mich wie ein heftiger Schlag. Schroffer Stein schneidet in meine Hände und blockiert meine Finger. Meine klatschnassen Kleider zerren mich nach unten, als ich mich aus dem Wasser ziehe. Auf wackligen Füßen stolpere ich ans Ufer. Von dort sehe ich das Boot, es ist weiter weg, als ich dachte. Die Strömung hat mich fast fünfzig Meter flussabwärts getrieben. Eine warme Flüssigkeit strömt über meine Hände. Noch bevor ich hingucke, weiß ich, was es ist. Blut sickert aus meinen Schnittwunden.
    Ein Geheul bricht aus, schrill genug, um die Sterne zu zerschmettern und den Mond zu erschüttern. Sie riechen mein Blut.
    Die drei Seile an den Enterhaken hängen plötzlich schlaff durch, und die gekrängte Seite des Bootes sinkt platschend wieder ins Wasser. Die Jäger haben die Seile losgelassen. Sie sind zu mir unterwegs.
    »Sissy! Wo bist du?«
    »Hier drüben. Komm schnell.«
    Sie steht neben einem Haufen von Ausrüstungsgegenständen, weitere Seile, Enterhaken und ein geladenes Harpunengeschütz. Die Jäger müssen die Sachen vorher zur Sicherheit hier deponiert haben. Wenn wir die erste Falle irgendwie durchbrochen hätten, wären sie einfach ein Stück vorgelaufen und hätten die nächste aufgebaut.
    »Sie kommen, Sissy.«
    »Ich weiß.«
    Ich nehme die Harpune oder versuche es zumindest. Sie wiegt eine Tonne. Ich kann sie nicht bewegen, geschweige denn abfeuern. Jedenfalls nicht allein. »Sissy, hilf mir mit diesem Ding. Zusammen können wir es anheben.«
    Sie antwortet nicht.
    Ich blicke auf. Sie ist verschwunden.
    Wieder ertönt Geheul, beunruhigend nah. Ich renne über die Hügelkuppe. Sissy steht ein Stück den Hang hinunter. Sie wirkt winzig im Licht des Mondes. In ihrer sehr weißen Faust hält sie einen Dolch. Zwei Jäger rasen auf sie zu. Der gigantische Dauerlauf hat ihr Körperfett verbrannt, sodass ihre Haut an ihren Rippen flattert wie Wäsche auf der Leine. Der dritte Jäger ist nirgendwo zu sehen.
    Sissy rührt sich nicht. Sie sind nur noch zwanzig Sekunden entfernt, doch sie lässt sich Zeit, um den besten Moment abzupassen, ihren Wurf anzubringen. Aber sie versteht sie nicht so wie ich. Ich kenne ihre Taktik.
    »Sissy«, sage ich und laufe zu ihr, »du musst sie jetzt ausschalten.«
    »Nein«, flüstert sie. »Sie sind noch zu weit weg.«
    »Bald werden sie sich aufteilen. Einer nach rechts, einernach links, und dann kommen sie aus zwei verschiedenen Richtungen, um dich zu verwirren und sich in deinem toten Winkel anzuschleichen. Während du noch auf den einen zielst, springt der andere dich schon von hinten an. Jetzt, Sissy!«
    Sie glaubt mir und schleudert den Dolch auf einen Punkt links von den Jägern. Während sie weiterlaufen, wenden sie den Kopf, um die rotierende glitzernde Klinge zu beobachten und ihren weiten Bogen bis über den Fluss und dann wieder in ihre Richtung zu verfolgen.
    Als der Dolch im letzten Moment eine Kurve beschreibt, springen sie über ihn hinweg und jagen mit triumphierendem Geheul wieder auf uns zu. Sie wissen Bescheid. Man hat ihnen von Sissys Dolchen erzählt.
    Aber es gibt etwas, was sie nicht wissen.
    Dies ist nicht der einzige Dolch in der Luft.
    Während sie die Flugbahn des ersten verfolgten, hat Sissy einen zweiten geworfen.
    Plötzlich wird einer der beiden Jäger wie von einer unsichtbaren Leine umgerissen, die ruckartig stramm gezogen wird. Der zweite Dolch hat seinen Hals durchbohrt, die geschmolzene käsige Haut bietet kaum Widerstand, sodass der Dolch bis zum Heft in der Wunde steckt. Der Jäger liegt mit strampelnden Armen und Beinen auf dem Rücken wie eine umgekippte Schildkröte. Er will aufstehen, kann aber nicht. Die Klinge hat seine Luftröhre durchbohrt.
    Der andere Jäger schreit laut auf, aber nicht aus Furcht.Auch nicht aus Trauer über den gefallenen Kameraden. Sondern vor Entzücken. Jetzt bekommt er mehr Hepra ab. Wild geifernd vor Lust läuft er auf Sissy zu.
    Sissy greift an ihren Gürtel. Sie hat nur noch drei Dolche übrig. Sie wirft den ersten nach rechts. Alle – auch der Jäger – wenden den Kopf, um ihm nachzusehen,

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